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Vermögensverwalter Gané holt zum Gegenschlag aus und eskaliert Streit unter Fondshäusern

Die von Acatis entlassenen Fondsmanager Uwe Rathausky und Henrik Muhle
Die von Acatis entlassenen Fondsmanager Uwe Rathausky und Henrik Muhle
© Gané
Nach ihrem Rauswurf beim Frankfurter Fondshaus Acatis wechseln zwei Fondsmanager in den Angriffsmodus: Bei der Investment-AG Gané starten sie einen Fonds mit ähnlicher Strategie und fast demselben Namen 

Zwischen dem Fondshaus Acatis und den unlängst gekündigten Fondsberatern von Gané ist eine dramatische Schlammschlacht entbrannt. Seit der Kündigung in der vergangenen Woche, aus der die Gané-Vorstände Henrik Muhle und Uwe Rathausky aus den Medien erfahren haben wollen, überziehen sie Acatis mit Abmahnungen. Dass damit die Kündigung der beiden, die seit 2008 den 7,8 Mrd. Euro schweren Flagschiffonds „Acatis Value Event“ betreut haben, rückgängig gemacht werden soll, ist aber unwahrscheinlich. 

Denn Rathausky und Muhle haben zum Angriff geblasen. Sie wollen den kürzlich aufgelegten Fonds „Gané Global Balanced“ in „Gané Value Event“ umbenennen. Anleger müssen also nun darauf achten, was ganz vorne steht – Gané oder Acatis. Das „Value Event“ bleibt erhalten. Mehr als den Namen müssen die Fondsberater auch nicht ändern. Die in den Anlagebedingungen festgelegte Strategie ist bereits so konstruiert, dass der Fonds sofort in direkten Wettbewerb mit dem Acatis-Fonds treten kann. „Das bestärkt uns umso mehr in der Vermutung, dass ein Konkurrenzprodukt immer das Ziel von Gané war“, heißt es aus dem Hause Acatis. Dem habe man mit der Kündigung zuvorkommen wollen. Acatis prüft nun, inwieweit die Namensänderung rechtmäßig ist, da die Fondsbezeichnung geschützt ist.

Gané teilt mit, in den kommenden Tagen das Anlegekonzept des im Dezember 2023 gestarteten Produkts „von einem defensiven Mischfonds auf einen offensiven Mischfonds umstellen“ zu wollen. Acatis habe keinen Zugriff auf die Methodik und könne diese auch nicht ohne weiteres replizieren, behauptet er. Allerdings ist die Strategie von Acatis-Chef Hendrik Leber mitentwickelt und von seinem Unternehmen administrativ betreut worden. Anleger dürfen also gespannt sein, was Gané in den vergangenen acht Jahren ohne Wissen des Auftraggebers so getrieben hat. 

Rathausky bleibt selbstbewusst: „Seit unser langjähriger Partner Acatis den Vertrag mit BN&P und damit mittelbar mit der Gané AG gekündigt hat, stehen unsere Telefone nicht mehr still“, so der Fondsmanager. Man erfahre Zuspruch von Investoren, die aber verunsichert seien, „denn wir haben seit der Kündigung keinen Einfluss mehr auf die Anlageentscheidungen des Value Event Fonds unter dem Acatis-Dach“. 

Profi-Investoren können nicht einfach zu neuem Fonds wechseln

Dass institutionelle Investoren ihr Geld nun massenhaft vom Acatis-Fonds zum Gané-Fonds umschichten, ist unwahrscheinlich. Damit sie investieren können, muss ein Finanzprodukt mindestens drei Jahre am Markt sein und Daten über diesen Zeitraum liefern können. Der Affront Ganés dürfte zunächst also keine großen Auswirkungen haben. Auch eine große Wechselwelle von Privatanlegern dürfte ausbleiben, denn die müssten beim Verkauf der Acatis-Fondsteile Kapitalertragsteuer zahlen. Das kostet Rendite.

Eine angekündigte Änderung der Anlagebedingungen zum 23. Februar macht überdies misstrauisch, ob der „Gané Global Balance“ wirklich eine 1:1-Kopie des „Acatis Value Event“ werden wird: Danach können Rathausky und Muhle in Unternehmenn investieren, die Geschäfte etwa mit Kohle, Rüstungsgütern inklusive Streubomben, Glücksspiel, Pornografie und Tabak machen. Verstöße gegen Menschenrechte wie Kinder- und Zwangsarbeit, Umweltverschmutzung oder Geldwäsche sind keine Ausschlusskriterien. Der entsprechende Passus ist gestrichen worden. Was das für eine EU-Nachhaltigkeitsklassifizierung nach Artikel 8 heißt, wie sie der „Acatis Value Event“ trägt, muss sich zeigen.

Für die bestehenden Anleger des prominenten Mischfonds soll sich laut Acatis nichts ändern. Johannes Hesche, Manager des „Acatis Value und Dividende“ und Leiter des qualitativen Portfoliomanagements, übernimmt das Ruder, mit Unterstützung von Acatis-Chef Hendrik Leber. Die Strategie bleibt gleich, der Fonds investiert in Qualitätsunternehmen. Staatsanleihen sollen die Performance stabil halten.

Die Auswahl dürfte Hesche mit seiner Erfahrung nicht schwer fallen, urteilt das Fondsanalysehaus Scope: „Wird sich der Acatis Value Event schwächer entwickeln als bisher, werden die Schuldigen jedoch schnell gefunden sein.“ Anlegern rät Scope deshalb investiert zu bleiben und die Performance zu beobachten.

Acatis-Chef äußert sich

In Frankfurt wundern sich viele über die Härte, mit der der Streit nun ausgetragen wird. Denn alle Beteiligten kennen sich gut und lange: Rathausky und Muhle haben sich während eines Praktikums bei DJE Kapital kennengelernt, der Fondsgesellschaft des bekannten Investors Jens Ehrhardt. Dort begannen sie, von einem eigenen, konservativen Mischfonds zu träumen. 2008 half ihnen Leber von Acatis bei der Konzeption und der Auflage eines eigenen Fonds. Leber wollte damit vor allem seinen jungen Fondsmanager Muhle unterstützen, der fünf Jahre zuvor bei Acatis angefangen hatte. Er half finanziell, administrativ und schickte auch den hauseigenen Vertrieb für Muhle und Rathausky ins Rennen. 

Das Konstrukt diente lange allen: Der Fonds ist von Acatis aufgelegt, Muhle und Rathausky managen ihn als Berater. Doch die monatliche Vergütung – die sich übers Jahr hinweg im Schnitt auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag belaufen haben soll– reichte dem Gané-Duo offenbar nicht mehr.  

In einer Videokonferenz, über die unter anderem die „FAZ“ berichtete, äußerte sich Leber zu dem eskalierten Streit und sagte, dass der im Dezember aufgelegte und nun umbenannte Fonds seiner beiden jungen Kollegen der Grund für deren Kündigung gewesen sei. „Ich habe ein Problem damit, wenn Gané, der wir viel Geld für die Beratung des Acatis Value Event Fonds überweisen, einen neuen Fonds startet und diesen mit einer Parallelgesellschaft berät“, zitiert das Onlineportal „Fonds professionell“ Leber.

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