Neuer Riese am Biermarkt
Dass sich zwei Branchenriesen zusammentun, kommt eher selten vor. Auf dem Biermarkt steht jetzt jedoch die Übernahme der Nummer Zwei durch den Weltmarktführer kurz bevor. Für umgerechnet knapp 92 Mrd. Euro will sich Anheuser-Busch Inbev den Rivalen SAB Miller einverleiben. Es könnte die drittgrößte Firmenübernahmen der Geschichte werden.
Bekannte Marken wie Beck’s, Budweiser, Pilsner Urquell, Leffe, Corona und Grolsch wären dann unter einem Dach vereint. Und die Wahrscheinlichkeit würde steigen, dass Biertrinker auf der ganzen Welt ein Bier des Brauereiriesen trinken. Denn AB Inbev und SAB Miller beherrschen gemeinsam ein Drittel des Biermarktes, wobei der belgisch-brasilianische Konzern vor allem Mittel- und Südamerika, China und den USA stark ist, während der bisherige Konkurrent die Wachstumsmärkte in Afrika und Asien bedient.
Treibende Kraft hinter dem Deal ist AB Inbev-Chef Carlos Brito, der schon seit längerem versucht, den Widerstand SAB Millers gegen die Übernahme zu brechen. Das gelang jedoch erst, als er zwei Großaktionäre auf seine Seite ziehen konnte. Der US-Zigaretten-Hersteller Altria und die Investmentgesellschaft Bevco der kolumbianischen Milliardärsfamilie Santo Domingo sollen an dem neuen Unternehmen beteiligt werden.
Allerdings stehen noch einige Fragezeichen hinter dem Deal. So könnten Kartellbehörden den Plänen einen Strich durch die Rechnung machen. Unter Umständen muss der Konzern auch einige Beteiligungen abgeben, um die Wettbewerbshüter zu überzeugen. Als wahrscheinlich gilt es etwa, dass die Anteile am Gemeinschaftsunternehmen Miller Coors abgegeben werden müssen.
Dells Mega-Deal
Mit einem Paukenschlag meldet sich der Computerhersteller Dell zurück: Für 67 Mrd. Dollar will das nicht mehr an der Börse notierte PC-Hersteller den Anbieter von Datenspeichersystemen EMC übernehmen. Es wäre die größte Übernahme in der Geschichte der Technologiebranche.
Eine andere Frage ist, ob der Zusammenschluss Sinn macht. Denn sowohl das PCs als auch das Datenspeicher bringen kein großes Wachstum mehr. Das Computergeschäft ist seit einigen Jahren rückläufig. EMC wiederum kämpft mit dem Trend zum Cloud Computing, der eigene Rechenzentren überflüssig macht.
Mit dem Zusammenschluss verschafft sich Dell daher nur eine bessere Position in einem gesättigten Markt. Das neue Unternehmen kann eine breitere Palette von Produkten und Dienstleistungen anbieten. Und es ist eine Richtungsentscheidung: Dell wird sich künftig auf Unternehmenskunden konzentrieren. Das Geschäft mit Privatkunden wird an den Rand gedrängt.
Übernahmeschlacht auf dem Wohnungsmarkt
Auf dem deutschen Wohnungsmarkt gibt es eine Übernahmeschlacht zwischen dem Marktführer Vonovia und der Nummer zwei Deutsche Wohnen. Der erst kürzlich in den Dax aufgerückte Vonovia-Konzern hat in dieser Woche ein Angebot für den kleineren ebenfalls börsennotierten Mitbewerber abgegeben. Für gut 9 Mrd. Euro will das Bochumer Unternehmen die Deutsche Wohnen übernehmen. Einschließlich der Schulden würde der Deal sogar 14 Mrd. Euro kosten.
Es ist ein Störmanöver des Branchenprimus, denn der Rivale plant selbst einen Zukauf. Ziel ist das vor allem in Nordrhein-Westfalen starke Wohnungsunternehmen LEG. Insgesamt 8 Mrd. Euro soll diese Übernahme kosten. Das Kartellamt hatte bereits grünes Licht für das Geschäft gegeben. Vonovia musste also schnell handeln, um den Plan zu vereiteln.
Die Deutsche Wohnen wies das Angebot aus Bochum umgehend zurück. Das Vonovia-Angebot sei „unattraktiv und inadäquat“, hieß es in einer Stellungnahme. Es reflektiere in keiner Weise das Wachstumspotential „und die hohe Qualität des Immobilienportfolios der Deutsche Wohnen“. Das Unternehmen hält an dem Angebot für LEG fest.
Das letzte Wort haben jetzt die Aktionäre. Auf der Hauptversammlung können sie entweder für eine Kapitalerhöhung votieren oder sie stimmen für die Vonovia-Offerte. Der LEG-Deal wäre dann hinfällig, denn Vonovia ist nur an Deutsche Wohnen interessiert. Gelingt der Coup, entstünde ein Riese mit 490.000 Wohnungen.
Eine Vorstellung, die den Mieterbund schreckt. „Wir brauchen keine Milliarden-Deals auf dem Immobilienmarkt und kein Wettbieten börsennotierter Unternehmen um deren Wohnungsbestände“, sagte der Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten. „Durch Fusionen, An- und Verkäufe von Wohnungen und Wohnungsunternehmen entsteht keine einzige neue Wohnung für den Deutschen Wohnungsmarkt.“