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Geldanlage Comeback des Ölpreises?

Die Bewegung beim Ölpreis bietet Chancen für Anleger. Daniel Saurenz erklärt, wie man von einem Preisanstieg profitieren kann.
Die Benzinpreise sind in den letzten Monaten stark gesunken
Zieht der Ölpreis an, wird auch das Benzin wieder teurer
© dpa
Geldanlage: Comeback des Ölpreises?

Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben

Vor ein paar Jahren sahen wir ein erstes Phänomen am Ölmarkt. Damals liefen die Notierungen von Brent und WTI weit auseinander, mitunter betrug der Preisunterschied mehr als 20 Dollar. Hintergrund war unter anderen die Lagerkapazität in den USA. Für viele Experten war es ausgemachte Sache, eine „g`mahde Wiesn“, dass die Preise binnen Monaten wieder zusammenlaufen sollten, sich der sogenannte Spread verringert. Am Ende hat es Jahre gedauert. Aktuell steht für manche Experten fest, dass sich der Ölpreis 2015 erholen muss, die Kurse so niedrig nicht bleiben können. Doch Vorsicht – auch das ist längst nicht klar und zudem gibt es Hürden, über die man als Investor drüber springen muss. Wir werfen einen Blick aufs schwarze Gold.

Das Angebot an Öl auf dem Weltmarkt ist so groß wie schon lange nicht mehr und hat den Ölpreis schmerzlich getroffen. Nach mehr als 50 Prozent Kursverlust seit Sommer 2014 stabilisiert sich das schwarze Gold aber. Anleger könnten von einer Erholung der Ölpreise profitieren, doch ganz einfach ist die Sache nicht.

Technisch geht es damit los, dass bei Rohstoffen aus dem Agrarsektor, aber speziell auch bei Öl die Terminkurve beachtet werden muss. Diese indiziert momentan zwischen Februar und Dezember 2015 einen Preisanstieg von rund 15 Prozent, sie befindet sich also im sogenannten Contango. Mit anderen Worten – je nach Anlageprodukt muss der Ölpreis mehr als 15 Prozent klettern, damit Langfristanleger final wirklich Gewinne einfahren. Doch schauen wir uns zunächst das fundamentale Umfeld an.

Öl-Investitionen sind rückläufig

Die Ölquellen sprudeln in rauen Mengen. Die OPEC kann sich nicht auf eine Reduzierung der Förderquoten einigen und die USA produzieren so viel Öl wie schon lange nicht mehr, vor allem durch die Förderung des Schieferöls. Doch der sinkende Ölpreis macht den US-Produzenten zu schaffen und so haben bereits viele von ihnen ihre Investitionen gekürzt. Ihr Vorteil ist, dass sie schneller auf das hohe Ölangebot und die schwächelnde Ölnachfrage reagieren können, denn die Förderung von Schieferöl kann schneller auf- und wieder abgebaut werden als zum Beispiel Ölbohrplattformen auf hoher See.

Laut Ölzulieferer Baker Hughes beschleunigt sich der Abbau der Ölbohrtürme in den USA. Sie ist in den zurückliegenden drei Wochen so stark gefallen wie seit Ende der 80er-Jahre nicht mehr. Daher ist künftig ein Rückgang der US-Ölproduktion zu erwarten. Aber auch die globalen Öl-Investitionen sind rückläufig. Einer Umfrage von Bloomberg zufolge wollen Ölfirmen in diesem Jahr 92 Mrd. Dollar investieren nach 110 Mrd. Dollar im Vorjahr, ein Rückgang von rund 16 Prozent. Dieser Trend könnte zu einer weiteren Stabilisierung des Ölpreises führen, der zwischenzeitlich um etwa zwölf Prozent gestiegen war.

Rollverlust mit Trackerzertifikat

Anleger, die von einer Erholung der Ölpreise profitieren wollen, haben verschiedene Möglichkeiten. Mitunter gibt es allerdings Besonderheiten zu beachten. So wird bei Trackerzertifikaten via Futures-Kontrakt, zum Beispiel Brent-Öl, in den Ölpreis investiert. Futures haben aber nur eine begrenzte Laufzeit - meist ein oder drei Monate - und so wechseln die Futures-Monate regelmäßig, auf den sich das unbegrenzt laufende Trackerzertifikat bezieht. Diesen Wechsel bezeichnet man als „Rollen“. Da die Preise für die zeitlich versetzten Öl-Futures nicht gleich sind, entstehen beim Futureswechsel Rollgewinne oder -verluste.

Derzeit preist der Markt an der Rohstoffbörse in Chicago beispielsweise künftig steigende Ölpreise und deshalb notieren die späteren Futures zu höheren Preisen. Fachleute bezeichnen diese Konstellation als Contango, die für ein Trackerzertifikat aber Rollverluste bedeutet. Beim „Rollen“ wird in diesem Fall der günstigere, zeitlich nähere Future verkauft und der teurere gekauft. Mit anderen Worten: Investoren erzielen dann einen Gewinn mit dem Indexzertifikat, wenn der Ölpreis stärker zulegt als von Anlegern am Terminmarkt erwartet. Auf Sicht von einem Jahr sind das derzeit knapp zehn Dollar, die an Kurssteigerung erwartet werden.

Auch auf andere Zertifikate hat der Roll-Mechanismus einen Einfluss, etwa Discounter. Das Papier mit der WKN CB4U8X hat einen Cap bei 60 Dollar und bezieht sich auf den September-Future für 2015, der inzwischen knapp über 60 Dollar notiert. Der Bewertungstag des Discountzertifikats ist aber bereits am 11.8.2015. Holt der Brent-Preis, der aktuell bei rund 57 Dollar notiert, den Abstand zum September-Future bis zu seiner Fälligkeit auf und endet bei 60 Dollar, kassieren Anleger einen netten Gewinn. Dann erreichen sie die maximale Renditemöglichkeit des Discounters von derzeit 10,8 Prozent. Der Discount zum September-Future macht zehn Prozent aus und federt mögliche Verluste aus der Ölpreisbewegung ab.

Korrekturen bei Öl-Aktien moderater als beim Preis

Wer den Terminmarkt bei einem Öl-Investment meiden will, sollte lieber in Öl-Aktien anlegen. Die Korrekturen bei den großen Öl-Aktien fielen außerdem häufig moderater aus als beim Ölpreis selbst. So verlor die französische Total-Aktie in der Spitze seit dem Ölpreiseinbruch fast 30 Prozent und konnte sich anschließend auch stärker erholen als der Ölpreis. Die Franzosen müssen sich den Gegebenheiten am Ölmarkt ebenfalls anpassen, kürzen Investitionen und fahren ihr Sparprogramm hoch. Mutige Anleger können auf die Trendwende aufspringen und einzelne Aktien aus dem Sektor erwerben.

Wer dagegen sein Engagement etwas breiter aufstellen will, kann in bestimmte Ölbranchen investieren. Eine Möglichkeit ist über Sektor-ETFs auf die europäische Ölbranche, den Stoxx 600 Oil & Gas (WKN: LYX0A9). Die Kosten machen 0,30 Prozent im Jahr aus.

Eine Alternative sind zwei Branchenzertifikate, einerseits auf die Aktien von globalen Ölproduzenten (WKN: TD2A7M) und andererseits auf die Titel von weltweit aktiven Öl-Dienstleistern (WKN: TD2A7N). In die Baskets werden die Dividenden anteilig angerechnet und die Kosten bestehen aus der An- und Verkaufsspanne von rund einem Prozent.

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