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Aktien Comeback der Euro‑Peripherie

Die Aktienmärkte von Krisenländern wie Italien und Spanien haben Kurspotenzial. Gefahr droht von den Wahlen in mehreren Ländern.

Italiens Verbraucher sind in Shopping-Laune. Die Stimmung der italienischen Konsumenten stieg im vergangenen Monat auf den höchsten Stand seit 13 Jahren. Auch Italiens Unternehmen zeigten sich zuletzt deutlich zuversichtlicher als noch vor einigen Monaten. Der wachsende Optimismus macht sich am Kapitalmarkt bemerkbar: Der italienische Aktienindex MIB hat seit Jahresbeginn um rund 23 Prozent zugelegt – so stark wie kein anderer europäischer Markt.


Als die Euro-Schuldenkrise im Jahr 2010 hochkochte, wurde Italien noch gemeinsam mit Portugal, Irland, Spanien und Griechenland unter dem Akronym PIIGS zusammengefasst. Die fünf Länder waren angeblich so hoch verschuldet, dass ihnen der Staatsbankrott drohte. Nun sind die einstigen „Schweinestaaten“ – mit Ausnahme der weiter schwächelnden Griechen – auf dem Weg der Erholung.


Die sogenannte Euro-Peripherie hat mittlerweile sogar Deutschland als Europas Wachstumsmotor abgelöst. „Die Peripherieländer entwickeln sich besser als die Kernländer der Eurozone“, sagt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege beim Fondsanbieter J.P. Morgan Asset Management. Analysten des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben ihre Wachstumsvorhersage für Deutschland Anfang Oktober um 0,1 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Sie rechnen nur noch damit, dass die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr um 1,5 Prozent wächst. Spanien, Italien und Irland wachsen dagegen nach Einschätzung der IWF-Experten 2015 deutlich kräftiger als Anfang des Jahres gedacht.

Hausaufgaben gemacht

Insbesondere Spaniens Wirtschaft erholt sich zusehends. IWF-Analysten rechnen im laufenden Jahr mit einem Wachstum von 3,1 Prozent. Spanien könne anderen Problemkindern der Eurozone als Vorbild dienen, sagt Christophe Bernard, Chefstratege bei Vontobel. Die Arbeitsmarktreform und die Rettung des Bankensystems seien schmerzhaft gewesen, machten sich nun aber bezahlt.


Die Länder der Euro-Peripherie haben ihre Hausaufgaben gemacht. Sie seien Reformen entschlossen angegangen, sagt Galler von J.P. Morgan Asset Management. Anleger wendeten sich ihren Kapitalmärkten deshalb wieder verstärkt zu, wie in den vergangenen Monaten vor allem am italienischen Aktienmarkt zu beobachten gewesen sei.

Politische Risiken

Wer vom Aufschwung in der Euro-Peripherie profitieren will, wird derzeit sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anleiheseite fündig – sollte aber von beiden Anlageklassen nicht zu viel erwarten. Staatsanleihen aus Spanien, Italien oder Portugal bieten zwar höhere Zinsen als deutsche Bundesanleihen. Die Suche der Renteninvestoren nach auskömmlichen Zinsen hat aber in den vergangenen Jahren die Kurse von Peripherie-Anleihen in die Höhe getrieben und so die Renditen gedrückt.


Am Aktienmarkt gibt es noch Kurspotenzial, solange sich der Aufschwung fortsetzt. Anleger sollten aber politische Risiken im Blick behalten. Im Dezember finden in Spanien Parlamentswahlen statt, in Irland treten die Wähler Anfang kommenden Jahres an die Wahlurnen. Dann wird sich herausstellen, ob die Bürger die Spar- und Reformpolitik der vergangenen Jahre genauso gut fanden wie ausländische Investoren.


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