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Geldanlage Absturzgefahr bei US-Aktien

Amerikanische Aktien haben 2016 eine satte Rendite hingelegt. Es könnte aber sein, dass es damit bald vorbei ist. Von Nadine Oberhuber
Geldanlage: Absturzgefahr bei US-Aktien

Nadine Oberhuber ist Wirtschafts- und Finanzjournalistin. Sie schreibt auf Capital.de über Geldanlagethemen

In Amerika stehen die Zeichen derzeit auf Grün. Auf Supergrün, zumindest wenn man die Börsenkurse anschaut: In diesem Jahr liefen die US-Indizes besser als der deutsche Dax, viel besser als der Eurostoxx und auch als der MSCI World. Der Dow Jones kam seit Jahresbeginn auf ein Plus von fünf Prozent, der S&P500 sogar auf sechs Prozent. Der Dax legte gerade einmal 3,5 Prozent zu, während MSCI World und Eurostoxx nur vor sich hindümpeln. Und das, obwohl doch viele dem US-Markt in diesem Jahr erst einmal einen Einbruch für den Frühling vorhergesagt hatten. Es ist nämlich Wahljahr und da knickt der Markt gewöhnlich erst einmal ein, bevor er sich erst im Herbst wieder in neue Höhen schwingt. Aber dieses Jahr ist alles anders. Diesmal scheint Amerika kaum zu stoppen. Doch was heißt das jetzt? Sollten Anleger in Erwartung des heißen Herbstes, der noch kommt, nun einsteigen?

Es gibt viele Analysten, die das derzeit nicht befürworten würden. Dafür seien die Kurse schon längst zu hoch und amerikanische Aktien überdies auch schon zu teuer, urteilen etliche Marktbeobachter. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt mit 18 weit über dem langjährigen Mittel von 12 und das Kurs-Buchwert-Verhältnis steht im Schnitt bei 2,8, das heißt, dass US-Firmen derzeit mit ungefähr dem Dreifachen ihres Buchwerts an den Börsen gehandelt werden. Das ist viel und stimmt nachdenklich.

S&P 500 Index

S&P 500 Index Chart

Nun sieht es zwar mit etwas Abstand betrachtet aus, als seien die beiden Leitindizes schier nicht zu stoppen: Der S&P500 legte in den vergangenen fünf Jahren um beinahe das Doppelte zu. Mittlerweile kennt er seit 2008 nur eine Richtung: nach oben. In zehn Jahren brachte er es immerhin auf eine Jahresleistung von knapp sieben Prozent Rendite pro Jahr, trotz des fatalen Finanzkrisencrashs. Es gibt sogar einige Firmen, die derzeit deutlich unter ihren Höchstständen der jüngsten Vergangenheit notieren und denen findige Analysten der Ratingagentur Standard & Poor´s deshalb noch ein sattes Aufwärtspotenzial von bis zu 30 Prozent nachsagen. Der Düngemittelhersteller Mosaic gehört dazu, ebenso wie der Autozulieferer Magna, die Private-Equity-Investoren Blackstone, der Lifestyle-Schuhhersteller Skechers und das biopharmazeutische Unternehmen Gilead zum Beispiel. Aber heißt das nun, dass es weiter aufwärts geht und auch die Indizes ewig so weiter steigen? Die ersten wetten darauf, dass der Gesamtmarkt es nicht tut.

spekulative Anleger halten sich zurück

George Soros gilt ja als eines der großen Crash-Orakel und er hat bereits Millionen Dollar darauf gesetzt, dass der Wall Street bald die Luft ausgeht. Vier Millionen Optionspapiere hat er gekauft, mit denen er auf den Absturz der Kurse hofft und damit Geld verdienen will. Er geht davon aus, dass es noch in diesem Jahr passieren wird. Nun warnt er davor nicht erst seit gestern, sondern schon ein bisschen länger. Und bisher ist nichts passiert. Dennoch wecken die Marktzahlen dieses Jahres ernste Zweifel, ob er mit seiner Spekulation nicht doch Recht behalten wird.

