Die Menschen werden immer älter und pflegebedürftiger. Entsprechend summieren sich die gesamtwirtschaftlichen Ausgaben für Gesundheit und Pflegeleistungen. Das kann im Einzelfall schnell sehr teuer werden. Denn gesetzliche und private Pflegepflichtversicherungen bieten keinen Vollkasko-Schutz. Sind die Leistungen ausgeschöpft, müssen zusätzliche Kosten aus eigener Tasche bezahlt werden. Und diese steigen immer weiter an. Um einer kostspieligen Pflegelücke entgegenzuwirken, kann der Abschluss einer privaten Pflegezusatzversicherung sinnvoll sein. Dabei gilt: Je früher der Abschluss, umso günstiger die Beiträge.
Da sich der finanzielle Bedarf im Alter oft nur schwer vorhersagen lässt, gilt es, anfallende Kosten und vorhandenes Vermögen gegeneinander abzuwägen – und womöglich eine Alternative zu suchen, um Rücklagen zu bilden. Denn private Pflegezusatzversicherungen sind nicht gerade günstig und zudem auf lebenslange Dauer angelegt. „Wer eine private Zusatzversicherung überlegt, sollte genau darauf achten, worauf er sich langfristig einlässt“, raten die Experten der Verbraucherzentralen Hessen und Mecklenburg-Vorpommern.
Da die Prämien im Lauf der Zeit absehbar steigen, sollten Interessierte genau kalkulieren, ob sich eine Pflegezusatz-Police langfristig rechnet und sie sich diese überhaupt leisten können. Zwar gibt es die Möglichkeit, Tarif-Optionen zu ändern oder den Vertrag temporär beitragsfrei zu stellen. Bei einer vorzeitigen Kündigung des Vertrags sind die eingezahlten Beträge – abhängig von der gewählten Variante – unter Umständen aber weg. Da Preise und Leistungen variieren, lohnt es, Anbieter und Tarife zu vergleichen.
Drei mögliche Modelle
Wer sich für eine Pflegezusatzversicherung interessiert, hat drei Optionen: eine Pflegetagegeld-, eine Pflegekosten- oder eine Pflege-Renten-Versicherung. Alle drei Modelle haben Vor- und Nachteile.
Die beliebteste Variante ist die Pflegetagegeld-Versicherung. Sie überlässt es dem Versicherten, wofür er das bezahlte Geld im Pflegefall ausgibt – etwa für einen Pflegedienst oder die Hilfe eines Nachbarn. Dafür sind einbezahlte Beiträge bei vorzeitiger Vertragskündigung verloren. Darüber hinaus werden einige Pflegetagegeld-Verträge staatlich mit 5 Euro im Monat gefördert (Pflege-Bahr), sofern folgende Voraussetzungen erfüllt sind: Die Leistung in Pflegegrad 5 muss mindestens 600 Euro und der Eigenanteil mindestens 10 Euro im Monat betragen. Allerdings rechnen sich die Produkte oft nicht, da sie schlechtere Vertragsbedingungen haben als nicht geförderte Policen. Das liegt daran, dass Versicherer niemanden wegen Vorerkrankungen ablehnen können und die Policen entsprechend vorsichtig kalkulieren, mit der Konsequenz, dass die Beiträge im Verhältnis zur Leistung vergleichsweise hoch sind. Ein weiterer Nachteil bei Pflegetagegeld-Verträgen: Versicherungsnehmern müssen ihre Beiträge auch im Pflegefall weiterbezahlen, wenn sie keinen Tarif mit Beitragsfreistellung abgeschlossen haben und erste Leistungen können frühstens nach fünf Jahren ab Vertragsabschluss fließen.
Bei der Pflegekostenversicherung kann der Versicherte nicht frei über die Leistung verfügen. Sie ist an die tatsächlichen Pflegekosten gekoppelt. Das heißt: Nur tatsächlich geleistete Arbeit darf abgerechnet werden. Dafür können Versicherer Nachweise verlangen. Pflegekostenversicherungen vergüten professionelle Dienstleister höher als Pflege-Laien aus dem Verwandten- oder Freundeskreis, die häusliche Pflegearbeiten übernehmen.
Die Pflegerentenversicherung ist die teuerste der drei Varianten. Dafür können die Beiträge aber nicht weiter steigen – anders als bei den vorangegangenen Optionen. Im Pflegefall zahlt der Versicherer eine monatliche Rente, die sich am Grad der Pflegebedürftigkeit orientiert und unabhängig davon ist, ob jemand zu Hause oder im Heim gepflegt wird. Das Geld steht zur freien Verfügung, allerdings wird die volle Höhe oft erst ab Pflegegrad 5 gezahlt. Im Fall einer vorzeitigen Kündigung wird ein Teil der Beiträge erstattet.
Stolperfallen im Vertrag umgehen
Unabhängig von der gewählten Variante gibt es einige allgemeine Punkte, auf die Versicherungsnehmer bei Abschluss eines Vertrages achten sollten. Etwa, ob die Anerkennung der Pflegebedürftigkeit durch die gesetzliche Pflegeversicherung ausreicht und ob der Versicherer unabhängig von der Art der Pflege (häuslich oder stationär) und dem Pflegegrad zahlt. Oder ob Versicherte weiter Beiträge zahlen müssen, wenn sie pflegebedürftig werden und Wartezeiten bestehen. Zudem kann es ratsam sein, einen Tarif mit einer sogenannten Dynamik zu wählen, die allerdings extra kostet. Diese Tarife ermöglichen es, Leistungen und Beiträge während der Laufzeit zu verändern. Auch die Möglichkeit einer Beitragspause ist ein klarer Vorteil.
Private Vorsorge ist wichtig. Doch ob der Abschluss einer privaten Pflegezusatzversicherung Sinn macht, lässt sich pauschal nicht beantworten. Auf keinen Fall sollten falsche Prioritäten gesetzt werden, raten die Experten der Verbraucherzentralen: „Existenzielle Risiken wie die private Haftpflichtversicherung oder Berufsunfähigkeitsvorsorge gehen vor.“