Der nasseste Januar seit mehr als 200 Jahren macht vielen Briten gerade das Leben schwer: Die Themse überschwemmt westlich von London ganze Landstriche, mehrere hundert Häuser stehen unter Wasser. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz und evakuiert Bewohner, die zum Teil seit Wochen in ihren unter Wasser stehenden Eigenheimen ausharren. Die Versicherer schätzen die Schäden mittlerweile auf mehr als 1 Mrd. Pfund.
Damit nicht genug: London selbst litt Anfang Februar unter einem Streik des U-Bahn-Personals. Die Angestellten wehren sich gegen die die Schließung von Fahrkartenschaltern in den Bahnhöfen, weil sie den Verlust von 950 Arbeitsplätzen befürchten. Die Schließungen sind Teil eines Plans, mit dem der U-Bahn-Betreiber jährlich 50 Mio. Pfund einsparen will. Zunächst einmal kostet die Aktion aber eine Menge Geld, weil Millionen von Pendlern zu spät zur Arbeit kamen. Immerhin, ein zweiter Streik konnte in letzter Sekunde abgewendet werden, weil Gewerkschaften und Arbeitgeber an den Verhandlungstisch zurückgekehrt sind.
Trotz der schlechten Nachrichten muss sich niemand ernsthaft um das Königreich sorgen: Die Wirtschaft läuft rund, das britische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist zwischen dem dritten Quartal 2012 und dem dritten Quartal 2013 um 1,9 Prozent gewachsen. Auch die Aussichten sind gut: Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose zuletzt auf 2,4 Prozent angehoben. Damit würde das BIP zum ersten Mal wieder das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2007 übertreffen.
Britische Wirtschaft wird konkurrenzfähiger
„Einer der Schlüsselfaktoren ist sicherlich die Erholung am Wohnungsmarkt“, sagt Alex Breese, der einen Fonds für britische Aktien bei Schroders managt. Der Immobilienmarkt spielt eine wichtige Rolle für die britische Wirtschaft, das eigene Heim zählt für viele Briten zu den wichtigsten Statussymbolen. Während der Finanzkrise war der Immobilienmarkt eingebrochen und hatte sich danach nur langsam wieder erholt. Zuletzt legte die Zahl der Immobilienkäufe aber spürbar zu. Auch, weil die britische Regierung mit Milliarden Pfund schweren Programmen günstige Finanzierungen für Hauskäufer angeschoben hat. Außerdem hat die Regierung die Steuerlast für Empfänger geringer Einkommen spürbar gesenkt und damit die private Nachfrage gestärkt.
„Mittlerweile trägt aber nicht nur der Konsum, sondern auch die positive Stimmung bei den produzierenden Unternehmen den Aufwärtstrend“, sagt Martin Walkers, Fondsmanager und Experte für britische Aktien bei Invesco. „Die Reallöhne sind gesunken, was die Konkurrenzfähigkeit der britischen Wirtschaft stärkt.“ Gleichzeitig bekommt die Kreditinstitute ihre Probleme zunehmend in den Griff: „Die Banken bereinigen ihre Bilanzen und verleihen langsam wieder mehr Geld, das sollte die Erholung der Wirtschaft stützen“, sagt Schroders-Fondsmanager Breese.
Die positive Entwicklung macht sich auch am britischen Aktienmarkt bemerkbar. „Wir haben weiter Rückenwind“, sagt Breese. Die niedrige Inflation des britischen Pfund und die weltweit hohe Liquidität trieben die Kurse. Die Ankündigung der US-Notenbank Fed, ihre Anleihekäufe zurückzufahren, lässt den Fondsmanager kalt. Allerdings sei der britische Aktienmarkt nicht mehr in Gänze günstig bewertet, der wichtigste Londoner Aktienindex FTSE hatte in den vergangenen Monaten bereits spürbar zugelegt. Bislang haben vor allem Unternehmen Kurssteigerungen verzeichnet, die ihr Geld jenseits der Insel verdienen. „Die am britischen Aktienmarkt gelisteten Unternehmen erwirtschaften mehr als zwei Drittel ihre Erträge im Ausland“, sagt Breese.
Risiken bei Unternehmensgewinnen
Derzeit sind für ihn vor allem Unternehmen interessant, die von dem prosperierenden heimischen Markt profitieren. Dazu zählt der Fondsmanager UK ITV, den größten kommerziellen Fernsehsender des Landes. Er profitiere von den steigenden Werbeausgaben der Unternehmen. Außerdem sieht der Portfoliomanager die Baubranche weiterhin als treibende Kraft, Firmen wie der in England führende Großhändler für Bodenbeläge Headlam stehen auf seiner Favoritenliste.
Wichtig für die Börsenstimmung sei nun die Entwicklung der Unternehmensgewinne. Denn hier schlummern Risiken für Anleger: „In den derzeitigen Kursen sind steigende Gewinne eingepreist. Wenn die Firmen nicht die entsprechenden Zahlen liefern, könnten das den Markt bremsen“, sagt Breese. Außerdem könnten steigende Zinsen auf die Aktienkurse drücken. Die Bank of England hatte zwar zuletzt bekräftigt, den Leitzins vorerst bei historisch niedrigen 0,5 Prozent zu belassen. Dennoch rechnen viele Anleger mit einem baldigen Ende des billigen Geldes.
Denn vor allem die Beschäftigtenzahlen haben sich zuletzt deutlich besser als erwartet entwickelt. „Kombiniert mit einem steigenden Wirtschaftswachstum ergibt sich ein Szenario, in dem die Zentralbank ausreichend Spielraum für Zinserhöhungen hat“, sagt Chris Iggo, CIO Fixed Income bei Axa Investment Managers. Wenn dann noch die Inflationsrate im Laufe des Jahres über zwei Prozent klettern sollte, könnte die Londoner Notenbank den Leitzins anheben, so der Anleihen-Spezialist.
An dieser Frage scheiden sich freilich die Geister: „Ich halte eine Zinserhöhung vor der nächsten Wahl für unwahrscheinlich“, sagt Aktienstratege Walkers von Invesco. In diesem Fall können sich Aktienanleger erst einmal entspannt zurücklehnen - die Briten wählen erst im Mai 2015 ihr neues Parlament.
Ausgewählte britische Aktienfonds
Name |
ISIN |
Perf. laufendes Jahr in % |
Perf. 1 Jahr in % |
Perf. 3 Jahre p.a. in % |
Agio in % |
Gebühr p.a. in % |
Invesco UK Equity A Inc |
IE0030382794 |
2,58 |
36,65 |
18,96 |
5,25 |
1,50 |
Jupiter UK Growth fund |
GB0004792130 |
2,09 |
30,40 |
16,00 |
5,00 |
1,50 |
SEI GMF UK Equity Instl USD Acc |
IE0000602312 |
2,37 |
25,71 |
14,18 |
1,00 |
1,80 |
JOHCM UK Opportunities A GBP Acc |
GB00B0LLB641 |
0,71 |
21,47 |
13,67 |
5,00 |
0,75 |
Threadneedle UK Select Ret Net GBX |
GB0001530236 |
1,32 |
25,62 |
12,35 |
3,75 |
1,50 |
Quelle: Morningstar; Stand: 14.2.2014