Ein langersehnter Meilenstein: Virgin Galactic, das Weltraumunternehmen des Milliardärs Richard Branson, schickt in wenigen Tagen – voraussichtlich zwischen dem 27. und 30. Juni – „Galactic 01“ ins Weltall. Im Rahmen eines Forschungsprojektes werden diesmal drei Mitglieder der italienischen Luftwaffe an Bord sein. Läuft alles planmäßig, ist das der Startschuss für regelmäßige kommerzielle Weltraumflüge. Ab August sollen dann „private Astronauten“, sogenannte Weltraumtouristen, die Schwerelosigkeit und den Kosmos live erleben können. Tickets dafür verkauft das Unternehmen bereits seit Februar, diese kosten jeweils 450.000 US-Dollar (400.000 Euro). Wahrlich kein Schnäppchen, aber denen, die es sich leisten können, offensichtlich eine Investition wert.
Otto Normalverbraucher, die in naher Zukunft höchstwahrscheinlich nicht durchs Weltall touren werden, können im besten Fall an Höhenflügen der Aktien partizipieren. Denn ganz gleich, ob Weltraumtourismus (woran auch das Drama um das Tauchboot „Titan“ , Space-Mining oder Satellitentransport: Der Markt für Weltraumwirtschaft boomt. Daran dürfte auch das Drama um das Tauchboot „Titan“ nicht grundsätzlich etwas ändern, trotz eines etwaigen vorübergehenden Rückgangs des Risikoappetits vermögender Abenteurer für derartige Grenzerfahrungen in Tiefsee oder im All.
So schätzt das kanadisch-indische Analysehaus Precendence Research das Marktvolumen bis zum Jahr 2032 auf 3,9 Mrd. US-Dollar. Das irische Analysehaus Grand View Research geht sogar noch weiter und prognostiziert ein Volumen von 8,6 Mrd. US-Dollar bis zum Jahr 2030.
Doch Vorsicht: Zwar sind Raumfahrt-Technologien und -Anwendungen ein echter Wachstumsmarkt, dennoch ist es hier nicht ungewöhnlich, wenn Projekte scheitern. Ein aktuelles Beispiel ist die Raumfahrtfirma Virgin Orbit, ebenfalls ein Projekt Bransons. Diese meldete im April dieses Jahres Insolvenz an – nach ihrer gescheiterten Raumfahrtmission, bei der sie Satelliten vom Boden aus in die Umlaufbahn befördern wollte und nur fünf Jahre nach Gründung des Unternehmens. Das macht deutlich: Anleger sollten sich mit Weltraumunternehmen auseinandersetzen, bevor sie in diese investieren.
Virgin Galactic: Gewinnerin am Börsenparkett
Auf den Blick überzeugen die aktuellen Quartalszahlen der Raumfahrtfirma Virgin Galactic weniger. So stieg der Nettoverlust von 93 Mio. US-Dollar im ersten Quartal 2022 auf nun 159 Mio. US-Dollar. Auch die GAAP-Forschungs- und Entwicklungskosten lagen mit 110 Mio. US-Dollar deutlich über dem Vorjahreswert von 52 Mio. US-Dollar. Doch das Unternehmen wiegelt ab: Beides sei in erster Linie auf Investitionen im Zusammenhang mit der Entwicklung der zukünftigen Flotte und Verbesserungen der aktuellen Flotte zurückzuführen. CEO Michael Colglazier betont, die starke Cash-Position (Stand März 2023 lag diese bei 874 Mio. US-Dollar), in Kombination mit fokussierter Kostendisziplin und strategischen Investitionen in Wachstumsinitiativen, werde es dem Unternehmen ermöglichen langfristig zu wachsen.
Den Optimismus scheinen auch Anleger zu teilen: Mit einem Kursplus von rund 40 Prozent in den letzten sieben Handelstagen gehört die Aktie zu den größten Gewinnern am Börsenparkett. Aktuell notiert das Papier bei 5,71 US-Dollar. Dennoch: Auf Jahressicht liegt die Virgin Galactic-Aktie damit immer noch mit knapp 11,7 Prozent im Minus. Entsprechend zurückhaltend zeigen sich auch Analysten wie Alembic Global und Susquehanna, die laut Marketscreener derzeit zum Halten, nicht aber zum Kauf raten.
Historische Höchstwerte für OHB
Im Gegensatz dazu überzeugen die Quartalszahlen des Bremer Raumfahrt- und Technologiekonzerns OHB gleich auf den ersten Blick. Die Kennzahlen erreichten hier sogar historische Höchstwerte: So erzielte das Unternehmen in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres eine Gesamtleistung von erstmals 202 Mio. Euro und liegt damit mit 11 Prozent im Plus. Auch das EBITDA stieg um 8 Prozent auf 21,5 Mio. Euro. Zudem verbesserte sich das Ergebnis je Aktie auf 0,41 Euro. Entsprechend optimistisch zeigt sich das Unternehmen, das aufgrund des hohen Auftragsbestands und des positiven Ausblicks für das aktuelle Geschäftsjahr davon ausgeht, dass sich die Finanz- und Vermögenslage weiterhin gut entwickeln wird.
Die Zahlen geben der Aktie weiteren Schwung: Aktuell notiert sie bei 31,80 Euro. Seit ihrem Tiefpunkt im September 2022 liegt damit mit rund 16,1 Prozent im Plus. Laut der Plattform Marketscreener sehen Analysten das mittlere Kursziel bei 38,50 Euro. Ihre Empfehlung: Aufstocken.