Das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone ist im ersten Quartal 2016 im Vergleich zum letzten Quartal 2015 um 0,6 Prozent gewachsen. Damit legte die Wirtschaft stärker zu als erwartet. Ökonomen hatten zwischenzeitlich mit einem Wachstum von nur 0,5 Prozent gerechnet. Für Anleger war die gute Nachricht allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In den Aktienkursen schlägt sich das leicht verbesserte Wirtschaftswachstum nämlich kaum nieder. Nach viel Hin und Her ist der Aktienindex MSCI Europe seit Sommer vergangenen Jahres um rund 20 Prozent gefallen.
Europäische Standardwertefonds der Morningstar-Kategorie Blend – Fonds also, die weder einen Growth- noch einen Value-Ansatz verfolgen – haben im laufenden Jahr im Schnitt fünf Prozent an Wert verloren. In den vergangenen zwölf Monaten machten sie durchschnittlich 7,5 Prozent Minus. Dafür gibt es gute Gründe: Ein nachhaltiger Aufschwung ist nicht in Sicht. In vielen Ländern der Eurozone schwächelt die Konjunktur, politische Probleme sorgen zusätzlich für Unruhe.
Auf Sicht von drei Jahren liegen die Fonds immerhin im Schnitt acht Prozent pro Jahr im Plus. Ein Blick auf die Gewinner und Verlierer zeigt aber auch, dass einige Manager in den vergangenen Jahren die Verluste deutlich besser begrenzen konnten als andere. Die erfolgreichsten Manager erzielten in den vergangenen drei Jahren sogar 13 Prozent Plus pro Jahr. Die glücklosesten machten jährlich rund drei Prozent Minus.
Die reinsten Wundertüten
Am besten schnitt in den vergangenen drei Jahren der Fonds „Investec GSF European Equity“ ab. Er ist derzeit zu rund einem Drittel in deutschen Aktien investiert. Bei aller Diskussion um die finanzielle Belastung durch die Flüchtlingskrise: Deutschland ist nach wie vor eines der wirtschaftsstärksten Länder in Europa. Daneben setzt der Investec-Fonds überwiegend auf Papiere aus Frankreich, der Schweiz und Schweden. Aus dem wirtschaftlich wackeligen Südeuropa hält er sich dagegen fern.
Europa-Standardwertefonds sind nur auf den ersten Blick Langeweiler. Auf den zweiten Blick sind sie die reinsten Wundertüten. Der Manager des Zehntplatzierten, des Fonds „Schroders ISF European Opportunities“, lässt sich offenbar vom Brexit-Referendum nicht schrecken: Britische Aktien haben derzeit im Portfolio ein Gewicht von 31 Prozent und sind damit nicht nur im Vergleich zu den meisten Konkurrenten übergewichtet, sondern auch gegenüber dem Vergleichsindex. Auch italienische Aktien sind im Fonds derzeit stärker vertreten als im Index.
Finanzberater legen Privatinvestoren gern nahe, breit gestreut zu investieren, zum Beispiel in europäische Aktienfonds. Der Rat ist nicht verkehrt. Der Blick auf die Produkte zeigt aber: Auch bei breit gestreuten Fonds-Anlagen sollten Investoren eine Marktmeinung haben und ihr Investment entsprechend wählen.