Die Pandemie hat in der Finanzwelt kuriose Blüten getrieben, das gilt auch bei der Geldanlage: Auch wenn viele Menschen keine Ahnung hatten, was in Zeiten von Kurzarbeit und Markteinbrüchen mit ihrem Geld passiert, haben viele angefangen, in ETFs und Aktien zu investieren. Pandemiewahnsinn und drohende Pleitewellen in der echten Welt, bei gleichzeitiger Party und Goldgräberstimmung an den Märkten. Das passt irgendwie nicht recht zusammen.
Was auch nicht zusammenpasst, ist, dass offenbar viele junge Menschen ihr Geld via Trading-Apps auf dem Smartphone in Richtung Börse transferiert haben – obwohl ihre Kenntnisse über die Geldanlage nicht besonders ausgeprägt sind. Dass dieses Paradox Realität ist, bestätigt jetzt auch eine repräsentative Umfrage unter 1716 Studierenden in ganz Deutschland des Fintechs-Start-Ups amplitude und der Technischen Universität München.
Darin geben 84 Prozent der Studierenden an, nur über ein unzureichendes Finanzwissen verfügen. Ein Grund: Niemand habe es ihnen beigebracht. Nicht die Eltern und auch nicht die Schule. Von Seiten der Politik wünschten sich 55 Prozent der Befragten mehr Initiative auf diesem Gebiet: Geht es um Wissensvermittlung in Sachen Geld und Finanzen, sagten viele der Befragten, dass die Bildungspolitik sich dahingehend ändern müsse.
Lernwilligkeit in Sachen Sparen
Trotz mangelnder Grundkenntnisse ist das Interesse an Finanzprodukten aber groß: Rund die Hälfte der Studierenden hat ihr Geld trotzdem in Aktien angelegt. Zudem investieren rund 44 Prozent in ETFs. Verwunderlich ist das nicht, die Papiere sind als Anlage zum langfristigen Sparen beliebt. Die Investitionen in Aktien und ETFs sind dank Trading-Apps so einfach wie nie. Vor allem die junge Zielgruppe ist daher zunehmend per Smartphone an der Börse. Die Frage ist nur: Wissen sie, was sie tun, wenn sie angeben, dass das eben nicht der Fall ist?
Experten wie Christian Röhl, der die Aktienmärkte seit Jahren genau beobachtet, freuen sich über das seit der Corona-Krise gesteigerte Interesse. Er sieht die Entwicklung hin zu Trading-Apps aber kritisch. Junge Leute, die mit Aktien handeln, verfallen schnell in einen Zockermodus. „Sie können sich überschätzen“, sagt er im Finance-Forward-Podcast .
Dabei ist das Sparen so wichtig wie nie. Die gesetzliche Rentenkasse steht vor gewaltigen Herausforderungen. Die langfristige Geldanlage zum Vermögensaufbau und zur privaten Altersvorsorge wird von allen Experten empfohlen.
Doch auch, wenn es den Studierenden an deutschen Universitäten offenbar an Basiswissen in Sachen Geld und Sparen zu fehlen scheint – immerhin 40 Prozent geben an, dass sie sich nicht mit Aktien auskennen – gibt es Grund zur Hoffnung: Denn zumindest ein Teil der Befragten hat längst angefangen, die eigenen Wissenslücke zu füllen: Zwei Drittel der Befragten informieren sich mindestens einmal im Monat über Finanzen und Aktien. 20 Prozent tun das sogar täglich.
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