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Die Stunde Null Molkerei-Chefin: „Die Milchpreise kann niemand mehr nachvollziehen“

Carola Appel, Geschäftsführerin der Gläsernen Molkerei
Carola Appel, Geschäftsführerin der Gläsernen Molkerei
© PR
Die Milchpreise fallen – nachdem sie im letzten Jahr massiv gestiegen waren. Was Verbraucher freut, stellt Produzenten vor Herausforderungen. Molkereichefin Carola Appel erklärt im Podcast „Die Stunde Null“ die Eigenheiten des Milchmarkts

Nach einem steilen Anstieg im letzten Jahr geraten die Preise für Molkereiprodukte nun wieder ins Rutschen. Der Discounter Aldi kündigte am Dienstag an, die Preise für über 50 Molkereiprodukte wie Milch, Sahne oder Joghurt ab Mittwoch dauerhaft um bis zu 15 Prozent zu senken. So soll der Preis für einen Liter H-Milch oder frische Vollmilch der Eigenmarke Milsani von 1,15 Euro auf 99 Cent sinken. Bei Kaufland werden laut einer Mitteilung mehr als 350 Molkereiprodukte ab Mittwoch günstiger, weil Rohwarenpreise gesunken seien. Auch Edeka und Netto Marken-Discount kündigten an, die Preise für Molkereiprodukte „in vergleichbarem Umfang“ zu senken.

Dass die Preisausschläge derart stark nach unten gehen, liegt an der besonderen Beschaffenheit des Milchmarkts. Wie dieser funktioniert, hat vor wenigen Wochen die Molkereichefin Carola Appel im Capital-Podcast „Die Stunde Null“ erklärt. Sie glaubt: „Diese Preise kann der Verbraucher nicht mehr nachvollziehen. Da stehen Sie mit staunenden Augen vor dem Regal.“ Oft werde Butter besonders billig verkauft, um die Kunden in den Markt zu ziehen – ohne dass der Preis gerechtfertigt sei.

Appel, die die auf Biomilch spezialisierte Brandenburger Gläserne Molkerei leitet, spricht in der „Stunde Null“ auch über die Erfahrungen im letzten Jahr, als auf einmal weniger Menschen Milch kaufen wollten – obwohl die Molkerei weiter Milch im Überfluss geliefert bekam. „Die Milch ist ein Rohstoff, der auf Sie zuläuft – ob Sie das wollen oder nicht“, so Appel. Das Unternehmen musste im Handumdrehen haltbare Produkte wie H-Milch, Milchpulver oder Käse herstellen, um den Rohstoff zu verarbeiten.

Die Molkereien verzeichneten Absatzeinbrüche von bis zu 20 Prozent, weil die Kunden angesichts der hohen Preise weniger Bioprodukte kauften und auch insgesamt ihren Konsum einschränkten. Futtermittel, Personalkosten, Energieinflation – all dies hatte die Preise in die Höhe getrieben. „Wir hatten in Deutschland Millionen Liter zu viel Milch“, sagt Appel, „und das in sehr kurzer Zeit“. Das Problem wurde dadurch verschärft, dass die Bauern sogar noch mehr Biomilch produzierten als zuvor. Auszahlungspreise, die zuvor bei 30 bis 35 Cent pro Liter gelegen hatten, schossen auf das Doppelte, historische Höhen, die auch die einstige Müller-Managerin Appel noch nicht erlebt hatte. „Das hat das Kaufverhalten völlig verändert“, sagt sie.

Hören Sie in der der „Die Stunde Null“,

  • warum Carola Appel keine Hafermilch mag,
  • weshalb Biomärkte immer weniger Käufer finden,
  • was Appel den Kritikern der Milchproduktion entgegnet.

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mit dpa

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