Pleiten am Grauen Kapitalmarkt
Bis zur Pleite 2014 lockte das Energieunternehmen Anleger mit traumhaften Renditeversprechen an. Per Genussschein konnten sie sich an der Finanzierung von Windkraftanlagen beteiligen. Verbraucherschützer und Medien – auch Capital – sahen in dem Geschäftsmodell ein Schneeballsystem, das irgendwann in sich zusammenbrechen werde. 2014 meldete Prokon Insolvenz an, die Anleger mussten auf mehr als 40 Prozent ihrer Einlagen verzichten. Das Unternehmen wurde als Genossenschaft weitergeführt.
Die Infinus-Gruppe soll ein Schneeballsystem betrieben haben - das größte, das es in Deutschland je gegeben hat. Von 54.000 Anlegern geht die Staatsanwaltschaft seit Firmengründung im Jahr 2000 aus, von einer investierten Summe jenseits der 2 Mrd. Euro. Das Unternehmen handelte mit gebrauchten Lebensversicherungen, die die Besitzer loswerden wollten, und führte sie fort. Den Rückkaufpreis investierten die Infinus-Kunden meist gleich wieder in Orderschuldverschreibungen, die mit fünf bis neun Prozent verzinst waren. Der Prozess gegen die Verantwortlichen läuft noch, aber die Anleger werden womöglich leer ausgehen.
Der Brennstoffhersteller German Pellets ging im Februar 2016 in die Insolvenz. Das Unternehmen hatte seine rasante Expansion mit Abermillionen aus Anleihen und Genussrechten finanziert. 270 Mio. Euro sammelte das Unternehmen bei gut 17.000 Kleinanlegern ein. Sie müssen nach der Pleite mit einem Totalverlust rechnen.
Die S&K-Gruppe war im Immobiliengeschäft unterwegs. Mit einem ausgeklügelten System aus Immobiliengeschäften, Lebensversicherungen, eigenen und gekaperten Fonds wurden über 10.000 Anleger um mehr als 240 Mio. Euro geprellt. Die beiden Gründer Stephan Schäfer und Jonas Köller wurden zu jeweils achteinhalb Jahren Haft verurteilt.
Im Jahr 2007 meldete die Göttinger Gruppe Insolvenz an, die an Hunderttausende Anleger eine besondere Form der stillen Beteiligung als Altersvorsorge verkauft hatte. Kunden meldeten Ansprüche von mehr als 800 Mio. Euro an. Die Manager wurden von fast allen Vorwürfen freigesprochen oder kamen glimpflich davon.
Rund 600 deutsche Fondsschiffe sind in den vergangenen Jahren in die Pleite gefahren, private Anleger haben dabei Hunderte Millionen Euro verloren. Für die bedeutet eine Insolvenz meist den Totalverlust. Viele müssen sogar die Ausschüttungen der vergangenen Jahre zurückzahlen.