Ein Warnzeichen ist aus Sicht der Analysten, dass zuletzt immer mehr spekulative Anleger nicht einsteigen, wenn die Indizes kleine oder größere Kursrücksetzer zeigten. Genau diejenigen „smart money“-Anleger, die sonst gern jede solcher Schwankungen ausnutzen, finden Zurückhaltung zurzeit schlauer. Zudem beflügeln die Wirtschaftsaussichten den Markt auch nicht gerade: Das amerikanische Wachstum bleibt mit 2,5 Prozent mäßig bis mau und die Unternehmensgewinne nehmen eher Kurs nach unten. Ob es also zu einem weiteren „längerfristigen Aufwärtspotenzial kommt, ist offen“, so die einhellige Meinung.

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Was aber hat dann die Kurse in den letzten Wochen derart stark getrieben? Das zumindest lässt sich klar beantworten: Es waren die großen Aktienrückkäufe der Unternehmen selbst. US-Firmen haben im laufenden Jahr einen Rekordwert von über einer halben Billion Dollar in den Markt gepumpt, um eigene Anteile zurückzukaufen. Wieso sie das taten? Weil sie selbst sehen, dass sie vermutlich sinkende Gewinne zu erwarten haben. Und weil sie für dieses mittelmäßige Wachstum abgestraft würden, wenn sie nichts dagegen unternähmen. Diese Chance bieten ihnen im Grunde nur noch Aktienrückkäufe im großen Stil. Denn sie stützen die Kurse und freuen die Aktionäre. Die Zahl der handelbaren Papiere eines Unternehmens verringert sich dadurch auf dem Markt, das macht sie auch weniger volatil. Dazu kommt, dass die Verknappung dazu führt, dass der Gewinn je Aktie steigt, was rein rechnerisch den Gewinn der Unternehmen erhöht. Zumindest in den Augen der Anleger.

Behält Soros Recht?

Nun war der Eigenpapierkauf bei vielen Firmen aber nur in dieser Größenordnung möglich, weil die Kredite gerade so billig sind. Sie nahmen nämlich Fremdkapital auf, um ihre Aktien wieder zu erwerben. Das ist natürlich nicht so günstig, weil dadurch die Verschuldung der Unternehmen steigt. Zudem haben sie nun weniger Geld zur Hand, um es in Forschung und Entwicklung zu stecken und somit das Wachstum für die Zukunft zu finanzieren. Wie sinnvoll also diese Stützungskäufe auf lange Sicht waren, das wird erst die Zeit zeigen.

Für Anleger heißt das aber ganz klar: Sie sollten vorsichtig sein mit einem Engagement am US-Markt. Wer viele amerikanische Papiere im Depot hat, sollte darüber nachdenken, jetzt lieber deren Zahl zu reduzieren und lieber die entstandenen Gewinne einzustreichen, statt auf den tatsächlichen Absturz zu warten.

Vielleicht behält ja George Soros mit seiner Prognose Recht. Zuletzt hat er übrigens mit einer Wette auf den fallenden Kurs der Deutschen Bank gesetzt und damit sehr wohl einen guten Riecher bewiesen. Inzwischen hat er seine Positionen gegen die Bank wieder aufgelöst. Wer glaubt, dass er auch mit der Drohung richtig liegt, dass S&P und Dow Jones bald einbrechen, der könnte sich auch mit Optionsscheinen eindecken, die auf den Kurssturz setzen. Gewagt ist das allerdings, denn wenn der Kurs nicht kracht, kann man damit auch viel verlieren. Oder man hängt sich stattdessen an Soros´ Plan B: Er hat Anteile an Goldfonds gekauft, am SPDR Gold Trust Indexfonds. Sie setzen schon seit einer Weile zu einem neuen Höhenflug an und profitieren meistens, wenn die Aktienkurse plötzlich stark sinken wie in der Krise von 2008. Notfalls muss man sie eben nur lange genug halten.

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