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Geldanlage Argentinien zittert, Anleger sollten warten

Argentinien droht erneut der Staatsbankrott. Anleger sollten abwarten, wie sich die Situation entwickelt.
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Vor zwölf Jahren war es eine Währungskrise, die Argentinien in die Insolvenz trieb. Nun ist eine weitere Staatspleite greifbar nahe. Aber dieses Mal ist nicht der Kurs des Peso schuld, sondern ein Schuldenstreit mit US-amerikanischen Hedgefonds.
Hintergrund: Argentinien kann fällige Tilgungen bei ausländischen Gläubigern nicht zahlen. Zwar hatte die argentinische Regierung bereits Ende Juni eine Milliarde US-Dollar dafür bereitgestellt. Rund 539 Millionen davon lagern allerdings bei zwei US-Banken, und deren Auszahlung hat das US-Gericht untersagt: Argentinien solle zunächst offene Forderungen zweier Hedgefonds bedienen. Dafür räumte es eine Frist bis zum 30. Juli ein – und dieser Tag rückt immer näher. Einigen sich Argentinien und seine Gläubiger bis dahin nicht, wäre das lateinamerikanische Land bankrott.

Standard and Poor hat Argentiniens Anleihen als Ramsch eingestuft

An einer Staatspleite hat eigentlich niemand Interesse. Argentinien will seine Kreditwürdigkeit beweisen, die Gläubiger wollen ihr Geld. Investoren hoffen, dass sich die Streitparteien noch einigen können. Nach den jüngsten Verhandlungen sieht es allerdings danach aus, dass Argentinien den Zahlungsausfall und somit die technische Insolvenz in Kauf nehmen wird. An den Märkten macht sich die verfahrene Situation bereits bemerkbar: Nach dem Urteil des New Yorker Gerichts im Juni kletterten die Risikoaufschläge argentinischer Staatsanleihen vorübergehend auf zwölf Prozent. Die Ratingagentur Standard and Poor’s hat das Land bereits im Ramschbereich eingestuft und es zuletzt unter strengere Beobachtung genommen.
Marktbeobachter tun sich angesichts der komplizierten Situation schwer mit konkreten Empfehlungen für Anleger. Zwar rät niemand zu einem Kauf argentinischer Wertpapiere – es mag aber auch keiner rigoros davon abraten. Wer bereits argentinische Papiere besitzt, muss diese nicht panikartig verkaufen. Klar ist aber: Investoren sollten momentan äußerst vorsichtig sein, wenn sie bereits argentinische Papiere besitzen oder einen Kauf erwägen. „Niemand kann vorhersagen, was passieren wird. Diese Situation ist einmalig“, sagt Mike Simpson, Manager des Baring Latin America Fund (ISIN IE0004851022). Er rät Anlegern, zunächst abzuwarten, bis die Frist für Argentinien abläuft.

Für Anleger mit einem langen Horizont bieten sich Chancen

Argentiniens Kapitalmarkt im Blick zu behalten, kann sich grundsätzlich nämlich lohnen. Das Land ist nach wie vor eine der wichtigsten Volkswirtschaften Südamerikas. Die Regierung ist vergleichsweise gering verschuldet, außerdem gibt es mittelfristig gute Investment-Aussichten, unter anderem, weil das Land reich an natürlichen Ressourcen wie Schiefergas ist und diese wirtschaftlich nutzt. „Anleger mit langem Horizont, die hohe Volatilitäten aushalten können, dürften vom Anleihekauf profitieren, sobald sich das Verhältnis zu den internationalen Märkten normalisiert“, sagt Miguel Gandolfo, Portfoliomanager bei F&C Investments. Die Risikoaufschläge der Papiere dürften dann deutlich sinken, die Kurse steigen. Was passiert, wenn Argentinien tatsächlich in die Insolvenz geht, kann allerdings keiner sagen.
Am Aktienmarkt ist die aktuelle Krisensituation ebenfalls nicht spurlos vorübergegangen. Zur Jahresmitte galt der argentinische Aktienindex Merval mit einem Plus von rund 50 Prozent seit Jahresbeginn noch als Sommermeister unter den global wichtigsten Aktienindizes. Ab Juni ging es dann steil bergab. Trotzdem scheinen Anleger insgesamt optimistisch, dass Argentinien sich mit seinen Gläubigern noch einigen kann: Am Tag der jüngsten Verhandlungen zwischen argentinischen Funktionären und Gläubigervertretern legte der Merval um 1,2 Prozent zu. „Die Märkte preisen das Risiko ein, man scheint aber damit zu rechnen, dass die technische Insolvenz ausbleibt“, sagt Barings-Fondsmanager Simpson. Langfristig habe der argentinische Aktienmarkt durchaus Potenzial. Dennoch rät er Investoren, vorsichtig zu sein und abzuwarten. Wie es mit dem Land am Rio de la Plata weitergeht, kann bis zum 30. Juli um 11.59 Uhr niemand vorhersagen.

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