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Trumps Regierung Wofür der künftige US-Finanzminister Scott Bessent steht

Scott Bessent ist Gründer des Hedgefonds Key Square Group
Scott Bessent ist Gründer des Hedgefonds Key Square Group
© ZUMA Press Wire / IMAGO
Finanzexperten hatten schon vor einer ausufernden US-Staatsverschuldung unter Donald Trump gewarnt. Doch nun beruft der neue US-Präsident mit Scott Bessent einen Schuldenkritiker

Ende November hängen dunkle Wolken über Frankfurt. Es regnet, und die Spitzen der Bankentürme sind kaum zu erkennen. Das Wetter gleicht insofern dem, was derzeit in den Türmen diskutiert wird, wo die Banken jetzt zu den Kapitalmarktausblicken für das kommende Jahr einladen. Viel grau, viel Unsicherheit und vor allem: viel USA. Die Wahl von Donald Trump verschreckt dort zwar niemanden, doch sie erschwert die Prognosen. Und das liegt vor allem am Regierungspersonal der künftigen Trump-Administration. Elon Musk ist dabei nur einer von vielen, für Aufsehen sorgt ein anderer Name unter Frankfurter Bankern: Scott Bessent, designierter Finanzminister in der künftigen Regierung von Donald Trump und bekennender Schuldenkritiker.

Bislang gehen die Frankfurter Volkswirte noch von einem massiven Staatsdefizit der USA in den kommenden Jahren aus. Anders ließen sich die Pläne von Donald Trump jedenfalls nicht lesen, der die Unternehmenssteuern massiv senken will. Die meisten Experten rechnen daher mit einem ähnlichen Defizit wie unter Joe Biden, 2024 dürfte es auf 7,6 Prozent hinauslaufen. Das hat wiederum Folgen für alle weiteren Zweige des Finanzmarkts, wo ein höheres Staatsdefizit zu höheren Anleihenrenditen führt, weil Investoren ein höheres Ausfallrisiko einpreisen. Das bedeutet, dass die Schuldenaufnahme für die USA immer teurer wird. 

Einen Teil des höheren Defizits sollen dabei Strafzölle auf Importe ausgleichen. Doch weil diese die Inflation antreiben, wird die US-Notenbank Fed wohl die Zinsen länger hochhalten. Das wiederum stärkt den Dollar. Und ein starker Dollar führt dazu, dass Importe in die USA günstiger werden. Ein Teil des gewünschten Effekts, nämlich Mehreinnahmen, wird also durch den stärkeren Dollar schon wieder aufgezehrt. Also sei letztlich alles halb so schlimm mit den Zöllen, meinten Ökonomen. Das war jedenfalls ihr Ausblick, bis Bessent am Wochenende ernannt wurde.

Trumps Mann für die Staatsfinanzen könnte die Karten neu mischen. Der frühere Hedgefonds-Manager steht für eine Wirtschaftspolitik, die er mit drei Pfeilen („three arrows“) beschreibt. „Ich würde ihm (Donald Trump, Anm. d. Red.) raten, mit drei Pfeilen in den Wahlkampf zu ziehen“, hatte Bessent auf einer Konferenz im Juni gesagt. „Das wären drei Prozent reales Wirtschaftswachstum, und wie kann man das erreichen? Durch Deregulierung, eine höhere Energieproduktion in den USA, die Eindämmung der Inflation und die Förderung von Investitionen, damit der Privatsektor die aufgeblähten Staatsausgaben ablösen kann.“

Anders also als von vielen Ökonomen prognostiziert, könnte das Haushaltsdefizit unter Bessent weniger stark ausfallen, es könnten etwa drei statt sieben Prozent werden. Bessent steht in vielen Punkten für einen ordoliberalen Ansatz, den auch FDP-Chef Christian Lindner in Berlin lange Zeit verfolgte. Attraktive Rahmenbedingungen statt Subventionen, weniger Staat, mehr privat. 

Bessent wird mächtigster Beamter

Von den Märkten wurde die Personalie zunächst wohlwollend aufgenommen. Überraschend ist das nicht, denn Bessent gilt als Kind des Marktes, der sich einen Namen in der Szene gemacht hat. Der 62-Jährige ist Gründer des Hedgefonds Key Square Group. Er war zuvor Chief Investment Officer von George Soros' Soros Fund Management und gilt als Experte für globale Makroinvestitionen. Marktteilnehmer erwarten sich von ihm keine marktfeindlichen Eingriffe, weshalb sie die Personalie begrüßten. Außerdem will Bessent das zentrale Problem der USA angreifen: die Staatsverschuldung, die in den Augen vieler am Markt mit 119 Prozent des BIP deutlich zu hoch liegt.

Mit einer Steuerreform und Deregulierung solle die Kreditvergabe der Banken und die Energieproduktion angekurbelt werden, wie er kürzlich in einem Meinungsbeitrag für das „Wall Street Journal“ schrieb. Der Aufschwung des Marktes nach Trumps Wahlsieg, so schrieb er, signalisiere die Erwartungen der Anleger auf höheres Wachstum, geringere Volatilität und Inflation sowie eine wiederbelebte Wirtschaft für alle Amerikaner.

Als 79. Finanzminister wäre Bessent im Wesentlichen der ranghöchste US-Wirtschaftsbeamte. Der Chef des Finanzministeriums leitet auch die US-Finanzsanktionspolitik, beaufsichtigt den von den USA geführten Internationalen Währungsfonds, die Weltbank und andere internationale Finanzinstitutionen und ist für die Überprüfung ausländischer Investitionen in den USA im Hinblick auf die nationale Sicherheit zuständig.

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