Herr Klein, lesen Sie nicht gerne, oder warum haben Sie eine App erfunden, die Sachbücher kurz und knapp zusammenfasst?
Ich hatte immer mindestens drei Bücher gleichzeitig rumliegen, schaffte es aber selten, eines zu Ende zu lesen. Und ich wusste, dass es anderen genauso ging. 2009 fing ich dann an, per Email-Verteiler Buch-Zusammenfassungen zu verschicken, als Hobby. Damals entstand auch der Traum, von Berufs wegen fünf Jahre einfach nur lesen zu können.
Trotzdem gründeten Sie Blinkist nicht sofort.
Nein, nach dem Studium arbeitete ich als Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group. Das Spannende war, dass man dort direkt mit den Dax-Vorständen zusammenarbeiten und mitgestalten konnte. Aber nach spätestens drei Monaten wollte ich kündigen, es war ein Albtraum und so, wie man es sich vorstellt: Viel zu viel Arbeit und Druck, das Einzige, was zählte, war Leistung, Materielles, Geld. Ich war zu 100 Prozent fremdgesteuert, man gehört der Firma. Keine Freiheiten, keine Autonomie. Ein Vorgesetzter war schwer depressiv, er hat sich bei der Arbeit Tabletten eingeworfen und wirkte oft, als wäre er kurz vor dem Zusammenklappen. Ich wollte nicht so unglücklich werden wie die Kollegen um mich. Nach 15 Monaten kündigte ich.