Wenn es nach Schweden ginge, so wäre das Land längst in der NATO. Denn seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine haben die Sorgen um die eigenen Staatsgrenzen stark zugenommen. 14 Monate hatte die Türkei diesen Wunsch blockiert, bis Präsident Recep Tayyip Erdoğan kurz vor dem Gipfel in Vilnius sein „Go“ für Schweden gab. Wenn alles rund läuft, könnte das Land im Herbst offiziell Mitglied des westlichen Militärbündnisses werden. Doch der Zeitplan ist ambitioniert, denn zunächst muss das türkische Parlament noch das Beitrittsprotokoll ratifizieren.
Die ehemalige NATO-Strategin Stefanie Babst beobachtet diesen Prozess gespannt: „Ich glaube das alles erst, wenn es in trockenen Tüchern ist“, sagt Babst im Podcast „Wirtschaft Welt & Weit“. Wenn die Abstimmung tatsächlich erst im Oktober erfolgen sollte, „dann läuft da noch sehr viel Wasser durch den Bosporus“, so Babst in der neuen Folge.
Außerdem warnt die Sicherheitsexpertin davor, dass es mit Ungarn einen zweiten Staat gibt, dessen Zustimmung noch erfolgen muss. Das Land sei energiepolitisch, wirtschaftlich und auch im Geiste ein enger Partner Russlands. Wenige Tage vor dem Gipfel erst habe der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán gesagt, dass er nach wie vor große Stücke auf Präsident Putin halte, erinnert Stefanie Babst.
Wie mächtig sind Putins „Freunde“ in der NATO? Werden sie Schwedens Weg in das Bündnis verzögern? Und drohen nach dem schwedischen Beitritt womöglich Machtspiele mit Russland im arktischen Eis? Die vierte und letzte Folge des NATO-Spezials wagt einen Blick in die Zukunft des westlichen Militärbündnisses, der auch die Beziehungen zu China beinhaltet. Host Mary Abdelaziz-Ditzow diskutiert mit der Strategie-Expertin und Buchautorin Stefanie Babst, die über zwei Jahrzehnte in verschiedenen Führungspositionen im Internationalen Stab der NATO in Brüssel tätig war.