Der Luxus-Sportwagenhersteller Porsche hat einen der größten Börsengänge in Europa seit Jahren hingelegt und und trotzt damit den globalen Marktturbulenzen. An der Frankfurter Börse stiegen die Aktien des Unternehmens im Vormittagshandel auf über 84,70 Euro und übertrafen damit sowohl den von der Muttergesellschaft Volkswagen festgesetzten Kurs von 82,50 Euro als auch den schwachen Frankfurter Markt.
Der Chef des Autobauers, Oliver Blume, bezeichnete den Börsengang als „historischen Moment für Porsche“, als er die Glocke läutete, um den Beginn des Handels an der Frankfurter Börse zu markieren. „Ein großer, stolzer Tag für uns alle. Wir fügen der einzigartigen Geschichte von Porsche ein neues Kapitel hinzu“, fügte Blume hinzu, der auch Vorstandsvorsitzender des gesamten Volkswagen-Konzerns ist.
Porsche hat sich für sein Börsendebüt mächtig ins Zeug gelegt, um sich draußen vor der Börse und im Handelssaal in Szene zu setzen. So viel Show gab es selten bei einem IPO in Deutschland:
Wie auf einer Perlenschnur reihten sich verschiedene Modelle der Sport-Ikone vor der Frankfurter Börse auf. Insgesamt umfasst die Porsche AG 911 Millionen Aktien – in Anlehnung an das legendäre Sportwagenmodell 911. Der Familienclan Porsche-Piëch erstand die vollen 25 Prozent der angebotenen stimmberechtigten Stammaktien plus eine – und hält damit eine Sperrminorität.
Die Bronzeskulptur des Bullen symbolisiert den Börsenaufschwung. Vorstandschef Oliver Blume und sein Stellvertreter und Finanzschef Lutz Meschke beschwören ein erfolgreiches Porsche-Debüt trotz trübem Umfeld. Ein Teil der 911 Millionen Porsche-Aktien ist nun an der Börse öffentlich handelbar. Dem negativen Markttrend kann die Ikone sich aber nicht entziehen – ein Höhenflug bleibt aus. Am Markt platziert wurde die Aktie mit 82,50 Euro. Der Erstkurs lag mit 84 Euro 1,8 Prozent darüber. Nach einem rasanten Start gab der Kurs dann aber wieder nach.
Zur Feier des historischen Börsendebüts rollten einige selten zu sehende Porsche-Rennwagen in Frankfurt an. Der Sportwagenbauer bot ein spektakuläres Line-up seiner Modelle. Gespräche mit dem Rennstall Red Bull über eine mögliche Zusammenarbeit bei der Formel 1 wurden vor kurzem abgebrochen.
Der traditionelle Auftritt an der Börsenglocke: Oliver Blume und Finanzchef Lutz Meschke läuten erleichtert den Handel ein. Der Börsengang ist die größte Erstemission in Deutschland seit der Telekom im Jahr 1996 – und er verlief ordentlich. Knapp 9,4 Mrd. Euro wurden eingesammelt. Der Löwenanteil der Aktien ging an große Investoren. Im Vorfeld hatten sich vier Ankerinvestoren, darunter VW-Großaktionär Katar, knapp 40 Prozent gesichert. Privatanleger erhielten wegen der Überzeichnung des Angebots lediglich 7,7 Prozent des Platzierungsvolumens.
Im Handelssaal wird der mit Spannung erwartete erste Preis der Aktie angesagt. Die Porsche AG erreichte auf Basis des ersten Preises eine Marktkapitalisierung von rund 76,5 Mrd. Euro. Damit waren die Stuttgarter zum Start an der Börse wertvoller als Mercedes-Benz mit rund 58 Mrd. Euro und BMW mit 47 Mrd. Euro. Die Konzernmutter Volkswagen lag am Donnerstag mit 86 Mrd. Euro noch darüber.
Die Führungsebenen von Porsche und VW darf auf einen Geldregen aus Aktienboni hoffen. Von links nach rechts Michael Steiner (Vorstand für Forschung und Entwicklung), Barbara Frenkel (Vorständin Beschaffung), Detlev von Platen (Vorstand Vertrieb und Marketing), Albrecht Reimold (Vorstand Produktion und Logistik), Lutz Meschke (Vizevorstandschef und Vorstand Finanzen und IT), Andreas Haffner (Vorstand für Personal- und Sozialwesen) sowie der zweifache Vorstandschef von VW und Porsche, Oliver Blume, vor dem Gebäude der Börse.
Schon im März 2000 fuhr ein Porsche zu einem Börsengang vor. Mit einem Rennporsche kam der damalige Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies, Ulrich Schumacher, zum Börsendebüt zur Frankfurter Börse. Nach Höhen und Tiefen ist die Aktie heute etwa halb so viel wert wie zum Start vor 22 Jahren.