Wer kontrolliert die traditionsreichen Uhrenmarken?
Rolex ist die wohl bekannteste Uhrenmarke weltweit. Sie hat sich ihre Unabhängigkeit bewahrt und ist laut Beobachtern selbst längst ein Uhrenimperium – wie jüngst der Kauf des Schweizer Uhrenhändlers und Juweliers Bucherer unterstrich. Die börsennotierte Rolex SA wird vollständig von der Stiftung Hans Wilsdorf kontrolliert. Wilsdorf hatte 1905 im Alter von 24 Jahren in London ein Unternehmen gegründet. Es war anfangs auf den Vertrieb von Uhren spezialisiert. Wilsdorf trieb den Siegeszug der Armbanduhr mit der Rolex Oyster voran, die er 1926 auf den Markt brachte. Für die Präzision sorgten damals Uhrwerke einer Schweizer Manufaktur im Schweizerischen Biel. Rolex und die es kontrollierende Stiftung haben ihren Sitz in Genf.
A. Lange & Söhne gehört auf dem Markt der teuren Uhren zu den großen deutschen Namen. Die Firma hat ihren Sitz am traditionsreichen Standort Glashütte bei Dresden. Dort gründete 1845 der Uhrmacher Ferdinand Adolph Lange seine Manufaktur. Nach der Wiedervereinigung schrieb die Lange Uhren GmbH die Geschichte des Unternehmens fort. 2011 übernahm der Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont Lange Uhren. A. Lange & Söhne wurde damit zur Schwestermarke von Konkurrenten wie IWC und Jaeger-LeCoultre.
Uhren nehmen durch die Verbindung von Kunsthandwerk mit technischen Errungenschaften einen besonderen Stellenwert im Luxussektor ein. Piloten- und Taucheruhren für Streitkräfte trieben dabei häufig Innovationen voran. Von diesem Prestige zehren viele Luxusmarken bis heute – auch, wenn Käufer die extreme Widerstandskraft ihres Zeitmesser in der Tiefsee oder bei Überschallgeschwindigkeit nie testen werden. Cartier begann seine Geschichte 1847 mit der Übernahme eines Schmuckateliers durch Louis-François Cartier. Bereits wenige Jahre später kamen die ersten Uhren in das Sortiment. Wegweisend wurde 1917 das Uhrmodell „Tank“ (Panzer), das sich bis heute von der oft klobigen Chronometer-Konkurrenz absetzt. Cartier gehört seit 1997 ebenfalls zu Richemont.
Swatch ist nicht nur ein Hersteller günstiger, knallbunter Armbanduhren. Die Schweizer Unternehmensgruppe gehört längst zu den großen Playern im Uhrensegment. Sie übernahm 2000 den deutschen Hersteller Glashütte Original. Auch er ist an dem sächsischen Traditionsstandort angesiedelt. Ähnlich wie bei A. Lange & Söhne reichen die Wurzeln des Herstellers zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück und wurde das Unternehmen in der heutigen Form in den 1990er Jahren wiederbelebt. Zur Swatch Group gehört auch Omega.
Spätestens, als Jay-Z über seine Patek Philippe rappte, war das Traditionsunternehmen offiziell zum begehrten Luxussymbol einer neuen Generation von Kunden geworden. Zu dem Image tragen die Rekordsummen bei, die Uhren von Patek Philippe regelmäßig bei Auktionen erzielen. Das 1839 gegründete Traditionsunternehmen gilt als Erfinder der Aufzugskrone und als der vielleicht letzte wirklich unabhängige Uhrenhersteller aus Genf. Er wurde benannt nach dem Gründer Antoine de Patek und dessen Geschäftspartner Jean Adrien Philippe (Patek, ein polnischer Adliger, hatte die Firma mit dem tschechischen Uhrmacher François Czapek gegründet). Seit 1932 ist die Familie Stern alleiniger Eigentümer der Patek Philippe SA.
Die Geschichte der Breitling SA begann in den 1880er Jahren während einer Wirtschaftskrise. „Die Schweiz erlebte den schlimmsten Teil einer langen Rezession“, heißt es in der offiziellen Firmenhistorie. Doch trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten, sozialer Unruhen und einer ungewissen Zukunftsperspektive habe es der 24-jährige Léon Breitling gewagt, im Schweizer Saint-Imier sein Unternehmen zu gründen. Breitling gilt nach eigenen Unternehmen „als Erfinder des modernen Chronographen und brachte die erste Funktionsuhr für die Navigation auf den Markt“. Fliegerchronographen von Breitling wurden in den 1930er Jahren auch von der Royal Air Force geordert. Vor einigen Jahren hat sich die Marke aber in ihrem Logo von den Flügeln getrennt. 1979 übernahm der Pilot Ernest Schneider die Marke. 2017 verkaufte seine Familie 80 Prozent der Anteile an den britischen Finanzinvestor CVC. Er wurde später von der Schweizer Private-Equity-Gesellschaft Partners Group als Mehrheitsaktionär abgelöst.