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Geldanlage Wegen Erfolgs geschlossen

Franklin Templeton hat zwei Aktienfonds für Neukunden geschlossen. Soft-Closings sind für Interessenten ärgerlich, für Bestandskunden von Vorteil
Wird ein Fonds zu groß, kann er vorübergehend geschlossen werden - das nennt man ein "Soft Closing"
Wird ein Fonds zu groß, kann er vorübergehend geschlossen werden - das nennt man ein "Soft Closing"
© Getty Images

Die Fondsgesellschaft Franklin Templeton hat ein Problem: Einige ihrer Fonds sind bei Anlegern zu beliebt. Anfang Juli wurden zwei Fonds des Anbieters vorübergehend geschlossen, weil sie zu viel Anlegergeld angezogen hatten. Der „Franklin European Growth Fund“ ist derzeit mehr als drei Mrd. Euro schwer, der „Franklin Biotechnology Discovery“ verwaltet rund 2,4 Mrd. Euro. Würden die Fonds noch größer, werde es schwierig, den Investmentansatz sinnvoll umzusetzen, begründete die Investmentgesellschaft ihre Entscheidung, auf unbestimmte Zeit keine Neukunden zu akzeptieren.

Nimmt ein Investmentfonds kein Geld von neuen Kunden an, spricht man von einem Soft-Closing. Bestandsanleger können weiterhin Fondsanteile kaufen oder verkaufen. Diese Situation kann mitunter lange anhalten: Einer der bekanntesten Fonds der Welt, der 1963 aufgelegte „Fidelity Magellan“, war über eine Dekade lang für Neuanleger gesperrt. Für interessierte Investoren ist ein Soft-Closing ärgerlich. Für Bestandskunden ist es aber von Vorteil, denn es schützt sie vor möglichen Verlusten.

Großer Fond, kleiner Markt - das ist ein Problem

Investiert ein Fondsmanager in einen vergleichsweise kleinen, illiquiden Markt, bekommt er Schwierigkeiten, wenn das Fondsvolumen stark steigt. Das Geld, das in den Fonds strömt, muss angelegt werden, denn eine hohe Cash-Quote drückt die Wertentwicklung. „Die Firmen, deren Titel der Manager kaufen will, haben aber eventuell eine zu geringe Marktkapitalisierung oder ein zu geringes Handelsvolumen“, erklärt Detlef Glow, leitender Fondsanalyst beim Datenanbieter Lipper. Mit einem Soft-Closing will die Investmentgesellschaft verhindern, dass der Fondsmanager entweder Kapital brachliegen lassen oder aber Wertpapiere kaufen muss, von denen er nicht völlig überzeugt ist.Darüber hinaus kann ein großer Fonds, der in einen kleinen Markt investiert, die Aktien- oder Anleihekurse in diesem Markt beeinflussen. Investiert der Manager große Summen, steigen die Kurse, verkauft er Wertpapiere, fallen die Kurse. Die meisten Fondsmanager wollen aber keine ganzen Märkte bewegen, weil sie damit unter Umständen unberechenbare Kettenreaktionen in Gang setzen.

Wann ein Fonds so groß ist, dass er vorübergehend geschlossen werden sollte, ist pauschal schwer zu sagen – es hängt von dem Markt ab, in den er investiert, und von der Anlage- und Vertriebsstrategie des Anbieters. Manche Investmentgesellschaften lassen Fonds zu gewaltiger Größe anschwellen, weil sie fürchten, dass ihnen durch ein Soft-Closing Gewinn entgeht. Zu klein darf ein Fonds auch nicht sein: Er lohnt sich dann für den Anbieter finanziell nicht und wird aufgelöst oder mit einem anderen Fonds zusammengelegt, was für Bestandsanleger von Nachteil sein kann. „Wer einen Fonds kaufen will, sollten einen guten Eindruck von der Größe des Anlageuniversums haben“, sagt Glow. „So kann er beurteilen, welche Fondsgröße für das Anlageuniversum maximal in Ordnung geht.“

Ausgabeaufschlag kann Soft Closings ersetzen

Manche Anbieter finden kreativere Wege als ein Soft-Closing, um die Zuflüsse in ihre Fonds zu begrenzen. Die Gesellschaft Aberdeen Asset Management etwa führte im vergangenen Jahr einen Ausgabeaufschlag für zwei milliardenschwere Schwellenländer-Aktienfonds ein. Zuvor hatten Neuinvestoren die Fonds ohne Ausgabeaufschlag kaufen können. Die Begründung: Fließe weiterhin so viel Geld in die Produkte, könnten deren Manager gezwungen sein, Aktien ins Portfolio zu nehmen, die nicht alle Qualitätskriterien erfüllen. Neue Anleger erst einmal zu benachteiligen, ist durchaus erlaubt. „Neukunden können durch geänderte Kostenregelungen zusätzlich belastet, aber auch entlastet werden“, sagt eine Sprecherin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).

Investoren müssen abwägen, ob sie finanzielle Nachteile in Kauf nehmen oder monatelang warten wollen, nur um sich einen angesagten Fonds ins Depot legen zu können. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Längst nicht alle Anlegerlieblinge gehören über Jahre oder Jahrzehnte hinweg tatsächlich zu den Besten. Gibt es keinen guten Grund, auf die Öffnung eines vorübergehend geschlossenen Fonds zu warten, sollte man besser nach den Stars von morgen suchen.

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