Es ist eine Kehrtwende: Die Schufa will ihren Score kostenlos und nutzerfreundlich zugänglich machen. Möglich macht das die App Bonify, die die Schufa 2022 gekauft hatte. Zuvor war die Einsicht nur ein Mal im Jahr möglich, wofür zudem Gebühren anfielen. Die Auskunftei plant außerdem, Verbraucher automatisch zu informieren, wenn negative Einträge in ihren Daten vorliegen. Um von der kostenlosen Datenabfrage Gebrauch zu machen, müssen sich Verbraucher in der App registrieren.
„Noch im Laufe des Jahres sollen die bei der Schufa gespeicherten Daten, die zur Ermittlung der Bonität wichtig sind, über die Bonify-App verfügbar sein“, kündigte Schufa-Chefin Tanja Birkholz am Dienstag an. Ab dem Jahr 2024 sollen App-Nutzer die Möglichkeit haben, Einblicke in ihre Konten zu gewähren, damit die Schufa ihre Bonität besser bewerten kann. Laut Birkholz wird es dabei hauptsächlich um das Einkommen gehen. Doch auch negative Kontobewegungen wie Rücklastschriften könnten einsehbar sein. Ein Konzept dafür liege noch nicht vor, teilte das Unternehmen auf einer Pressekonferenz mit. Es sei jedoch wichtig, dass jeder Nutzer explizit der Kontoeinsicht zustimmen müsse, so Birkholz. Ein Widerruf sei jederzeit möglich.
Der nächste Schritt: ein sogenanntes Datencockpit mit der Möglichkeit, mit eigenen Daten den persönlichen Schufa-Score zu simulieren. Zum Beispiel sollen Nutzer sehen können, was passiert, wenn sie ein langjähriges Girokonto kündigen, eine Finanzierung abschließen oder eine Kreditkarte zurückgeben.
Möglichkeit zur Verbesserung des Schufa-Scores
Zudem will die Auskunftei anbieten, Zusatzdaten bei Bonify einzugeben. „Wie kann ich meinen Score verbessern?“, sei die häufigste Frage an die Schufa, so Birkholz. „Unsere Kunden haben oft das Gefühl, dass eine Diskrepanz vorliegt zwischen ihrem Score und der eigenen wahrgenommen Kreditwürdigkeit. Darauf wollen wir mit diesem Feature reagieren.“
So soll es möglich sein, das eigene Einkommen oder die Umsatzhistorie in die App einzuspeisen. Vergangene Umsätze müssten nämlich aktuell gelöscht werden, wenn ein Kunde sein Konto wechsele – potenziell positive Kreditmerkmale gingen so verloren. Stimmen App-Nutzer zu, blieben die Umsätze des alten Kontos erhalten und könnten sich positiv auf den Schufa-Score auswirken. „Die Schufa will und kann nicht ins Konto gucken“, betonte Birkholz mehrfach. „Die Daten von Bonify und die der Schufa sind getrennt.“ Dies stelle die Datenschutzgrundverordnung und die Überwachung durch zwei unterschiedliche Aufsichtsbehörden sicher.
Wichtig bei der Konzeption der App sei auch der Schutz der Nutzeridentität gewesen. „Man muss sich für alle Leistungen von Bonify identifizieren“, so Birkholz. Dazu gebe es aktuell zwei Wege: über das Idnow-Verfahren mit Personalausweis oder indem die App mit dem Bankkonto verknüpft werde. Dabei erhält Bonify 90 Tage Kontoeinsicht. „Uns geht es nicht ums Datensammeln. Der Aspekt Datenminimierung ist uns wichtig“, sagte Birkholz.