Wer es in den Dax geschafft hat, genießt viel Aufmerksamkeit und wird auch von internationalen Investoren wesentlich stärker beachtet. Da überrascht es nicht, dass man sich bei der Commerzbank freut, wieder zum erlauchten Kreis der 40 Blue Chips zu zählen. Allerdings war der Aufstieg des Dax-Gründungsmitglieds nur möglich, weil sich der Industriegase-Hersteller Linde von der Frankfurter Börse zurückgezogen hat. Commerzbank-Chef Manfred Knof ließ zumindest keinen Zweifel aufkommen: „Wir sind gekommen, um zu bleiben“. Doch der Aufstieg aus dem MDax muss nicht zwingend positiv für die Performance der Aktie sein.
Wer schon länger bei der Commerzbank dabei ist, freut sich über den satten Gewinn von rund 250 Prozent seit Frühjahr 2020. Zweifellos schlägt sich die Restrukturierung der vergangenen Jahre inzwischen auch positiv in den Ergebnissen nieder. So erzielte das Finanzhaus im Vorjahr den höchsten Gewinn seit 2007.
Der leichte Teil liegt hinter der Commerzbank-Aktie
Diese Entwicklung wurde an der Börse aber mit der Rally in den vergangenen Monaten bereits eingepreist. Der weitere Weg wird nun deutlich schwieriger, die Erfolge eher kleiner. Ein Effekt, der immer wieder bei Aufsteigern zu beobachten ist. So ziehen in den Dax oft Werte ein, die eine längere Wachstumsphase oder eine erfolgreiche Restrukturierung hinter sich haben und in der Bewertung nicht mehr sonderlich attraktiv aussehen.
Anders ist die Lage im MDax, meint Dennis Austinat, Deutschland-Chef der internationalen Multi-Asset-Plattform Trive: „Das Nebenwerte-Barometer ist gespickt mit zahlreichen Unternehmen aus aufstrebenden Branchen. Hier wirkt sich die regelmäßige Überprüfung der Indexzusammensetzung positiv aus.“
Im Vergleich zum Dax ist der MDax über verschiedene Sektoren auch breiter aufgestellt. Gerade in schwierigeren Wirtschaftsphasen wirke die Streuung wie ein Puffer, ergänzt Austinat. Zudem können die meist kleineren Firmen flexibler auf Angebots- und Nachfrageveränderungen reagieren und sind nicht selten Weltmarktführer in ihrem Bereich.
MDax in den Fokus nehmen
Als Anleger sollte man daher gerade die zweite Reihe immer im Blick behalten. Hier spielt oft die Musik, wenn es um die Rendite geht. „Langfristig wird der Effekt häufig unterschätzt, zeigt sich dafür aber umso deutlicher“, sagt Ricardo Evangelista, Senior Analyst bei Activtrades. „Wer Anfang 2000 rund 8000 Euro in den MDax investiert hätte, würde sich heute über ein Vermögen von knapp 60.000 Euro freuen. Die gleiche Summer kletterte mit einem Dax-Investment nur auf 17.000 Euro, wobei dafür fast ausschließlich Dividendenzahlungen verantwortlich sind“, so Evangelista.
Umgerechnet lieferte der Dax eine Rendite pro Jahr von mageren 3,6 Prozent, während mit dem MDax etwa 8,6 Prozent möglich waren. Dennoch erkauften sich Anleger die höhere Performance nicht mit größeren Risiken. So sackte das Dax-Investment in der Spitze um gut 70 Prozent ab, der MDax hingegen um 60 Prozent. Die längste Verlustperiode war bei den Blue Chips mit mehr als sieben Jahren rund zwei Jahre länger als bei den Nebenwerten. Fazit: Auch an der Börse gilt das Motto: klein aber fein.