Anzeige

Die Stunde Null Wahlkampfexperte van de Laar: „Trump hat Social Media wirklich geknackt“

Der Kampagnen- und Strategieberater Julius van de Laar spricht bei einer Veranstaltung in Herne
Julius van de Laar ist Kampagnen- und Strategieberater, der als Deutscher in den Wahlkämpfen von Barack Obama in den USA vor Ort mitgearbeitet hat
© Funke Foto Services / IMAGO
Der US-Wahlkampf befindet sich auf der Zielgeraden. Wahlkampf-Experte Julius van de Laar erklärt, wer bislang die bessere Kampagne gemacht hat, welche Rolle das Geld spielt – und was auf den letzten Metern des Wahlkampfs noch passiert

CAPITAL: Sie sind gerade erst aus Pennsylvania zurückgekehrt. Wie sind Ihre ganz frischen Eindrücke vom Endspurt?
JULIUS VAN DE LAAR: Energie pur. Pennsylvania ist der Swing State aller Swing States. Die Person, die Pennsylvania gewinnt, wird auch diese Wahl gewinnen. Ich war bei Kamala Harris unterwegs, vor allem auch in den Wahlkreisbüros, dort, wo die Freiwilligen noch mal rausgeschickt werden, die an Türen klopfen. Ich war auch bei einer Trump-Veranstaltung und auch dort war die Energie gigantisch. Pennsylvania macht im Endeffekt nichts anderes mehr als Wahlkampf. Egal wann man den Fernseher einschaltet, es kommt Wahlwerbung nonstop.

Es wurden enorme Summen an Geld in diesem Wahlkampf ausgegeben. Bei der Harris-Kampagne sogar noch deutlich mehr als bei Trump. Wer hat denn das Geld besser eingesetzt?
Das werden wir tatsächlich erst am Schluss sehen. Wenn man sich jetzt Kamala Harris konkret anschaut: Sie hatte 100 Tage Zeit, sie hatte sehr viel Geld, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie gewinnen wird. Auch Donald Trump hat die Wahl 2016 gewonnen, obwohl er signifikant weniger Geld hatte als Hillary Clinton damals.

Wichtiger denn je sind ja in diesem Wahlkampf die sozialen Medien. Wer hat denn hier von beiden geschickter agiert?
Ich würde sagen, ganz klar die Trump-Kampagne. Trump hat Social Media wirklich geknackt. Allein sein Auftritt bei McDonald's, der am Anfang belächelt wurde, war sehr geschickt. Er erreicht Leute, die er sonst noch nicht erreicht hat.

Sollte Trump am Ende gewinnen, was bedeutet das für die Wirtschaft in Deutschland und Europa?
Das Größte, was uns direkt betreffen würde, sind die Schutzzölle. Wenn Trump wirklich das wahr macht, was er sagt, dann wird unsere Wirtschaft darunter leiden. Ich könnte mir auch vorstellen, dass einige deutsche Unternehmen sagen werden, gerade im Mittelstand: Gut, dann bauen wir halt eben wirklich die nächste Fabrik in Amerika.

Wie sehr sollte man denn Trump bei seinen Drohungen oder Ankündigungen wirklich beim Wort nehmen?
Natürlich könnte man jetzt annehmen, Trump wird regieren wie ein New Yorker Immobilienmogul – also immer erst mal mit der Maximalforderung reingehen und dann wieder zurückrudern. Aber Hoffnung allein ist keine gute Strategie. Ich denke schon, dass man alle Szenarien durchspielen muss, auch den Fall, dass ein extremer Schutzzoll kommt. Bei Trump sollte die Maxime gelten: „Prepare for the worst, hope for the best.“

Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“ ,

  • wie die letzten Tage des Endspurts im US-Wahlkampf ablaufen,
  • wer die bessere Kampagne gemacht hat,
  • auf was sich die deutsche Wirtschaft bei einem Sieg von Donald Trump einstellen muss.

Alle Folgen finden Sie direkt bei RTL+, Apple oder Spotify.

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel