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Geldanlage Aktien-TÜV zum Ende des Sommers

Der Herbst naht, bald kommen die Händler aus dem Urlaub zurück. Zeit für ein Fazit, welche Aktien wie gut performt haben.
Händler an der Frankfurter Börse
Gewinner und Verlierer des Sommers an der Börse
© Deutsche Börse AG

Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben
 

An der Nasdaq in den USA dominieren an der Spitze der Performance-Rangliste für die letzten 12 Monate Aktien aus dem Bereich Unterhaltung und Genuss. Monster Energy, EA Sports, Amazon oder Netfix sind unter den TOP 10 zu finden mit Kursgewinnen zwischen 75 und 135 Prozent. Der US-Amerikaner freut sich also auf der Couch, isst, trinkt, zockt und bestellt. In Deutschland dagegen geht es langweiliger zu, Fresenius, FMC, Merck oder Deutsche Börse heißen die Top-Titel seit August 2014 mit Gewinnen zwischen 47 und 75 Prozent. Nicht mehr oben zu finden sind die Autobauer, deren Korrekturauslöser kommt aus China.

Die Bilanz zwischen den Indizes erstaunt und auch im DAX erstaunen zwei Aktien. K+S hat sich hineingemogelt dank Übernahmeangebot aus Kanada, erstaunlich weit hinten, auf Rang 26, ist BMW zu finden. Die schlechte Vorgabe resultiert aus der Zeit Sommer bis Herbst 2014 und eben aus den letzten Wochen. Denn im ersten Quartal 2015 lieferten sich die Aktien von Daimler, BMW und VW noch einen spannenden Kampf um die Spitzenplätze im Performance-Ranking.

Mit Beginn des zweiten Semesters hat sich die Begeisterung für die Automobilwerte hingegen spürbar abgekühlt. Autos sind nicht mehr in und das hat Gründe. Auch der Aktienbroker IG verzeichnete nach den China-Turbulenzen hohe Umsätze, vor allem bei den Exporteuren wie den Automobilherstellern und -zulieferern, die ihre Produkte zahlreich nach China verkaufen. „Auf Exporttitel haben wir hohe Umsätze bei unseren Kunden gesehen. Einerseits wurden Gewinne in diesen Aktien mitgenommen, andererseits haben aktive Anleger gezielt mit Short-Positionen auf fallende Kurse gesetzt, erklärt Gregor Kuhn, Senior Manager bei IG.

Aktien und ihre Leistungen – TÜV für das letzte Jahresdrittel

Ausgehend vom Jahreshoch stehen die Papiere der Wolfsburger von VW rund 30 Prozent tiefer, inzwischen notiert die Aktie auf einem ähnlichen Niveau wie Anfang Dezember. Ähnlich die Lage bei BMW, auch hier ist der Trend klar abwärts gerichtet.

BMW und VW sind bereits seit Jahren in China vertreten, das Reich der Mitte entwickelte sich zum größten Automarkt der Welt. Nach den starken Wachstumszahlen in der Vergangenheit kommt mit der schwächeren konjunkturellen Entwicklung in China nun Ernüchterung auf – was übrigens auch auf Infineon als Chiplieferant abfährt. VW meldete zuletzt rückläufige Verkaufszahlen für Juni. Zudem könnten die Wolfsburger mit ihrer Positionierung im unteren und mittleren Segment stärker von einer Abkühlung der Konjunktur betroffen sein als Premium-Hersteller wie Daimler, die mit einer frischen Modelloffensive glänzen.

Daimler überzeugte zuletzt auch mit einer zunehmend besseren Geschäftsentwicklung. Für Mercedes-Benz meldeten die Schwaben kürzlich eine operative Marge von 10,7 Prozent, vor einem Jahr lag die Quote noch bei 7,9 Prozent. Inzwischen hat Daimler somit den Abstand zu BMW und Audi aufgeholt, die Produktoffensive und das Effizienzprogramm “Fit for Leadership” zahlen sich aus.

Aufwärts geht es auch im Truckgeschäft, hier kletterte die Marge von 5,7 Prozent im Vorjahr auf 7,2 Prozent. Nur im Bus-Segment ist noch keine Belebung zu sehen, entsprechend groß bleibt unter dem Strich das Potenzial für die Daimler-Aktie. Bei BMW enttäuschten die jüngsten Daten.

Vor allem in der Kernsparte Automobile enttäuschten die Münchner, die Abkühlung im wichtigen Absatzmarkt China ist deutlich in der Bilanz zu sehen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Rendite in der Autosparte von 11,7 auf 8,4 Prozent. BMW lag damit klar hinter Daimler und Audi.

Kurioserweise werden die deutschen Autos dagegen in den USA, bei den Konsumenten von Amazon, Monster Energy oder Netflix, stattlich gekauft. Dort hat man aber auch kräftig Rückenwind – dank des starken US-Dollars und schwachen Euro. Mit dem Ende des Sommers werden die Ranglisten nun neu gemischt, alle beginnen quasi bei null und Überraschungen sind wohl primär bei jenen zu erwarten, die zuletzt kräftig Federn lassen mussten. In Sachen Buchwert und KGV fährt eine VW dem Newcomer Netflix weit davon.

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