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Fonds „Alles kehrt zum Durchschnitt zurück“

Robert Brooke über antizyklische Anlagestrategien und warum alle Abwertungszyklen enden.
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Robert Brooke ist Berater des GLG Japan CoreAlpha Equity Fonds. Der rund 9 Mrd. Euro schwere Publikumsfonds des britischen Hedge-Fonds-Spezialisten Man investiert in die 300 größten börsennotierten Gesellschaften Japans – und arbeitet streng nach dem Prinzip des Contrarian-Investing, handelt also antizyklisch. Der Fonds hat den japanischen Leitindex Topix in diesem Jahr bisher deutlich geschlagen.

Capital: Herr Brooke, sind Sie ein Opportunist?

Robert Brooke: Wenn Sie das so verstehen, dass ich stets nach neuen Gelegenheiten für den Einstieg in günstige Aktien suche, durchaus.

Der Japan-Fonds, dessen Strategie Sie mitentwickelt haben, soll Aktien möglichst billig kaufen und teuer verkaufen. Das versuchen viele. Was machen Sie anders?

Zunächst einmal versuchen wir überhaupt nichts vorherzusagen. Stattdessen versuchen wir zu verstehen, wo sich Kaufgelegenheiten auftun. Dazu interessieren uns weder Indizes allein noch einzelne Kursentwicklungen. Wie schauen stets auf Relationen, suchen also Titel, die gegenüber anderen Titeln, einem Markt oder Sektor zurückfallen. Wir sind überzeugt, dass sich derartige relative Unterbewertungen immer wieder abbauen werden. Alles kehrt irgendwann zum Durchschnitt zurück.

Wie genau treffen Sie dann ihre Investmententscheidungen?

Wir betrachten jeden Tag die Performance einzelner Titel gegenüber dem Leitindex oder anderen Titeln der Branche und treffen daraufhin unsere Kauf- und Verkaufsentscheidungen. Steigt der relative Kurs, verringern wir die Position im Fonds, fällt er, kaufen wir zu. Und das nach strikten Regeln: Das Gewicht einzelner Titel verändern wir pro Tag immer nur um 0,1, maximal 0,2 Prozentpunkte. Und wir halten höchstens acht Prozent an einem Wert.

Manchmal muss man länger warten

Bedeutet: Fällt der Kurs einer Aktie, die Sie für kaufenswert halten, 80 Tage lang hintereinander, sind Sie voll investiert.

Genau. Das Ziel ist, am Tiefpunkt die höchste Position aufzubauen.

Und ist das auch schon mal passiert?

Das passiert ständig, wir kaufen und verkaufen ja jeden Tag. Nehmen Sie zum Beispiel Sony. Vor zweieinhalb Jahren lag deren Aktie am Boden, galt vielen als uninvestierbar. Wir haben den Wert dann zugekauft, bis er der größte Einzeltitel im Portfolio war. Wir hatten fast acht Prozent des Fonds in Sony. Im Leitindex Topix war sein Gewicht zu diesem Zeitpunkt auf nur noch ein Prozent geschrumpft. Im folgenden Kursaufschwung haben wir dann genauso rasch wieder verkauft.

Und wenn eine Aktie noch weiter fällt?

Dann halten wir sie solange, bis ihr relativer Kurs wieder steigt.

Das funktioniert?

Zugegebenermaßen muss man manchmal länger warten, bis man einen Titel wieder loswird. Das ist eine Timing-Frage. Wir haben zum Beispiel seit einigen Jahren ein starkes Übergewicht an Finanztiteln im Fonds aufgebaut. Die Branche hinkt nun schon seit 1987 dem Tokioter Markt massiv hinterher. Der Finanzdienstleister Sumitomo Mitsui Financials etwa, einer der größten Titel in unserem Portfolio, ist seit 1987 von der Toyota-Aktie so stark abgehängt worden, dass der Autobauer heute in Relation zu der Bank den 50-fachen Kurswert hat. Dieser Abwertungszyklus sollte irgendwann enden. Das ist übrigens ein typisches Muster: Wo Unterbewertungen zu finden sind, da stehen meist nicht nur einzelne Titel unter Druck, sondern mehrere vergleichbare Werte. So sollten in unserem Fonds auch immer wieder größere Über- und Untergewichtungen bei bestimmten Branchen entstehen.

Sie sagen, alle Zyklen enden irgendwann. Wäre es nicht gut zu wissen, wann?

Das interessiert mich nicht. Ich weiß nur, dass es passieren wird, nicht wann und wie schnell. Und ich weiß, dass solche Wendepunkte meistens ebenfalls ganze Branchen betreffen sollten, nicht nur einzelne Titel. Wir denken, dass wir auf diesen Fall vorbereitet sind und bereit zu verkaufen.

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