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Immobilien Passivhaus: Das sind die Vor- und Nachteile

Passivhäuser in Tübingen
Passivhäuser in Tübingen
© IMAGO / Westend61
Passivhäuser punkten mit einer optimalen Wärmedämmung und guten Öko-Bilanz. Dafür sind sie teurer als klassische Neubauten. Allerdings lassen sich die Kosten über Fördermittel abfedern

Sie sind umweltfreundlich, energieeffizient und stehen bei Immobilien-Interessenten derzeit hoch im Kurs: Passivhäuser. Dank ihrer kompakten wärmegedämmten Bauweise kommen diese ohne eine herkömmliche Heizung aus. Angesichts der steigenden Energiepreise werden Passivhäuser für Bau-Interessenten zunehmend zu einer interessanten Alternative, denn hohe Heizkosten bleiben ante portas. Dazu kommen weitere Vorteile: Passivhäuser punkten mit guter Luftqualität und einer jahreszeitenunabhängigen Raumtemperatur. Das Risiko von Wasser- und Schimmelschäden ist gering und die laufenden Betriebskosten niedrig.

Der Haken ist der Preis: „Die Baukosten liegen im Schnitt zwischen 10 und 25 Prozent höher als bei einem herkömmlichen Neubau“, sagt Olga Magunia, Immobilien-Expertin und Baufinanzierungs-Spezialistin bei Dr. Klein in Wiesmoor. Kostentreiber Nummer eins ist die aufwendige Lüftungstechnik, die in Passivhäusern zum Einsatz kommt. Sie ist in Passivhäusern zuständig für die Wärmeregulierung. Dazu kommen hochpreisige Materialien und Komponenten, die verbaut werden, um eine maximale Dämmung zu erreichen. Das sind beispielsweise Fenster mit dreifacher Verglasung. Dafür benötigen Passivhäuser keinen Schornstein und auch keine Speicher für Öl, Gas oder Pellets.

Was das heruntergebrochen auf den Quadratmeterpreis bedeutet, lässt sich nur schwer sagen: Die Preise variieren mitunter stark, da Passivhäuser mit Blick auf ihre Größe, Ausstattung, Bauweise und Technik meist sehr individuell gestaltet sind. Im Schnitt muss man pro Quadratmeter Wohnfläche im Vergleich zu einem Neubau rund 100 Euro mehr ansetzen. Das entspricht einem Quadratmeterpreis von mindestens 1750 Euro – wobei die aktuell steigenden Baukosten noch außen vorgelassen sind.

Die gute Nachricht: Bauherren müssen die Kosten für ein Passivhaus nicht im Alleingang stemmen. Ein Teil lässt sich über Fördermittel abfedern. Diese kommen vor allem von drei unterschiedlichen Seiten: dem Bund, einzelnen Ländern oder aus regionalen Fördertöpfen und -programmen der einzelnen Kommunen. Die staatliche Förderung erfolgt dabei über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Bauherren können diese bei zwei verschiedenen Anlaufstellen beantragen: Bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). Die KfW vergibt zinsgünstige Darlehen für energieeffiziente Neubauten. Antragssteller profitieren hier von einem niedrigen Zinssatz (maximal 15 Prozent) und Tilgungszuschüssen, deren Höhe vom Effizienzstandard abhängt. Das Bafa gewährt Zuschussförderungen für Einzelmaßnahmen, beispielsweise für Lüftungsanlagen, Lüftungstechnik oder Fenster.

Gut zu wissen: „Beide Förderangebote lassen sich auch kombinieren“, sagt Immobilien-Fachfrau Magunia. Ein weiterer Tipp der Expertin, den viele womöglich nicht auf dem Schirm haben: „Viele Banken fördern energieeffizientes Bauen und bieten für Energieeffizienzhäuser der Klassen A+ und A günstige Zinssätze an.“

Notwendige Auflagen beachten

Wer mit dem Bau eines Passivhauses liebäugelt, sollte daran denken, dass dieses bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss, um überhaupt den Passiv-Status zu erhalten. Um hier auf der sicheren Seite zu sein, sollten Bauherren im Optimalfall schon vor Baubeginn einen seriösen Sachverständigen hinzuziehen, der den avisierten Passivhaus-Status überprüft und bestätigt. „Das Nichtbeachten von notwendigen Auflagen oder eine unsaubere Bauweise können dazu führen, dass der Passivhaus-Status nicht gewährt wird und daran gebundene Fördermittel nicht fließen“, warnt Magunia. Wichtig zu wissen: Für manche Fördermittel des Bundes ist es notwendig, einen ausgewiesenen Energieeffizienz-Experten für die Fachplanung und Baubegleitung an Bord zu holen – dessen Dienstleistung im Übrigen ebenfalls förderfähig ist. Zertifizierte Expertinnen und Experten finden Interessenten über die Deutsche Energie-Agentur (Dena).

Wann sich die Mehrkosten gegenüber einem klassischen Neubau amortisieren, lässt sich nicht pauschal beantworten. Faktoren, die hier eine Rolle spielen, sind unter anderem die zukünftigen Energiepreise, der persönliche Heizenergiebedarf und die generelle Bauweise und Ausstattung des Passiv-Domizils. Bis der erhöhte Kaufpreis ausgeglichen ist, können 20, 30 oder noch mehr Jahre vergehen, zumal auch regelmäßige Kosten für die Wartung und Instandhaltung der Lüftungsanlage und Haustechnik anfallen (Lebenszykluskosten). Allerdings gibt es bereits Ansätze, dank derer sich Passivhäuser in Zukunft verbilligen und dadurch schneller amortisieren könnten – etwa durch den verstärkten Einsatz von recycelten Rohbaumaterialien. Bis es so weit ist, benötigen Bauherren einen langfristigen Planungshorizont.

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