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3,4 Prozent „Inflationshüpfer“ in den USA wird Zinsen länger oben halten

Jerome Powell vor US-Flaggen
Die US-Inflationsrate ist höher als erwartet. Das könnte die Zinssenkungen der Fed nach hinten verschieben. Hier der Fed-Vorsitzende Jerome Powell
© IMAGO / Xinhua / IMAGO
Die Inflation in den USA ist überraschend stark gestiegen. Für Analysten zeigt das: Der Preisdruck ist weiterhin hoch, die Zinsen werden so schnell nicht sinken

Wider Erwarten hat sich die Inflation in den USA vor der Jahreswende verstärkt. Die Verbraucherpreise zogen im Dezember um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat an, nach davor 3,1 Prozent im November. Das teilte das Arbeitsministerium in Washington mit. Experten hatten für Dezember einen Anstieg von 3,2 Prozent prognostiziert. Von November auf Dezember stiegen die Preise um 0,3 Prozent. Auch hier lagen die Erwartungen niedriger, bei 0,2 Prozent. Der Dax rutschte nach dieser überraschenden Nachricht ins Minus.

Eigentlich will die US-Notenbank Fed die Inflationsrate nachhaltig in Richtung von 2,0 Prozent drücken, um stabile Preise und Vollbeschäftigung zu fördern. Das gestaltet sich offenbar schwieriger als gedacht und löst Diskussionen darüber aus, ob im Frühjahr tatsächlich schon mit Zinssenkungen zu rechnen ist. Zuletzt beließ die Fed die Leitzinsen drei Sitzungen in Folge bei der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent, hatte die Geldpolitik zuvor aber auch kräftig gestrafft. Beim Zinsentscheid Ende des Monats dürften die Zinsen noch stabil bleiben, so die Erwartungen an den Finanzmärkten. Im Frühjahr könnte die Fed dann aber auf eine Senkung zusteuern.

Die Kerninflationsrate sank von 4,0 Prozent im Vormonat auf 3,9 Prozent und damit nur minimal. Aus Sicht von Fachleuten zeigt das, dass weiterhin Preisdruck besteht. So reagierten erste Ökonomen auf die neuen Zahlen:

Elmar Völker, LBBW: 
„Die Kosten für das Wohnen sind wieder einmal der Spielverderber gewesen. Deren Steigerung trug im Dezember mehr als die Hälfte zum monatlichen Anstieg des Gesamtindex bei. Ein Nachlassen der Preissteigerungen für das Wohnen ist angesichts der Stagnation der Angebotsmieten und weniger steil steigender Häuserpreise zwar überfällig, lässt aber offenbar noch auf sich warten. Dies spricht dafür, dass die Spekulationen auf eine baldige Leitzinswende – insbesondere in Verbindung mit dem guten US-Arbeitsmarktbericht – enttäuscht werden dürften.“

Christoph Balz und Bernd Weidensteiner, Commerzbank: 
„Im Großen und Ganzen bewegt sich die Inflation weiter in die richtige Richtung. Die Fortschritte in Richtung des Ziels werden jetzt aber offenbar mühsamer, die unterliegende Inflation lässt nur noch sehr langsam nach. Argumente für eine rasche Zinssenkung liefern die heutigen Daten nicht. Die US-Notenbank wird nicht riskieren wollen, dass die durch die raschen Zinserhöhungen gewonnene Glaubwürdigkeit Schaden nimmt, wenn man die Zinsen bereits senkt, bevor sich die Inflation nachhaltig dem Zwei-Prozent-Ziel annähert. Wir halten an unserer Prognose fest, dass die Fed ihre Leitzinsen erst im Mai senkt und nicht schon – wie vom Markt eingepreist – bereits im März."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:
„Die Fed dürfte mit dem heutigen Zahlenwerk nicht vollständig zufrieden sein. Der Rückgang der Kerninflationsrate ist grundsätzlich erfreulich, doch der Preisdruck geht andererseits auch nur langsam zurück. Das Zahlenwerk zeigt, dass eine Zinssenkung bereits in den Frühjahrsmonaten, wie es derzeit an den Finanzmärkten eingepreist ist, zu voreilig ist. Die Fed möchte sich nach dem deutlichen Inflationsanstieg in den vergangenen zwei Jahren ihrer Sache sicher sein. Ein vorschnelles Handeln wird es nicht geben. Wir rechnen mit einer ersten Zinssenkung zur Jahresmitte.“

Ralf Umlauf, Helaba: 
„Die Inflationsrate hat auch wegen eines Basiseffektes zugelegt. Zudem sollte beachtet werden, dass es ungeachtet der mäßigen Einflüsse der Benzinpreise zu einem kräftigen Anstieg des gesamten Preisindexes gekommen ist. Insofern sehen wir in den Zahlen keinen Grund, die ohnehin ambitionierten Zinserwartungen nochmals zu forcieren.“

Bastian Hepperle, Hauck Aufhäuser Lampe: 
„Ein kleiner Inflationshüpfer. Es ist noch ein gutes Stück auf dem unsicheren Weg zu gehen, bis sich die Inflationsrate wieder an das Zwei-Prozent-Ziel der Fed angenähert hat. Im Sommer wird es aber soweit sein, dass die Fed mit Leitzinssenkungen beginnt. Ihren Restriktionskurs wird sie vorher schon etwas lockern und das Tempo ihrer Bilanzschrumpfung drosseln.“

rts/vr

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