Runter, immer weiter runter – das war in den vergangenen Jahren das Motto der US-Notenbank Fed, wenn es um den Leitzins ging. Seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 hat die Fed immer wieder die Zinsen gesenkt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Renteninvestoren hatten das Nachsehen: Sie mussten versuchen, trotz kümmerlicher Anleiheerträge noch auf einen grünen Zweig zu kommen. Im kommenden Jahr dürfte nun die Trendwende kommen: Die Fed wird aller Voraussicht nach den Leitzins zum ersten Mal seit Jahren wieder anheben. Das ändert am Rentenmarkt so einiges und macht Papiere wieder attraktiv, die fast in Vergessenheit geraten waren – wie variabel verzinste Anleihen, auch Floating Rate Notes oder Floater genannt.
Steigen die Zinsen, fallen die Kurse herkömmlicher Anleihen, weil die Papiere dann nicht mehr so attraktiv sind. Nicht so bei Floatern. Denn bei diesen Papieren steigt der Kupon gemeinsam mit dem Marktzins. Floater sind variable verzinste Anleihen, deren Kupon sich an einem Referenzzinssatz wie dem Libor oder Euribor orientiert. Zu festgelegten Terminen – meist alle drei oder sechs Monate – wird die Verzinsung neu festgelegt. Daneben richtet sich die Höhe des Kupons, wie bei anderen Anleihen auch, nach der Bonität des Emittenten. Variabel verzinste Anleihen werden meist von Großbanken und Industrieunternehmen ausgegeben.
In US-Dollar notierte Floater kaufen
Privatanleger sollten jetzt über Floater nachdenken, sagt Jörg Suchomel, Geschäftsführer der Tass Wertpapierhandelsbank: „Ein Ende der Niedrigzinspolitik in den USA ist in Sicht.“ Anleger sollten die Märkte beobachten und zum Ende des ersten Quartals 2015 einen Kauf erwägen. Dann sei vermutlich mehr über den geplanten Zeitpunkt der Zinserhöhung in den USA bekannt. Zu lange sollten Anleger nicht warten, rät der Experte. Denn wenn die Nachfrage nach den Papieren steigt, steigt auch der Preis. In der Eurozone dürften die Zinsen im Gegensatz zu den USA noch längere Zeit tief bleiben. Deshalb rät Suchomel, Floater zu kaufen, die in US-Dollar notiert sind. Auch viele deutsche Unternehmen geben Anleihen in US-Dollar aus.
Gerald Müller, Produktmanager im Privatkundengeschäft der Commerzbank, rät zu Floatern von Unternehmen mit mittlerer Bonität. „Wie bei einer normalen Unternehmensanleihe profitiert man von steigenden Kursen, wenn der Risikoaufschlag des Emittenten sinkt“, erklärt er. Der Risikoaufschlag sinkt meist dann, wenn die Konjunktur rund läuft – was Analysten für das kommende Jahr in den USA erwarten. „Wählt man ein Unternehmen mit guter Bonität, um auf der vermeintlich sicheren Seite zu sein, kann es durchaus sein, dass die Rendite so niedrig ist, dass die Kosten für den Kauf und Verkauf die Rendite mehr als aufzehren“, sagt Müller. „Man sollte sich daher nicht scheuen, in Unternehmen mit etwas minderer Bonität zu investieren.“
Neben dem Kauf einzelner Anleihen haben Privatanleger die Möglichkeit, über Fonds in Floater zu investieren. Meist sind die Papiere Geldmarktfonds beigemischt, es gibt nur wenige Fonds, die hauptsächlich Floater enthalten. Ein solcher ist zum Beispiel der vor kurzem von der britischen Fondsgesellschaft M&G Investments aufgelegte „M&G Global Floating Rate High Yield Fund“ (ISIN: GB00BMP3S584). Er investiert vor allem in Anleihen von Emittenten mit niedrigerer Bonität, die hohe Risikoaufschläge zahlen müssen. M&G erwartet für den Fonds eine Rendite von drei bis vier Prozent über dem Euribor. Auch mit einigen börsengehandelten Indexfonds (Exchange Trades Funds, ETFs) können Anleger mittlerweile in Floater investieren. Vor kurzem hat etwa die französische Investmentgesellschaft Amundi einen ETF auf europäische Floater auf den Markt gebracht (ISIN: FR0012005734).