Digitalisierung Commerzbank beerdigt Pläne für eigenen Robo-Advisor

Commerzbank-Zentrale in Frankfurt
Commerzbank-Zentrale in Frankfurt
© Getty Images
Eigentlich wollte die Commerzbank einen eigenen Robo-Advisor entwickeln. Doch nun kommt das stille Aus für den Coba-Robo. Heinz-Roger Dohms von Finanz-Szene.de über die gescheiterten Pläne

Die Commerzbank begräbt nach Recherchen des Branchen-Newsletters Finanz-Szene.de ihre Pläne für eine eigenständige digitale Vermögensverwaltung - und vermittelt ihre Kunden stattdessen seit Kurzem an den „Cominvest“ genannten Robo-Advisor der Tochter Comdirect.

Das stille Aus für den Coba-Robo kommt überraschend. Schließlich galt der eigene Anlage-Roboter als wichtiger Baustein der im September 2016 verkündeten „Commerzbank 4.0“-Strategie ( hier der Link zur damaligen PM ). Im August 2017 legte ein hochrangiger Gelbbank-Manager dann in einem Interview mit der „BÖZ“ noch einmal nach: „Wir werden ein digitales Asset-Management nicht nur rein quantitativ aufbauen“, hieß es damals. Mit anderen Worten: Der eigene Robo sollte nicht nur auf Algorithmen basieren, sondern eine menschliche Beratungskomponente beinhalten und sich damit explizit vom Comdirect-Robo abheben.

Dagegen heißt es jetzt plötzlich in einem Blog der Commerzbank: „Natürlich haben wir über verschiedene Lösungen nachgedacht, aber uns hat die Strategie von Cominvest überzeugt.“ Daraus lässt sich erstens das Eingeständnis ablesen, dass die Commerzbank den Glauben an die lange Zeit favorisierte Lösung eines „Robos mit menschlichen Antlitz“ offensichtlich verloren hat. Und zweitens: Strategisch schwenkt die Gelbbank statt auf das „Modell Deutsche Bank“ (die mit Robin einen eigenen Robo gebaut hat) jetzt quasi auf das „Modell ING Diba“ ein. Einziger Unterschied: Die ING vermittelt ihre Kunden an Scalable Capital und damit an einen unabhängigen digitalen Vermögensverwalter, die Commerzbank hingegen setzt auf den Roboter der eigenen Tochter.

Hier die zentralen Aussagen von Commerzbank-Projektleiter Jörg Schneider im hauseigenen Blog (Aussagen, die den Comdirekt-Bankern in Quickborn natürlich runtergehen werden wie Öl …):

  • „Wir haben mit der Comdirect eine Konzerntochter mit großem digitalen Know-how und langer Erfahrung bei automatisierten Geldanlage. „Cominvest“ ist die digitale Weiterentwicklung. Sie wurde im Mai 2017 erfolgreich eingeführt und wächst seitdem stark. Natürlich haben wir über verschiedene Lösungen nachgedacht, aber uns hat die Strategie von „Cominvest“ überzeugt. Daher haben wir mit der Comdirect über eine Kooperation gesprochen, um unseren Kunden den Zugang zu einer hervorragenden Dienstleistung anzubieten. Gleichzeitig heben wir damit auch im eigenen Konzern digitale Synergieeffekte. Das gehört schließlich zu den Zielen der Strategie 'Commerzbank 4.0'.“
  • „[Die digitale Vermögensverwaltung] wendet sich an onlineaffine Anlagekunden, also diejenigen, die sich online zu Geldanlagen informieren, über ein Onlinedepot verfügen und ihre Wertpapiergeschäfte online abwickeln. Diese Kunden sind offen für digitale Anlageangebote und auch bereit, einmal etwas Neues auszuprobieren.“

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