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Nachhaltige Aktien-ETF ESG diversifiziert das Depot

Was bewirken nachhaltige Fonds im Depot?
Was bewirken nachhaltige Fonds im Depot?
© IMAGO / Pond5 Images
Eine Studie der Deutschen Bank wirft einen nüchternen Blick auf nachhaltige Anlagen jenseits ethischer Überlegungen. Das Ergebnis dürfte aber auch Moralisten freuen: Nachhaltige Aktien-ETF diversifizieren das Depot und machen es somit stabiler.

Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, sein Geld in nachhaltige Geldanlagen zu stecken. Die einen möchten dazu beitragen, die Welt ein wenig besser zu machen, etwa durch die Finanzierung regenerativer Energien. Andere wiederum erhoffen sich höhere Renditen durch Investitionen in Zukunftstechnologien und fürchten, ansonsten mit „Stranded Assets“ aus der fossilen Branche ihr Geld zu verlieren. Bei vielen Nachhaltigkeitsinvestoren wird eine Mischung aus beiden Aspekten zusammenkommen. Es spricht schließlich nichts dagegen, Gutes zu tun und Rendite einzustreichen. Oder eben Rendite einzustreichen und dabei Gutes zu tun.

Bislang ist bei beiden Motivationen noch kein abschließendes Urteil über ihren Erfolg möglich, räumt die Deutsche Bank jetzt in einer Studie ein. Dafür sei es einfach zu früh, so die Autoren Brian Bedell, Jan Schildbach und Ursula Walther. „Die Debatte darüber, ob nachhaltige Anlagen in Bezug auf die Rendite besser abschneiden als nicht-nachhaltige Anlagen, ist nach wie vor ungeklärt und hängt wahrscheinlich von den gewählten Zeiträumen und den Nuancen des Engagements ab (z. B. defensive Anlagen in einem unsicheren geopolitischen Umfeld).“

Und man mag hinzufügen: Greenwashing-Diskussionen (ausgelöst unter anderem durch die Deutsche Bank-Tochter DWS) machen es schwierig zu beurteilen, ob nachhaltige Investitionen auch nachhaltige Wirkungen für eine bessere Welt haben. Für Aussagen über die Rendite ist es gleichfalls zu früh, um ein belastbares Urteil zu fällen, dafür sind nachhaltige Fonds noch nicht lange genug am Markt.

Die drei Autoren der Deutschen Bank haben sich deshalb eine andere, für die Geldanlage ebenfalls wichtige Frage gestellt: Helfen nachhaltige Fonds dabei, das Depot zu diversifizieren und damit die Wertschwankungen zu minimieren? Auch hierbei trauen sie sich keine endgültige Antwort zu, wohl aber eine vorläufige: Nachhaltige Fonds „könnten ein attraktiver Vermögenswert in Portfolios sein, wenn sie einen Diversifizierungsvorteil bieten, indem sie von nicht-nachhaltigen Anlagen entkoppelt sind.“

Für die Studie hat das Autorenteam börsengehandelte Indexfonds (ETFs) betrachtet und in die drei regulatorischen Kategorien für Nachhaltigkeit eingeteilt. Dies sind: Artikel 6 (kein ESG), Artikel 8 („hellgrün“ mit ESG-Charakteristika) und Artikel 9 („dunkelgrün“ mit nachhaltigen Investitionszielen). Insgesamt flossen in die Untersuchung 853 Aktien- und 433 Renten-ETF ein, die an europäischen Börsen gehandelt werden. Von diesen entsprachen allerdings nur elf (Aktien) bzw. 14 (Renten) den Vorgaben von Artikel 9. Zudem sind diese ETF recht jung, was – wie die Autoren bemerken – die Beurteilung erschwere.

