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Acatis-Fondsmanager „SAP, Amazon und Microsoft passen prima zum Value-Ansatz“

Johannes Hesche, Acatis
Johannes Hesche hat Anfang des Jahres den „Acatis Value Event Fonds“ übernommen. Im Streit hatte sich die Vermögensverwaltung Acatis von seinen Vorgängern getrennt. Was bedeutet das für ihn als Nachfolger und was macht er anders?

Capital: Herr Hesche, Sie haben Anfang des Jahres den „Acatis Value Event Fonds“ übernommen. Von Ihren Vorgängern hat sich Acatis im Unguten getrennt, was hohe Wellen geschlagen hat. Wie hat sich das für Sie angefühlt?
JOHANNES HESCHE: Es war eigenartig, dass mein Name plötzlich in der Öffentlichkeit stand. Teils wurde über mich geschrieben, ohne dass vorher mit mir gesprochen wurde. Das hat mich zunächst geärgert, aber irgendwann habe ich es einfach ignoriert. 

Hat es Sie nicht auch gestresst, unter diesen Voraussetzungen den Fonds zu übernehmen? Er ist immerhin der größte Fonds des Hauses und damit auch das Aushängeschild von Acatis.
Gestresst nicht. Als Leiter des qualitativen Portfoliomanagements kenne ich den Fonds schon lange gut, weil alle Orders über unsere Tische liefen. Und die Strategie des Fonds passt einfach sehr gut zu mir und meinem Anlagestil. Ich finde, ein Fonds muss zum Naturell passen. 

Dann will ich jetzt natürlich wissen, wie Ihr Naturell angelegt ist.
Ich bin jedenfalls ein auf Sicherheit bedachter Mensch, auch zahlenorientiert. Und ich denke, dass ich so schon auf die Welt gekommen bin. Ich investiere am liebsten in reife Geschäftsmodelle, bei dem ich die zukünftigen Gewinne, Cashflows und Renditen gut prognostizieren kann. Klar gibt es bei jüngeren und risikoreicheren Geschäftsideen, wie man sie im Technologiebereich finden kann, eine Chance auf höhere Rendite. Aber das kann auch mal nach hinten losgehen. Das will ich strikt vermeiden und dafür steht ja auch der Value Event. Schon meine Vorgänger haben diesen Ansatz verfolgt. 

Wie ist denn das Verhältnis zu Ihren Vorgängern? 
Nun, Herrn Muhle habe ich bereits auf einer Konferenz gesehen, und wir haben immerhin Hände geschüttelt und ein paar Worte gewechselt. Das ist auch gut so, denn die Investoren wünschen sich, dass Ruhe einkehrt. 

Haben Sie dem Fonds bereits Ihren Stempel aufgedrückt, hat sich etwas verändert? 
Die Herangehensweise ist schon sehr ähnlich. Aber es gab durchaus einen Verkauf und einen Neuzugang. Verkauft haben wir Ryman, ein Betreiber von Altenheimen in Neuseeland und Australien. Sie bauen auch und lassen dafür die künftigen Bewohner vorab bezahlen. Eigentlich clever, weil das die Schuldenlast des Unternehmens abfängt. Aber aufgrund der gestiegenen Zinsen ist die Nachfrage eingebrochen und die Projektentwicklung stockte, Ryman musste einiges abschreiben. In Folge ist der künftige Unternehmenserfolg so unsicher geworden, dass wir lieber ausgestiegen sind. 

Und wer ist der Neuzugang? 
Visa, ein Unternehmen, das eigentlich jeder kennt. Und das Geschäftsmodell ist total simpel: Eigentlich muss Visa nur so viele Menschen wie möglich mit einer Visa-Karte ausstatten, das Unternehmen profitiert dann von jeder Transaktion. Und es wird jährlich mehr mit Kreditkarte gezahlt, ob im Geschäft oder im Internet, eine fantastische Plattformökonomie. 

Plattformökonomie und Value-Investing, passt das denn zusammen?  
Ja, auch Techfirmen wie SAP, Amazon oder Microsoft passen prima zu dem Ansatz. 

Aber sind die Bewertungen, also die Kurs-Gewinn-Verhältnisse, nicht viel zu hoch? 
Nein, darum geht es nicht. Ich halte mich da an ein Zitat von Charlie Munger, der bis zu seinem Tod mit Warren Buffett die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway geleitet hat, die für Value-Investing steht. Es lautet: „Mir persönlich ist es lieber, ich kaufe die weltbeste Firma zu einem hohen Preis als eine mittelmäßige Firma zu einem niedrigen Preis.“ Value bedeutet für mich, das Geschäftsmodell in aller Tiefe verstanden zu haben und es unerlässlich ist, dass das Unternehmen langfristig Geld verdient. Etwa, weil die Menschen das Produkt brauchen. 

Wie viel Zeit kostet es Sie derzeit, Ihre Investoren von Ihrem Ansatz und dem Fonds zu überzeugen? 
Ich bin seit der Übernahme sehr viel in Kundengesprächen. Ist ja logisch, dass die bisherigen mich kennenlernen wollen und die Interessenten natürlich auch. 

Was wollen die wissen? 
Sie haben Fragen zu Investmententscheidungen, aber auch, warum ich das kann und wer ich eigentlich bin, meine Vita habe ich seither sehr oft erzählt.

Und warum können Sie das? 
Im Prinzip habe ich nie etwas anderes gemacht. Zum einen ist die Strategie für den „Value-Dividende“-Fonds sehr ähnlich und zum anderen habe ich gemeinsam mit Hendrik Leber eine speziell für Family Offices konzipierte langfristige Aktienstrategie, „the stocks for the long run“, verantwortet.

Sie sind mit 35 Jahren ja noch recht jung. Stört sich daran der ein oder andere? 
Nicht, das ich wüsste. Eigentlich garantiert mein Alter den Investoren Kontinuität, denn die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich hoch, dass sie in 15 Jahren immer noch mit mir über die Investmententscheidungen diskutieren können. 

Dann ist es ja durchaus wichtig, dass sie Sie mögen. Wie ist das Feedback? 
Meist heißt es, dass man mir das zutraut, vor allem fürs Portfoliomanagement bekomme ich positive Rückmeldungen. Ich habe ja auch viel in dem Bereich gemacht und stelle dann zum Beispiel Spezialsituationen bei Anleihen vor, in die wir investiert waren.  Aber es wird einfacher, wenn ich in zwei Jahren einfach auf die Performance verweisen kann und jeder sieht, das es läuft. 

Abflüsse gab es dennoch. Was sind die Gründe dafür? 
Institutionelle Investoren und Dachfondsmanager müssen bei einem Beraterwechsel einen vordefinierten Prozess starten und haben darum verkauft. Hinzu kommt, dass Mischfonds generell Abflüsse verzeichnet haben, es ist mittlerweile eben auch wieder attraktiv – für die Banken, die den Fondsvertrieb machen, und die Kunden – Geld auf dem Konto liegen zu lassen. Aber wir haben auch Zuflüsse, zum Beispiel von Investoren aus dem Ausland. 

Was sind deren Erwartungen?
Der Fonds ist was für sicherheitsbedachte Anleger, die das Geld fünf oder zehn Jahre liegen lassen wollen, ohne sich weiter darum kümmern zu müssen. Dafür bekommen sie eine Rendite zwischen sechs und acht Prozent. 

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