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Anleihen Comeback des Südens

Staatsanleihen von Krisenländern der Euro-Peripherie haben sich zuletzt gut entwickelt, Analysten sehen Potenzial für weitere Kursgewinne. Jedoch sind nicht alle Peripheriestaaten gleichermaßen attraktiv.

Während der Krisenjahre 2011 und 2012 wollten viele Anleger die Anleihen der krisengebeutelten Peripherie-Staaten der Eurozone nicht einmal mit der Kneifzange anfassen. Seit Mitte vergangenen Jahres haben sich die einst geschmähten Papiere nun aber zu Shootingstars am Kapitalmarkt gemausert. Ursache für den Stimmungswechsel war die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), die finanzschwachen Krisenländer notfalls mit unbegrenzten Anleihekäufen zu retten. Seitdem ging es mit den Kursen der Papiere bergauf.

„Die Wertentwicklung der Peripherie-Staatsanleihen kann sich sehen lassen“, sagt Alexander Posthoff, Portfoliomanager des Vermögensverwalters Bantleon. Irische und spanische Staatsanleihen mit acht- beziehungsweise zehnjähriger Laufzeit haben seit Jahresbeginn um etwa 13 Prozent zugelegt, zehnjährige italienische Staatsanleihen verbuchten ein Plus von beinah zehn Prozent. Auch Besitzer portugiesischer Papiere konnten sich über eine Steigerung von zehn Prozent freuen. Zum Vergleich: Deutsche Bundesanleihen verloren im selben Zeitraum 1,5 Prozent.

Sollte sich die Konjunktur im kommenden Jahr weiter erholen und die Eurozone sich somit weiter stabilisieren, können Investoren mit weiteren Kursgewinnen bei Papieren der einstigen Krisenländer rechnen. Vor allem Staatsanleihen mit langer Laufzeit halten Marktbeobachter für aussichtsreich. „Die fundamentalen Probleme der Krisenstaaten sind zwar bislang nicht komplett gelöst. Ein erneutes Wiederaufflammen der Eurokrise zeichnet sich aber aktuell nicht ab“, sagt Ralf Ahrens, Fondsmanager des FT EuroGovernments M (ISIN: DE000A0NEBR5) der Fondsgesellschaft Frankfurt-Trust Investments.

EZB sorgt für Vertrauen

Noch im Jahr 2012 sah das anders aus, politische Querelen in Italien und Portugal hatten an den Anleihemärkten kurzfristig immer wieder für Verunsicherung gesorgt. „Mittlerweile ist politisch wieder mehr Ruhe eingekehrt. Die seit August 2012 praktizierte Politik der Europäischen Zentralbank hat die Märkte nachhaltig beruhigt“, sagt Ahrens. Investoren hätten wieder Vertrauen in die Kreditwürdigkeit der Peripherie-Staaten und würden wieder beherzter zu Anleihen der Krisenstaaten greifen.

Jedoch bieten nicht alle Papiere der Euro-Randstaaten gleichermaßen Aussichten auf Kursgewinne. „Italien und Spanien stechen momentan ganz klar heraus“, sagt Frankfurt-Trust-Fondsmanager Ahrens. Kürzlich neu emittierte spanische Staatsanleihen seien zuletzt auf großes Interesse seitens der Anleger gestoßen. Die optimistischere Sicht auf Spanien hat sich jüngst auch in den Bewertungen der Ratingagenturen Standard & Poor’s sowie Moody’s niedergeschlagen: Beide hoben ihre Bewertung der Kreditwürdigkeit von Spanien von „negativ“ auf „stabil“ an. „Das unterstreicht noch einmal die jüngsten Entwicklungen in den beiden Ländern“, sagt Ahrens.

Risiko streuen

An Anleihen aus Griechenland und Zypern hingegen sollten sich nur sehr mutige Anleger wagen, raten Analysten. Das Anlegerinteresse an griechischen Staatsanleihen etwa ist im Lauf des Jahres zwar gestiegen, was für steigende Kurse und somit fallende Renditen der Papiere gesorgt hat. „Insgesamt ist die Schuldenkrise in Griechenland aber noch zu präsent, auch in Zypern ist die Lage weiterhin unsicher“, sagt Frankfurt-Trust-Mann Ahrens. Er empfiehlt Anlegern generell, Anleihen aus Krisenstaaten dem Portfolio nur beizumischen, um das Risiko zu streuen.

Anleger, die mit Blick auf die anziehende Konjunktur im Euroraum lieber in Unternehmensanleihen als in Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie investieren möchten, sollten sich die emittierenden Firmen ganz genau anschauen: Sowohl die Einzeltitel-Analyse als auch ein Blick auf die Gesamtentwicklung der jeweiligen Branche sind wichtig, um die Chancen des Investments einschätzen zu können. Privatanlegern fehlt allerdings oft die Zeit, um sich ausgiebig mit den Fundamentaldaten eines Unternehmens zu befassen. Sie sollten deshalb lieber zu einem Fonds greifen, um die Titelauswahl einem erfahrenen Fondsmanager mit guten Marktkenntnissen zu überlassen.

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