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Aktien Zarte Hoffnung für russische Aktien

Der russische Aktienmarkt könnte 2014 unter den Schwellenmärkten besonders gut abschneiden, meinen einige Fondsgesellschaften. Das Risiko bleibt aber hoch.

Wenn am 7. Februar die olympischen Winterspiele im russischen Sotschi beginnen, werden Menschenrechtsorganisationen ganz genau hinschauen. Im Vorfeld der Spiele gab es große Sorgen über Repressionen gegenüber Homosexuellen, Sportlern und Touristen. Außerdem wurden Arbeiter auf den Olympiabaustellen offenbar nicht richtig oder gar nicht entlohnt. Ein gutes Image sieht anders aus.

Investmentgesellschaften machen sich über die Diskussionen rund um die Olympischen Spiele offenbar wenig Sorgen. Sie haben überwiegend die Makro-Daten im Blick – und die sehen gut aus. Russlands Wirtschaft könnte im laufenden Jahr um bis zu drei Prozent wachsen, schätzen Analysten. Dieselbe Wachstumsrate erwarten Experten für die weltgrößte Volkswirtschaft USA. Gleichzeitig sind russische Aktien – im Gegensatz zu US-Titeln – sehr günstig bewertet. Risikofreudige Anleger können diese Situation zum Einstieg nutzen.

Olympia in Sotschi: russische Leistungsschau
Olympia in Sotschi: Verleiht sie der russischen Wirtschaft Schwung?
© Getty Images

Im vergangenen Jahr war in Schwellenländern von der weltweiten Wirtschaftserholung kaum etwas zu sehen, die Kurse von Emerging-Markets-Aktien stürzten ab. Das lag zu einem Gutteil an den Ankündigungen der US-Notenbank Fed, ihre ultralockere Geldpolitik allmählich beenden zu wollen. Im Dezember hat die Fed damit begonnen, das Volumen ihrer monatlichen Anleihekäufe allmählich zu reduzieren. Mittelfristig könnte das zu weiteren Turbulenzen an Schwellenländermärkten führen. Russland sei dagegen allerdings vergleichsweise gut gewappnet, sagt Peter Szopo, Spezialist für europäische Schwellenländeraktien bei der österreichischen Fondsgesellschaft Erste Asset Management. Er ist überzeugt: „Russland hat bessere Voraussetzungen als die meisten anderen Schwellenländer, um weitere Marktturbulenzen zu überstehen.“

Atraktive Aktienbewertungen

Russland punkte mit einem Leistungsbilanzüberschuss, einem nahezu ausgeglichenen Haushalt, geringen Auslandsschulden und hohen Währungsreserven, sagt Szopo. In den Aktienkursen habe sich das noch nicht niedergeschlagen: „Die Aktienbewertungen bleiben trotz der Erholung im dritten Quartal 2013 extrem attraktiv.“ Derzeit hat der russische Aktienmarkt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 5,2. Damit sei er um mehr als die Hälfte günstiger als die Märkte der anderen Schwellenländer, heißt es von Erste Asset Management. Der hohe Abschlag sei zwar zum Teil durch den hohen Anteil von Gas- und Öl-Aktien im Markt begründet. Auch Titel aus anderen Branchen seien aber vergleichsweise günstig.

Russische Unternehmen zahlen überwiegend hohe Dividenden – auch das macht ihre Aktien für Anleger interessant. Die Kombination aus niedrigen Kursen und hohen Ausschüttungen spreche für ein Investment, urteilt die schwedische Fondsgesellschaft East Capital. Der russische Aktienmarkt sei bislang hinter seinem Potenzial zurückgeblieben. East Capital betrachtet Russland neben China im laufenden Jahr als das interessanteste Schwellenland.

Warnung vor zu viel Optimismus

Das Risiko für Anleger bleibt allerdings hoch. Russland hat die Erwartungen von Analysten und Investoren schon oft enttäuscht. Auch jetzt gibt es Stimmen, die vor zu viel Optimismus warnen: Russlands Wirtschaftswachstum verliere stetig an Dynamik, urteilt das österreichische Investmenthaus Raiffeisen Capital Management. Die Industrieproduktion enttäusche, die Aussichten für die kommenden Monate seien durchwachsen. Die Inflationsrate sei mit 6,5 Prozent derzeit so hoch, dass die russische Notenbank kaum Spielraum für Zinssenkungen habe. Trotzdem rechnet auch Raiffeisen Capital Management damit, dass Russlands Wirtschaft auf das gesamte Jahr gesehen leicht wachsen wird.

Wer angesichts dieser Aussicht ein Investment in russische Aktien wagen will, sollte besser nicht in Einzeltitel investieren. Russlands Regierung macht zwar durchaus Fortschritte im Kampf gegen Korruption und Intransparenz, sagen Osteuropa-Experten. Trotzdem ist das Umfeld für Privatanleger nicht gerade ideal. Interessierte Investoren sollten eher einen Russland-Aktienfonds wählen. Und auch den sollten sie nur Beimischung als einsetzen: In den vergangenen zwölf Monaten machten Russland-Aktienfonds im Schnitt 11,5 Prozent Minus, zeigen Zahlen der Fondsratingagentur Morningstar. Auf Dreijahressicht verloren die Produkte durchschnittlich 10,4 Prozent jährlich. Und auch im noch jungen laufenden Jahr ging es bislang nur bergab: Seit Neujahr verloren Russland-Aktienfonds durchschnittlich rund zehn Prozent an Wert.

Ausgewählte Russland-Fonds

Name

ISIN

Perf. 1 Jahr in %

Perf. 3 Jahre p.a. in %

Agio in %

Gebühr p.a. in %

Parvest Equity Russia C C

LU0823431720

-6,856

-6,40

5,00

1,75

Danske Invest Russia A

LU0495011024

-8,64

-8,99

3,00

2,00

DWS Russia

LU0146864797

-15,48

-9,44

5,00

2,00

Aberdeen Global Russian Equity A2

LU0505665959

-11,87

-9,66

6,00

1,75

JB EF Russia-EUR A

LU0363639757

-16,03

-9,67

5,00

1,60

Quelle: Morningstar; Stand: 31.1.2014

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