Vor ziemlich genau zehn Jahren übernahm Tim Cook bei Apple das Zepter von Steve Jobs. Die Bilanz seiner Amtszeit kann sich sehen lassen: Der Kurs schnellte von gut 10 Dollar auf aktuell rund 150 Dollar, während der Börsenwert um über 1000 Prozent auf aktuell mehr als 2 Billionen Dollar zulegte. Besonders das unter Cook eingeführte breitere Produktsortiment erwies sich als Volltreffer. „One more thing“, der legendäre Satz von Jobs, hat Cook anders interpretiert und mit Erfolg umgesetzt. Mit verschiedenen iPhone-Modellen, der Apple Watch, den Airpods sowie AppleTV erzielte der Konzern selbst während der Corona-Krise glänzende Ergebnisse.
Neues Geschäft mit Multi-Milliardenpotenzial
Doch ein Bereich wird bisher vom Markt kaum beachtet und könnte eine weitere Neubewertung der Aktie auslösen: das Werbegeschäft. Schätzungen zufolge steuert es derzeit nur rund 2 Mrd. Dollar zum Umsatz bei. Bis 2025 könnte das Volumen aber auf 20 Mrd. Dollar springen. Spannend sei das Werbegeschäft vor allem wegen der Margen, meint Gil Shapira, Chef-Stratege beim Social Trading-Broker Etoro: „In vier Jahren könnten die Werbeeinnahmen etwa für fünf Prozent der Gesamteinnahmen stehen, aber neun Prozent des Gewinns pro Aktie ausmachen“.
Für Apple sind die Herausforderungen und Risiken vergleichsweise überschaubar, schließlich bieten sich mehrere erfolgreiche Unternehmen als Blaupause an. So erzielt Branchenprimus Google in diesem Jahr rund 200 Mrd. Dollar mit Werbeeinnahmen. Auch wenn Apple sehr wahrscheinlich nicht annähernd in ähnliche Dimensionen vorstoßen wird, erscheinen 20 Mrd. Dollar Umsatz für 2025 realistisch, zumal Amazon seine Werbeeinnahmen in den vergangenen fünf Jahren von 3 auf gut 20 Mrd. Dollar steigern konnte. Google Maps wäre eine Vorlage für Apple Maps und eröffnet interessante Möglichkeiten, wenn in einigen Jahren Apples iCar vom Band rollt.
Noch mehr Geschäftsmöglichkeiten
Auch die Monetarisierung des TV-Angebots sowie des App-Store von Apple lässt noch viel Luft nach oben. Roku zeigt seit einigen Jahren, wie sehr sich das Geschäft verändert: Mit seinen Multimedia-Spielern zum Streamen von Inhalten verdrängt der Anbieter zunehmend traditionelle TV-Sender und zieht verstärkt Werbekunden an. Die von Apple zuletzt verfolgte App-Tracking-Transparenz dürfte sich daher als kluger Schachzug herausstellen: Zum Schutz der Privatsphäre müssen Drittanbieter von Apps die Zustimmung der Verbraucher einholen, bevor deren Aktivitäten ausgewertet werden können. Viele Nutzer sind dazu offenbar nicht bereit. Um dennoch auf den iOS-Geräten zu erscheinen, müssen die Firmen nun tiefer in die eigene Marketingtasche greifen und Geld für Apples Werbeformate ausgeben.
Wer das Kurspotenzial der Apple-Aktie realistisch einschätzen möchte, sollte darüber hinaus nicht vergessen, dass die Kurssteigerungen im vergangenen Jahrzehnt durch massive Aktienrückkäufe des Konzerns unterstützt wurden, sagt Ricardo Evangelista, Senior Analyst bei ActivTrades. Apple hat in den letzten acht Jahren Aktien im Wert von 420 Mrd. Dollar zurückgekauft. Dies ist mehr als der Börsenwert von 489 Unternehmen im S&P 500. Das zeigt einmal mehr, dass die großen US-Techkonzerne sicher keine Schnäppchen sind, in den meisten Fällen jedoch beständig hohe Gewinne abliefern, was ihre Kurse rechtfertigt.
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