Investition in gute Unternehmensführung

Dennoch sei zu vermuten, so das Autorenteam, dass die Artikel 9-Fonds sich in gewisser Weise von den beiden anderen Kategorien entkoppeln. „Es wird davon ausgegangen, dass nachhaltige Fonds in Unternehmen investieren, die eine gute Unternehmensführung praktizieren, was sich häufig positiv auf die langfristige finanzielle Performance auswirkt (z.B. haben solche Firmen ein geringeres Prozess- oder Reputationsrisiko).“

Außerdem lege die Erfahrung während der Coronapandemie nahe, dass nachhaltige Fonds widerstandsfähig gegen sogenannte Tail-Risks sind. Dies sind extrem unwahrscheinliche Ereignisse, die aber erhebliche Konsequenzen haben können. Tail bezieht sich dabei auf den Rand der mathematischen Normalverteilung, die eine Glockenkurve bildet.

Schließlich könnten sich nachhaltige Fonds in Krisenphasen als stabiler erweisen, weil sie wenig nervöse Investoren haben. „Studien legen nahe, dass nachhaltige Fonds eher geduldige Anleger anziehen, die weniger empfindlich auf negative Renditen reagieren. Folglich könnten solche Fonds weniger anfällig für große Rücknahmen sein – die Nachfrage nach ihnen könnte weniger volatil sein“, heißt es in der Studie. Dem wirke allerdings entgegen, dass nachhaltige ETFs oftmals in neue Technologien investierten, was höhere Risiken mit sich bringe.

Höhere Rendite – und Volatilität

Was sagt aber nun die Empirie in der Deutsche Bank-Studie? Mit Blick auf die Performance haben die Artikel 9-ETF demnach besser abgeschnitten als der Durchschnitt der Artikel 8- und Artikel 6-ETF. Die Studie beziffert dies für den Zeitraum seit 2020 auf durchschnittlich sechs Prozentpunkte. Zugleich lag die Volatilität aber etwas höher bei den Artikel 9-ETF, und zwar sowohl bei Aktien- als auch bei Anleihe-ETF. Damit würde sich die Anlage-Grundregel bewahrheiten, dass höhere Investmenterträge mit höheren Risiken einhergehen.

Zugleich fanden die Autoren aber heraus, dass die „dunkelgrünen“ ETF weniger von Kursentwicklungen bei den beiden anderen Kategorien beeinflusst werden, wohingegen Artikel 8- und Artikel 6-Fonds oftmals gleichgerichtete Kursbewegungen sähen. „Infolgedessen können diese stark vernetzten Portfolios anfällig für systemische Risiken sein, bei denen ein Schock bei einem Vermögenswert schnell auf andere übergreifen und zu erheblichen Verlusten führen kann“, heißt es. „Eine Diversifizierung über Märkte, die weniger stark miteinander verbunden sind, kann dazu beitragen, dieses Risiko zu mindern.“

Entkopplung von Risiken

Daraus folgern die Autoren: „ ,Dunkelgrüne‘ Aktien-ETFs sind teilweise von ihren weniger nachhaltigen Pendants abgekoppelt, was den Anlegern eine bessere Diversifizierung ihres Portfolios ermöglichen könnte.“ Dies gelte insbesondere für Aktien-ETF. Bei Renten-ETF trauen sich die Autoren kein Urteil zu, weil der Markt von den extrem starken Kursbewegungen infolge der Zinswende dominiert worden sei.

Für Anleger, die in traditionelle ETF investiert sind oder einen Sparplan darauf eingerichtet haben, kann es also helfen ein wenig Stabilität ins Depot zu bringen, dies um einen nachhaltigen Aktien-ETF (Artikel 9) zu ergänzen. Dies können die nachhaltige Version eines Standardindex (iShares MSCI World ESG Enhanced ETF; ISIN IE00BHZPJ569) oder Produkte sein, die gezielt auf ESG-Themen hin ausgerichtet sind. Anlegerinnen und Anleger bewegen sich dabei häufig im Bereich von Themen-ETF wie etwa WisdomTree Global Automotive Innovators ETF (ISIN IE000TB3YTV4) Oder AXA IM ACT Climate Equity ETF (ISIN IE000Z8BHG02).

Die Anbieter solcher thematischer Produkte wird das Ergebnis freuen, kassieren diese doch häufig höhere Gebühren als Brot- und Butter-ETFs.

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