Wahrscheinlich war die Aufmerksamkeit für Superyachten nie so groß wie im letzten Halbjahr. Seit westliche Behörden begonnen haben, die Vermögenswerte russischer Oligarchen einzufrieren, stehen die Luxuskähne im Fokus. Prominentester Fall: die 156 Meter lange „Dilbar“, die Alischer Usmanow gehört und seit Monaten den Hamburger Hafen nicht verlassen darf.
Sie gehört auch zu den Top 10 der größten und längsten Motoryachten der Welt. Die Spitzenliste ist eine Auskopplung aus dem Ranking der 200 größten Motoryachten, die das Magazin „Boote Exclusiv“ für seine neueste Ausgabe angefertigt hat.
Das sind die Spitzenreiter

Das halbtauchfähige Versorgungsschiff lief 1982 in Japan vom Stapel, in diesem Jahr wurde es von der türkischen Karmarine-Werft zu einer außergewöhnlichen Expeditionsyacht umgebaut. Zur Ausstattung gehören ein Rasentennisplatz, ein Freiluftkino, ein gläserner Außenaufzug, vier Aquarien sowie Platz für eine 46-Meter-Segelyacht und ein Wasserflugzeug. Auftraggeber und der Preis des Umbaus sind nicht öffentlich bekannt.

Unter den großen Kähnen gibt es nur wenige Schiffe, nicht von deutschen Werften gebaut wurden. Bei der saudischen Prince Abdul Aziz, immerhin 22 Jahre lang die größte Luxusacht der Welt, zeichnete 1984 die dänische Werft Helsingor verantwortlich. Auftraggeber war König Fahd ibn Abd al-Aziz. Nach dessen Tod ging die Yacht in den Besitz seines Halbbruders Abdullah über. Zuletzt verfügte dessen Sohn Abdul Aziz bin Fahd Al Saud über das Boot. Laut „Boote Exclusiv“ soll Kronprinz Mohammed bin Salman ihn aber unter Hausarrest gestellt haben, seither habe die Betreibergesellschaft der „Prince Abdul Aziz“ gewechselt.

Bis vor drei Jahren als „Topaz“ bekannt, befindet sich die Superyacht laut „Boote Exclusiv“ offenbar weiterhin im Besitz von Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan, einem Mitglied der Herrscherfamilie von Abu Dhabi. Gebaut wurde das Boot 2012 von der Bremer Lürssen-Werft.

Es sei schon eher ungewöhnlich, heißt es bei „Boote Exclusiv“, dass Staatsyachten ganz offiziell über einen Broker zum Kauf angeboten werden. Bei der „Al Said“ war das nach dem Tod des omanischen Sultans Qabus bin Said aber in diesem Fall. Nach kurzer Zeit verschwand der Koloss aber schon wieder vom Markt. Das 2008 von Lürssen gebaute Boot soll im Nahen Osten verblieben sein.

Sie ist die derzeit vielleicht bekannteste Superyacht: Die „Dilbar“ steckt seit Monaten im Hamburger Hafen fest, weil Eigner Alischer Usmanow nach dem russischen Angriff auf die Ukraine auf einer Sanktionsliste landete. Gebaut 2016, ebenfalls von Lürssen.

Die jüngste Yacht in der Top Ten – von Lürssen in Bremen konstruiert und seit Juli 2022 auf Jungfernfahrt im Mittelmeer. Sie gehört ebenfalls Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi, dem auch der Fußballclub Manchester City gehört. Sie soll über 600 Mio. Dollar gekostet haben.

1996 von Blohm+Voss für den Bruder des Sultans von Brunei erbaut, seit 2001 gehört die Yacht Scheich Mohammed bin Raschid Al Maktum, Herrscher über des Emirats Dubai und 2020 in Abwesenheit vom Londoner High Court wegen Einschüchterung, Entführung und Folter verurteilt.

Nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs ging es für die „Eclipse“ von der Karibik über das Mittelmeer in die Türkei. Der Grund: Sie gehört dem sanktionierten Oligarchen Roman Abramowitsch. Zu den weiteren Booten des Ex-FC-Chelsea-Besitzers gehören laut „Boote Exclusiv“ die 2021 gelieferte „Solaris“ (139,70 Meter), der Versorger „Garçon“ (67 Meter), die 55-Meter-Yacht „Halo“ und die „nur“ 50 Meter lange „Aquamarine“.

Die dem Volumen nach dickste Yacht der Welt liegt die meiste Zeit im omanischen Maskat, sie ist als Versorger für die „Al Said“ (Platz 7 auf der Liste) gedacht. Gebaut wurde sie von der italienischen Werft Mariotti.

Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan, Emir von Abu Dhabi, starb im Mai 2022 im Alter von 73 Jahren. Er hatte die „Azzam“ bei Lürssen in Auftrag gegeben und 2013 in Empfang genommen. Wer nach seinem Tod die Yacht kaufen könnte, ist noch unklar.