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Preisanstieg Energiepreise sorgen für Inflationsschub

Bargeld aus dem Geldautomaten: Die Inflation bleibt hoch
Bargeld aus dem Geldautomaten: Die Inflation bleibt hoch
© Gottfried Czepluch / IMAGO
Die Inflationsrate in Deutschland ist so stark gestiegen wie seit knapp 30 Jahren nicht mehr. Verantwortlich für den Preisauftrieb ist in erster Linie eine Produktkategorie

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Verbraucherpreise in Deutschland im Juli um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Damit habe sich die Inflationsrate sprunghaft erhöht – im Juni 2021 hatte das Plus noch bei 2,3 Prozent gelegen. Unerwartet kommt der Anstieg nicht: Im Juli 2020 sorgte die zeitweilige Senkung der Mehrwertsteuersätze für ein niedrigeres Preisniveau. Das habe sich „nun erhöhend auf die Preisentwicklung vieler Waren und Dienstleistungen und somit auf die Inflationsrate insgesamt“ ausgewirkt, schreibt Destatis.

Infografik: Höchste Inflationsrate seit Dezember 1993 | Statista

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Überdurchschnittlich stark legten die Preise für Waren mit 5,4 Prozent zu. In dieser Kategorie stachen die Preise für Energieprodukte besonders hervor. Im Juli 2021 lagen sie im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,6 Prozent höher. Beigetragen zu dieser Entwicklung hätten die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe und der aktuelle Anstieg der Energiepreise. Die Preise für Heizöl und Kraftstoffe hätten sich im Juli um knapp 54 Prozent bzw. knapp 25 Prozent erhöht.

Auch Nahrungsmittel verteuerten sich überdurchschnittlich stark um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für Gemüse mussten die Verbraucher beispielsweise 7,2 Prozent mehr ausgeben als im Juli 2020. Auch Mode (plus 6,2 Prozent) und Fahrzeuge (plus 5,2 Prozent) gehören zu den Inflationstreibern. Immerhin: Mobiltelefone verbilligten sich um 2,9 Prozent.

Temporäre Preissteigerungen

Ökonomen gehen davon aus, dass die Inflation nicht dauerhaft auf diesem hohen Niveau bleibt. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, dämpft die Sorgen vor einer hohen Inflation: „Eine zu geringe Inflation wäre ein größeres Risiko als eine zu hohe Inflation“, schrieb er bereits Ende Juli anlässlich der Veröffentlichung der vorläufigen Inflationsdaten. Eine erhöhte Inflation sei ein „Luxus-Problem für Deutschland“.

Mit dem Preisanstieg kämpft auch die deutsche Wirtschaft. Laut einer Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft unter 2000 Firmen, erwarten 80 Prozent der deutschen Unternehmen mittelstark oder stark steigende Preise. Der Grund: Rohstoffe haben sich verteuert und Vorleistungen sind knapp. 70 Prozent der befragten Unternehmen berichteten zudem von steigenden Energiepreisen. Etwa jedes zweite Unternehmen habe angegeben, die höheren Preise weitergeben zu können. Auch das treibt die Inflation an.

Die IW-Ökonomen gehen davon aus, dass es sich bei den Problemen der Angebotsseite vorwiegend um Folgen der Pandemie handelt, die bis Ende des Jahres behoben sein dürften. Bis dahin seien weitere Preissteigerungen möglich. Sobald die vielen Sondereffekte verarbeitet seien, erwarte das IW aber eine Normalisierung, so IW-Ökonom Matthias Diermeier.

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