Aristoteles Damianidis ist Osteuropa-Fondsmanager der Schweizer Großbank UBS
Capital: Herr Damianidis, die Türkei ist mit knapp über 15 Prozent hinter Polen die zweitgrößte Position in Ihrem Fonds UBS Bond Emerging Europe. Was macht das Land für Sie so attraktiv?
Damianidis: Die Türkei ist ein volatiler Markt mit großen Chancen, aber auch hohen Risiken. Aktuell sehen wir ein Übergewicht auf der Chancenseite. Die Wirtschaft in der Türkei ist zurzeit robust. Wachstum und Inflation entwickeln sich eher positiv, und geopolitisch ist das Land gut verankert, trotz einiger negativer Schlagzeilen. Vor allem die Zusammenarbeit der Türkei mit dem Westen bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise und die daraus resultierende finanzielle und – noch wichtiger – politische Unterstützung , trotz momentaner Divergenzen, sind für unsere aktuelle Positionierung entscheidend.
Die Türkei hat eine hohe Auslandsverschuldung, was bei steigenden US-Zinsen zum Problem werden könnte. Die Währungsreserven des Landes sind gering und der Tourismus hat in den vergangenen Wochen aufgrund der Auseinandersetzung mit Russland und terroristischen Anschlägen gelitten. Was machen Sie, wenn Ihre Überlegungen nicht aufgehen?
Sollten wir Anzeichen einer negativen politischen oder wirtschaftlichen Entwicklung wahrnehmen, werden wir sehr schnell handeln und unsere Positionen reduzieren. In Märkten wie der Türkei ist Handlungsschnelligkeit von essentieller Bedeutung.
Knapp hinter der Türkei folgt mit Russland gleich ein nächster Risikokandidat. Die außenpolitischen Probleme des Landes und der Ölpreisverfall schrecken Sie offensichtlich nicht?
Im Gegenteil, bei sogenannten Risikokandidaten, die negative Schlagzeilen produzieren, schauen wir sehr genau hin, um potenzielle Chancen zu nutzen. Russland ist aktuell für uns besonders attraktiv, weil die Risiken, das heißt der Ölpreisverfall in Kombination mit den Sanktionen, schon länger aktuell sind und sich Investoren auf die Situation eingestellt haben. Die russische Wirtschaft hat sich den neuen Gegebenheiten angepasst und stabilisiert sich wieder. Gleichzeitig ist die Wahrnehmung gegenüber dem Land nach wie vor sehr negativ. Dadurch sind die Bewertungen günstig. Das ist eine Kombination, die wir sehr mögen.
Schaut man sich das Portfolio Ihres Fonds näher an, so fällt auf, dass auf den vorderen Positionen fast ausschließlich ost- und südosteuropäische Länder vertreten sind. Was reizt Sie an dieser Region?
Der Fonds ist auf Anleihen der Region spezialisiert. Diese Länder, vor allem die osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten, profitieren von tiefgreifenden Reformen, die sie über die letzten Jahre umsetzen mussten. In Kombination mit dem Ölpreisverfall und der Stabilisierung der Eurozone ergibt sich eine sehr positive Konstellation, die vielen Investoren – zumindest im Moment – noch nicht bewusst ist.
