Die Energiewende erhöht Deutschlands Hunger nach ausländischem Erdgas. Im Jahr 2022 sollen die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet werden, bis 2038 der Kohleausstieg geschafft sein. Im Gegenzug will die Bundesregierung den Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2025 auf 40 bis 45 Prozent heben. Bis dahin setzt Deutschland verstärkt auf Erdgas.
Davon wird aber seit 1990 immer weniger auf dem heimischen Markt produziert. Also ist die Bundesrepublik auf ausländische Anbieter angewiesen. 2017 wurden laut dem Umweltbundesamt 92,1 Prozent des hierzulande verbrauchten Erdgases importiert.
Das Bundeswirtschaftsministerium preist Erdgas als flexiblen, vielfältigen und kostengünstigen Energieträger. Der sei zudem im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern klimafreundlicher, da er geringere CO2-Emissionen verursache. Auch in anderer Hinsicht kommt Erdgas bei der Energiewende eine Schlüsselfunktion zu. „Erdgaskraftwerke können eine wichtige Rolle beim Ausgleich von Stromschwankungen aus erneuerbaren Energiequellen, die je nach Wetterlage und Jahreszeit erheblichen Produktionsschwankungen unterliegen, spielen“, heißt es beim Bundeswirtschaftsministerium.
Umstrittener Erdgasmarkt
Allerdings steckt insbesondere im LNG (Liquefied Natural Gas) massives Konfliktpotenzial. Die USA setzen bei der Produktion auf das umstrittene Fracking. Die dadurch verursachten Umweltschäden belasten die angeblich positive Klimabilanz des Energieträgers. Das hält Deutschland aber nicht davon ab, künftig mehr Flüssig-Erdgas aus den Vereinigten Staaten zu importieren. Dazu will die Bundesregierung mindestens zwei neue LNG-Terminals in Norddeutschland fördern. Allerdings sorgt Erdgas zwischen Berlin und Washington auch für Verstimmungen.
Dauerstreitthema ist Nord Stream 2. Die Pipeline soll russisches Erdgas direkt durch die Ostsee nach Deutschland bringen. Bislang verläuft der Gastransit durch die Ukraine. US-Präsident Donald Trump warnte, Deutschland mache sich mit Nord Stream 2 zur Geisel Russlands.
Aber gibt es überhaupt Alternativen zu den USA und Russland? Der Mineralölkonzern BP hat im Juni 2019 seine Bilanz 2018 des weltweiten Energiemarkts veröffentlicht und aufgelistet, welche Länder das meiste Erdgas produzieren.
Diese Länder sind die größten Gasproduzenten der Welt
Saudi-Arabien blieb ebenfalls auf seiner Platzierung vom Vorjahr. 112,1 Milliarden Kubikmeter reichten 2018 erneut für Platz neun der größten Erdgasförderer der Welt. Das entsprach aber gerade einmal knapp drei Prozent der globalen Fördermengen. Das zeigt, wie stark der Markt von den Spitzenreitern dominiert wird.
China verharrte trotz gestiegener Fördermengen auf dem sechsten Rang. Laut BP wurden 2018 in der Volksrepublik insgesamt 161,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert. Das waren acht Prozent mehr als im Vorjahr. Auch China spielt auf dem Weltmarkt eine Nebenrolle. Sein Anteil an der Gesamtfördermenge betrug rund vier Prozent.
Kanada ist weiterhin der viertgrößte Erdgasproduzent der Welt. Die jährliche Fördermenge lag 2018 bei 184,7 Milliarden Kubikmeter. Das bedeutete laut BP ein Plus von vier Prozent. Kanadas Anteil am weltweit geförderten Erdgas: gerade einmal knapp fünf Prozent.
Der Iran konnte seine Gasproduktion 2018 deutlich steigern. Das Land förderte 239,5 Milliarden Kubikmeter. Das waren rund neun Prozent mehr als im Vorjahr. Trotzdem verharrte der Iran auf dem dritten Platz der Rangliste. Denn der Staat kommt lediglich auf sechs Prozent der weltweiten Fördermengen. Die werden maßgeblich von zwei Giganten bestimmt.
Russland ist der weltweit zweitgrößte Produzent von Erdgas. 2018 wurden laut BP 669,5 Milliarden Kubikmeter gefördert. Das waren fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Rund 17 Prozent der weltweiten Produktion entfielen 2018 auf Russland. Damit lag der Staat aber noch weit hinter dem Spitzenreiter.
Die USA dominieren den weltweiten Erdgasmarkt und bauen die Vormachtstellung aus. Die Fördermenge lag 2018 bei 831,8 Milliarden Kubikmeter, wie BP mitteilte. 2017 waren es noch 745,8 Milliarden Kubikmeter gewesen, Das entsprach einem Plus von etwa zwölf Prozent. Damit entfielen 2018 rund 22 Prozent der weltweiten Fördermengen auf die Vereinigten Staaten.