Es war nur eine kurze Meldung, die der schwer angeschlagene Onlinehändler Signa Sports United am Montagabend veröffentlichte. In technischen Worten meldete das Unternehmen, das in Berlin sitzt und bis zuletzt an der New Yorker Börse notiert war, was sich einfacher so formulieren lässt: Die langjährige Konzernmutter Signa Holding des österreichischen Investors René Benko hat der Firma den Geldhahn zugedreht. Eine Finanzierungszusage von 150 Mio. Euro, die erst im Sommer vereinbart worden war und die der Onlinehändler benötigt, um seine Geschäfte fortzuführen, wurde aufgekündigt.
Schon länger ist die Lage bei Signa Sports schwierig. Als das Unternehmen, zu dem Onlineshops wie Fahrrad.de, Tennis-Point und Wiggle und gehören, vor knapp zwei Jahren per sogenanntem Spac an die US-Börse ging, wurde es als großer Deal gepriesen. Doch schon bald rauschte der Aktienkurs ab, häuften sich Verluste an. Immer wieder musste Signa frisches Geld nachschießen oder zusagen. Dann wurde Anfang Oktober bekannt, dass der Online-Sporthändler von der Börse genommen werden soll – nicht zuletzt, um Kosten für Berichtspflichten zu sparen. Inzwischen beträgt der Aktienkurs des einst mit 3,2 Mrd. Dollar bewerteten, hoch verschuldeten Unternehmens nur noch wenige Cent.
Die Kündigung der lebenswichtigen und laut Vereinbarung „bedingungslosen“ Kapitalspritze wirft aber auch ein Schlaglicht auf die Lage im gesamten Signa-Konzern mit seinen kaum durchschaubaren Verzweigungen und Finanzflüssen. Noch im Sommer hatte der Chef der übergeordneten Signa Holding, Christoph Stadlhuber, alle Spekulationen über eine drohende Pleite der Sport-Sparte zurückgewiesen – mit Verweis auf eben jene Garantie von 150 Mio. Euro. Damit sei der Onlinehändler bis 2025 „durchfinanziert“. Noch Ende September wurde die Vereinbarung ergänzt. Bislang wurden erst 7 Mio. Euro abgerufen.
Nun folgte, von außen betrachtet völlig überraschend, die Kündigung der Finanzzusage – wogegen sich Signa Sports laut der Meldung von Montag nun juristisch wehren will. Signa gegen Signa – ein bemerkenswerter Vorgang, zumal bei Signa Sports einige Benko-Vertraute an führender Stelle sitzen, die auch andere wichtige Funktionen im Konzern haben. Nun werden also manche, einfach formuliert, praktisch gegen sich selbst klagen – auch wenn der Kreis der Anteilseigner sich bei den beiden Unternehmen nur teilweise überschneidet und eine Klage zum Schutz der Signa-Sports-Aktionäre juristisch geboten ist.
Risse im Fundament
Angesichts dieser Entwicklungen drängt sich deshalb die Frage auf, wie sich die aktuelle Situation in Benkos Immobilien- und Handelsreich darstellt. Braucht der Konzern das Geld womöglich an anderer Stelle? Zuletzt mehrten sich die Hinweise, dass die Lage zunehmend angespannt ist – wegen des eingetrübten wirtschaftlichen Umfelds, aber auch aus Gründen, für die Signa und Benko selbst verantwortlich sind. Diese reichen bis hin zu einer erhöhten Wachsamkeit der Finanzaufsichtsbehörden bei dem Engagement wichtiger Banken bei Signa sowie laufenden Korruptionsermittlungen in Österreich, bei denen es sich um einen Fallout einer Affäre um den früheren Bundeskanzler und Benko-Spezl Sebastian Kurz (ÖVP) handelt. Von einem „perfekten Sturm“ sprechen manche Brancheninsider.