Die Suche nach auskömmlichen Zinserträgen stellt Anleger derzeit vor massive Probleme. Schließlich setzt die Europäische Zentralbank nicht nur ihre Nullzinspolitik fort, sie kauft neuerdings auch noch massiv Anleihen auf, überschwemmt die Märkte mit Liquidität und senkt die Renditen auf Festverzinsliche noch stärker als bisher.
Doch genau das kommt einer Anlageklasse zugute, die normalerweise als hochriskant verschrien ist: Anleihen von Unternehmen, um deren Ruf als Schuldner es nicht gerade gut bestellt ist. Sie erfahren seit Jahresanfang einen kräftigen Nachfrageschub. Die Gründe: Die hochverzinslichen Papiere zahlen attraktive Zinskupons, und wenn sich die Konjunktur in Europa weiter aufhellt, dann dürfte das gerade auch weniger gut beleumundeten Unternehmen zugutekommen: Geringe Ausfallraten bei den Schuldnern und steigende Bonitäten lassen die Kurse sogenannter Ramsch-Anleihen steigen.
Tatsächlich hellt sich die Stimmung der Wirtschaft in ganz Europa seit Jahresanfang auf. Davon profitierten auf breiter Front Manager von Hochzinsanleihe-Fonds, die in dieser Region aktiv sind: Die besten Fonds der Anlagekategorie konnten seit Jahresanfang zwischen 2,5 und 3,7 Prozent an Wert zulegen – für Zinsinvestoren ist das ein beeindruckender Ertrag. Und für das Gesamtjahr halten Beobachter bereits ein Plus von neun bis zehn Prozent für möglich, das wäre etwa so viel wie schon im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre. Für Anleger können Fonds für Hochzinsanleihen aus Europa damit eine gute Ergänzung des Portfolios darstellen, wenn sie einerseits auf regelmäßige Zinserträge Wert legen und andererseits auf einen wirtschaftlichen Aufschwung in Europa setzen.
Gebühren bei der Auswahl berücksichtigen
Das Verfolgerfeld der Fondsmanager ist momentan dicht besetzt, und so sollten interessierte Anleger bei der Wahl des geeigneten Fonds nicht nur die Performance in den Blick nehmen, sondern vor allem auch die Verwaltungskosten und Vertriebsgebühren. Der aktuell führende Fonds des Vergleichsfelds, der „European High Yield“ Fonds des US-Vermögensverwalters T. Rowe Price, hat hier gegenüber seinen schärfsten Konkurrenten gewisse Nachteile, er gehört nämlich zu den teuersten Produkten im Markt. Andererseits überzeugte Manager Michael Della Vedova nicht nur in der Drei-Jahres-Rückschau, sondern liegt auch in diesem Jahr wieder vor der Konkurrenz.
Vedova ist überzeugt, dass die Anlageklasse Investoren auch nach dem fulminanten Start in dieses Jahr weiterhin viel Freude bereiten wird. Dafür spreche unter anderem die große Zahl neuer Anleihe-Emittenten. Eines von drei Unternehmen, die momentan Anleihen schwächerer Bonitäten ausgebe, betrete damit Neuland – und gerade die Erst-Verkäufer zahlten typischerweise besonders hohe Zinsen. Vedova rät zudem, nicht nur auf jene Unternehmen zu schielen, deren Bonität gerade so unter Investment-Grade-Status liegt, also etwa von der Agentur Standard & Poor’s eine BB-Note erhielten. Vielmehr seien riskantere Papiere etwa mit einem einfachen B-Rating gemessen am Risiko-Rendite-Profil noch attraktiver. Solche besonders riskanten Titel sind dementsprechend im Fonds stark übergewichtet.
Auch beim European High Yield Fonds des deutschen Anbieters Lazard dominieren im Anlage-Portfolio Ramsch-Anleihen mit Rating-Noten unterhalb von „BB“ mit einem Anteil von über 50 Prozent. Manager Holger Mertens und sein Team setzen zudem stark auf Anleihen aus dem Bankgewerbe, darunter auch Titel kleinerer Emittenten wie Veneto Banca oder Towergate Finance. Mertens ist angesichts der konjunkturellen Belebung und des Zinsumfelds genauso optimistisch für das Anlagesegment wie seine Kollegen.