Im vergangenen Jahr hat Deutschland Waren im Wert von 1279,4 Mrd. Euro exportiert. Damit konnte die bisherige Höchstmarke des Jahres 2016 um satte 6,3 Prozent verbessert werden. Die Ausfuhren in die Europäische Union und in Drittländer stiegen gleichermaßen stark an. Was eigentlich eine gute Nachricht ist, bietet in der aktuellen Nachrichtenlage jedoch auch Anlass zur Sorge. Denn mit seiner enormen Exportabhängigkeit ist Deutschland enorm verwundbar - sollte der Handelsstreit zwischen den USA und China weiter eskalieren.
"Knapp 45 Prozent der Wirtschaftsleistung sind Exporte. Das heißt, knapp die Hälfte der Jobs hängt direkt oder indirekt an der Exportwirtschaft. Ein Handelskrieg zwischen China und den USA hätte auch Auswirkungen auf deutsche Unternehmen", sagte Marcel Fratzscher, Präsident des DIW-Instituts, im Interview mit Capital.
Erste Warnsignale aus der deutschen Konjunktur gab es bereits. Im Februar schrumpften die deutschen Exporte zum zweiten Mal in Folge - diesmal sogar um satte 3,2 Prozent. Nach dem guten Jahr 2017 startete die deutsche Wirtschaft also etwas schwächer ins neue Jahr - wenngleich zwei Monatszahlen unter Konjunkturexperten noch nicht als Trendwende gelten. Doch dass die Sorgen vor einem Handelskrieg auf der Stimmung in den deutschen Unternehmen lastet, ist an anderer Stelle deutlich bemerkbar: So sank der wichtige Ifo-Geschäftsklimaindex im März auf ein Elf-Monatstief.
Noch ist nicht klar, ob aus den Drohungen und Ankündigungen zwischen den USA und China tatsächlich auch Strafzölle werden . Klar ist derweil: Eine Abschwächung der Weltkonjunktur durch einen Handelskrieg und eine globale Kettenreaktion an Strafzöllen wäre Gift für die deutschen Exportfirmen.
Welche Branchen und Produkte wären besonders betroffen, wenn es tatsächlich zu einem Handelskrieg kommt und der Protektionismus in der Weltwirtschaft zunimmt? Hier kommen Deutschlands wichtigste Exportprodukte:
Deutschlands wichtigste Exportprodukte
#7 Sonstige Fahrzeuge: Nicht nur deutsche Autos sind ein Exportschlager. Ausländische Kunden schätzen auch die Qualität von Schiffen, Jachten, Zügen, Krafträdern, Luft- und Raumfahrzeuge oder Fahrrädern aus deutscher Produktion. Diese Warengruppe erzielte 2017 nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes einen Wert von 57,93 Mrd. Euro. Das entsprach 4,5 Prozent am gesamten Ausfuhrwert.
#7 Pharmazeutische und ähnliche Erzeugnisse: Die Nachfrage nach Salzen, Vitaminen, Hormonen oder Antibiotika aus deutscher Herstellung ist hoch. Diese Erzeugnisse machten im vergangenen Jahr 5,9 Prozent (75,87 Mrd. Euro) des Außenhandelswerts aus. Zu diesen Gütern zählen auch Röntgenkontrastmittel, Vaccine, Heftpflaster und Watte.
#6 Elektrische Ausrüstungen: Elektrotechnik deutscher Hersteller ist gefragt. Im vergangenen Jahr wurden Elektromotoren, Generatoren, Transformatoren, Glasfaserkabel, Haushaltsgeräte oder Heizungen im Gesamtwert von 82,99 Mrd. Euro exportiert. Das entsprach 6,5 Prozent des gesamten Außenhandels.
#5 Sonstige Waren: Unter diesem Punkt fasst das Statistische Bundesamt zum einen Handelsvorgänge zusammen, die auf Antrag der betroffenen Ein- oder Ausführer geheim bleiben sollen. Das ist etwa dann der Fall, wenn ein Unternehmen in einem bestimmten Warenbereich dominierend ist. Unter „Sonstige Waren“ fallen auch die sogenannten Zuschätzungen für Antwortausfälle. Liegen zunächst keine Meldedaten vor, werden die Zahlen geschätzt und im Laufe des Jahres sukzessive durch Nachmeldungen ersetzt.
#4 Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse: Computer, Bankautomaten und Speichereinheiten wurden 2017 im Wert von 110,52 Mrd. Euro exportiert. Das entsprach einem Anteil von 8,6 Prozent vom gesamten Exportvolumen. In die Kategorie fallen auch Antennen aller Art, Feuermelder, Unterhaltungselektronik, Uhren und Waagen.
#3 Chemische Erzeugnisse: Die chemische Industrie gehört zu den Grundpfeilern der deutschen Exportwirtschaft. Auf ihre Erzeugnisse entfiel 2017 ein Anteil von neun Prozent (114,66 Mrd. Euro) am gesamten Ausfuhrwert. Zu den gefragten Produkten gehören chemische Grundstoffe, Düngemittel, Kunststoffe in Primärformen, Klebstoffe und Chemiefasern.
#2 Maschinen: Maschinen made in Germany sind weltweit stark gefragt. Ihr Ausfuhrwert betrug im vergangenen Jahr 183,56 Mrd. Euro. Damit entfiel rund ein Siebtel des gesamten Außenhandels 2017 auf diese Gütergruppe. Sie umfasst unter anderem Verbrennungsmotoren und Turbinen (ohne Motoren für Luft- und Straßenfahrzeuge), Öfen, Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung oder Maschinen für die Land- und Forstwirtschaft.
#1 Kraftwagen und Kraftwagenteile: Diese Warengruppe ist der deutsche Exportschlager schlechthin. 2017 führte die Bundesrepublik Kraftwagen und dazugehörige Teile im Wert von 234,39 Mrd. Euro aus. Das entsprach laut dem Statistischen Bundesamt einem Anteil am Gesamtexportvolumen von 18,3 Prozent. Zu diesen Gütern zählen neben Kraftwagen und Kraftwagenmotoren auch Karosserien, Aufbauten, Anhänger sowie elektrische Ausrüstungsgegenstände und anderes Zubehör.