Leserfrage Was tun, wenn man ein Schließfach mit Papieraktien erbt?

Alte Wertpapiere
Alte Wertpapiere
© Ragnar Schmuck
Ich habe ein Bankschließfach geerbt und darin Papieraktien gefunden. Sind die Aktien noch etwas wert, und was mache ich damit?

Es passiert immer wieder, dass Angehörige noch Papieraktien oder „echte“ Fondsanteile in Tresoren entdecken. Solche „effektiven Stücke“ wurden Ende 2016 offiziell für kraftlos erklärt. Das bedeutet, sie sind nicht mehr handelbar – wertlos müssen sie aber nicht sein. Eigner sollten 2016 nur dazu gebracht werden, die Papiere bei den Banken einzuliefern, um sich deren Wert dem Depot gutschreiben zu lassen. Die Papierstücke wurden quasi digitalisiert. Und das geht auch heute noch.

Wer solche Aktien hat, bringt sie also zur Bank. Es ist zwar kein Institut zur Annahme verpflichtet, sagt der Bankenverband BdB, aber etliche wickeln solche Geschäfte noch ab. Einen Hinweis gibt das Preisverzeichnis, dort steht die Bearbeitungsgebühr für die Annahme. Die Bank schreibt den Wert laut Tageskurs gut, wenn die Aktie noch gelistet ist. Sonst gilt der letztgenannte Kurs. Zudem werden Ausschüttungen wie Dividenden nachgebucht.

Eine Ausnahme allerdings machen Fondsanteile und Aktien aus Luxemburg. Einliefern kann man sie noch, jedoch wurde ihr Wert am Stichtag Ende 2016 festgesetzt. Seitdem gibt es keine Wertänderungen und Ausschüttungen mehr. Wer heute noch Luxemburger Papiere abgeben will, muss zudem beweisen, dass er rechtmäßiger Besitzer ist. Das ist dann problematisch, wenn ein Vorbesitzer die Anteile unter vier Augen übergeben hat und es keine Schenkungsurkunde oder Erwähnung im Testament gibt. In solchen Fällen würden die effektiven Stücke nicht mehr von den Banken akzeptiert.

Dazu kommt ein anderes Problem mit der Nichthandelbarkeit: wenn man sich längst eingebuchte Stücke in Papierform aushändigen lassen will. Sie sind zwar nach der digitalen Erfassung eigentlich nutzlos, machen sich aber oft gut an der Wand. Ein Capital-Leser etwa klagt, dass er 1000 Anteile an der insolventen Bremer Vulkan besitzt – doch seine Hausbank erst ab einer 2000er-Stückelung effektive Stücke ausgibt. „Das wird daran liegen, dass die Bank selbst keine kleineren Stückelungen mehr in Papierform vorliegen hat, sondern nur noch Aktien mit Nominalwert von 2000 mal 50 DM“, sagt Matthias Schmitt, Vorstand des Historischen Wertpapierhauses. Sein Rat: „Man muss jemanden finden, der das gleiche Problem hat, und ihm 1000 Stücke per Depotübertrag überträgt. Er wird dann aber nicht 2000 Aktien bekommen, sondern nur eine einzige mit 2000 mal 50 DM Nominalwert.“

Man könnte die fehlenden Papiere auch bei historischen Wertpapierhäusern kaufen. Gerade von Eisenbahn-, Schiffs-, Automobil- oder Brauereititeln kursieren viele Papierstücke. Die 2000er-Stücke der Bremer Vulkan etwa kosten 120 bis 150 Euro. „Es dürfte günstiger sein, direkt eins am Sammlermarkt zu erstehen, als sich die Stücke ausliefern zu lassen“, sagt Schmitt.

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