Chinas Zentralbank hat mehrere geldpolitische Anreize angekündigt, um die Konjunktur und den Immobilienmarkt im Land zu stützen. Das hievte den Dax am Dienstagmorgen erneut über die psychologisch wichtige Hürde von 19.000 Punkten. In den ersten Handelsminuten stieg der deutsche Leitindex um 0,8 Prozent auf bis zu 19.005 Zähler. Zu den größten Dax-Gewinnern gehörten Autobauer wie Porsche und BMW mit Kurszuwächsen von jeweils mehr als drei Prozent.
Für Schwung sorgten dazu positive Impulse von der Wall Street, nachdem die US-Notenbank vergangene Woche die Zinswende eingeleitet hat. Nun trieb das chinesische Konjunkturpaket auch die Börsen in Asien auf ein Zweieinhalbjahreshoch. In Tokio stieg der 225 Werte umfassende Nikkei-Index nach einem verlängerten Feiertagswochenende um 0,7 Prozent auf ein Drei-Wochen-Hoch von 37.974,98 Punkten. Der breiter gefasste Topix notierte 0,6 Prozent höher bei 2657,44 Punkten. Größter Gewinner im Nikkei war Uniqlo-Eigner Fast Retailing mit einem Plus von 1,09 Prozent.
Vor allem befeuerten die aufgehellten Aussichten aber die Aktienmärkte in China. Die Börse in Schanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Schanghai und Shenzhen schossen nach den Ankündigungen am Dienstag um jeweils rund 4 Prozent nach oben. Der Hongkonger Hang Seng Index stieg im frühen Handel um mehr als 2 Prozent, während der Immobilienindex für das Festland um 5 Prozent nach oben sprang.
Der US-Standardwerteindex Dow Jones war am Montag nach der Zinswende in den USA mit einem Plus von 0,2 Prozent bei 42.124,65 Punkten aus dem Handel gegangen. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,3 Prozent auf 5718,57 Punkte, während der technologielastige Nasdaq bei 17.974,27 Zählern stagnierte.
Konjunkturmaßnahmen sollen Chinas Wirtschaft wiederbeleben
Im asiatischen Devisenhandel gewann der Dollar leicht auf 143,64 Yen und stieg um 0,1 Prozent auf 7,0590 Yuan. Gegenüber der Schweizer Währung legte er leicht auf 0,8470 Franken zu. Gleichzeitig blieb der Euro nahezu unverändert bei 1,1103 Dollar und gab um 0,1 Prozent auf 0,9405 Franken nach.
Auch der Rohstoffmarkt bewegte sich. Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuern sich um jeweils rund 1 Prozent auf 74,59 Dollar und 71,11 Dollar pro Barrel. Mitverantwortlich sind die Spannungen im Nahen Osten und die Sorge, dass sie die Ölförderungen in der Region weiter beeinträchtigen könnte. Die Volksrepublik ist aber auch der größte Ölimporteur. „Der Rohölmarkt wartet verzweifelt auf weitere Lockerungsmaßnahmen der chinesischen Behörden, um der Konjunkturabschwächung entgegenzuwirken“, sagte Tony Sycamore, Analyst bei IG.
Zunächst kündigte die chinesische Finanzaufsicht am Dienstag in einer mit Spannung erwarteten seltenen Pressekonferenz eine Reihe von Maßnahmen an. Es geht vor allem um umfassende geldpolitische Anreize und Maßnahmen zur Unterstützung des Immobilienmarktes, um die Wirtschaft wiederzubeleben. Ökonomen sind skeptisch, ob China das Jahreswachstumsziel der Regierung von 5 Prozent erreichen wird. Zentralbankchef Pan Gongsheng sagte, die Maßnahmen zielten darauf ab, „das stabile Wachstum der chinesischen Wirtschaft zu unterstützen“ und „eine moderate Erholung der Preise zu fördern“.
Eine Maßnahme ist etwa, dass bei einem zweiten Wohnbaudarlehen die Quote für die Mindestanzahlung von 25 Prozent auf 15 Prozent sinken soll. Außerdem sollen Banken weniger Bargeld vorhalten müssen als bisher. Die Mindestrate hierfür werde um 0,5 Prozentpunkte gesenkt, womit dem Finanzmarkt etwa 1 Billion Yuan (ungefähr 125,5 Mrd. Euro) an Liquidität zusätzlich zur Verfügung stehen. Zudem sei eine weitere Lockerung der Geldpolitik zum Jahresende geplant.
Exportaussichten nach Fernost verbessern sich
Die Zentralbank, die Währungs- und Geldpolitik in China verantwortet, handelt nun, da sich die Annahmen mehren, China könnte sein angepeiltes Wachstumsziel von ungefähr fünf Prozent verfehlen. Kyle Rodda, Analyst bei Capitalcom, hält die Maßnahmen für „ziemlich mutige Schritte seitens der Behörden“. Das Paket ziele vor allem auf die Finanzmärkte und die Unterstützung des Bankensystems ab. „Insgesamt ist es für die Anleger eine sehr optimistische Sache.“
Zugleich spekulierten Börsianer auf weitere Unterstützung. „Um der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen und die Immobilienkrise wirksam zu bekämpfen, bedarf es wahrscheinlich mehr als nur der Geldpolitik“, kommentiert Vasu Menon, Anlageexperte bei OCBC. „In den kommenden Quartalen könnten auch weitere und mutigere Lockerungsmaßnahmen anstehen.“
Khoon Goh von der ANZ Bank bewertet das Paket als umfangreicher als der Markt erwartet habe. „Als Ganzes könnte es die Wirtschaft unterstützen“, sagt Goh. „Ob es ausreicht, um einige der zugrundeliegenden Probleme anzugehen, insbesondere den Mangel an Vertrauen in die Wirtschaft, bleibt meiner Meinung nach abzuwarten.“
Für Deutschlands Wirtschaft weckt das Maßnahmenpaket Hoffnungen. „Gerade jetzt, wo Deutschlands Wirtschaft schwächelt, verbessern sich die Exportaussichten nach Fernost“, kommentierte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Die Volksrepublik sei dabei nicht nur für den deutschen Autoabsatz ein wichtiger Markt. „Deutschlands Export profitiert insgesamt von den Maßnahmen Pekings.“