Die Gesellschaft altert und immer mehr Menschen werden zum Pflegefall. Von 4,2 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland im Jahr 2020 soll sich die Zahl bis zum Jahr 2050 auf 6,1 Millionen erhöhen. Zwar ist jeder, der gesetzlich oder privat krankenversichert ist, auch über die gesetzliche Pflegeversicherung abgesichert. Die Leistungen daraus können die Kosten für einen Heimpflegeplatz allerdings in der Regel bei Weitem nicht decken.
Für wen ist eine private Pflegeversicherung sinnvoll?
Die Höhe der Kosten für eine Heimunterbringung oder eine professionelle häusliche Pflege hängt unter anderem vom Pflegegrad und vom Bundesland ab und kann stark variieren. Im Durchschnitt bleibt für die Betroffenen neben dem, was die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt, noch ein Eigenanteil von rund 2150 Euro pro Monat übrig, den sie aus eigener Tasche bezahlen müssen.
Bevor das Sozialamt einspringt, muss der Betroffene sein Vermögen aufwenden – unter Umständen also sogar etwa die Immobilie verkaufen oder vermieten. Auch die Kinder können vom Staat belangt werden, sofern sie im Jahr mehr als 100.000 Euro brutto verdienen. Wer das nicht möchte, sollte über eine private Pflegeversicherung nachdenken.
Wichtig ist, die Versicherung möglichst früh abzuschließen. „Betroffene sollten nicht erst daran denken, wenn sie alt sind“, erklärt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Sonst fallen die Beiträge nämlich besonders teuer aus. Einige Versicherer setzen sogar Altersobergrenzen, ab denen der Versicherungsabschluss nicht mehr möglich ist. Und: „Man kann ja durchaus auch schon mit 50 pflegebedürftig werden, etwa durch eine schwere Erkrankung“, sagt Weidenbach. Ist der Pflegefall bereits eingetreten, lehnen Versicherungen Antragsteller ohnehin in der Regel ab. Besser ist es also, bereits in den 30ern eine solche Police abzuschließen, rät die Expertin.
Vielen sind die Beiträge aber auch dann zu teuer: „Die meisten Familien können sich das neben den vielen anderen Versicherungen, auf die sie nicht verzichten können, gar nicht leisten“, sagt Weidenbach. Experten gehen davon aus, dass die Beiträge für eine Pflegezusatzversicherung in Zukunft mit der Zahl der Pflegebedürftigen noch steigen werden. Außerdem bekommen Versicherte die Beiträge nicht zurück, sollten sie etwa nach zehn Jahren beschließen, ihre Police zu kündigen. Ebenso sind die Beiträge einfach weg, wenn der Versicherte in seinem Leben nie zum Pflegefall wird.
Diese Pflegepolicen gibt es
Wer sich für eine Pflegezusatzversicherung entscheidet, hat vier Policen zur Auswahl: Die Pflegetagesgeldpolice, die Pflegerentenversicherung, die Pflegekostenversicherung und die staatlich geförderte Pflege-Bahr.
„Die meisten entscheiden sich für die Pflegetagesgeldpolice“, sagt Elke Weidenbach. Hier bekommen Versicherte abhängig davon, welchen Pflegegrad sie haben, einen gewissen Tagessatz. Wie hoch der ist, hängt von der Vereinbarung mit dem jeweiligen Versicherer ab. „Den Tagessatz können Versicherte verwenden, wie sie wollen, ohne Nachweise erbringen zu müssen“, sagt die Verbraucherschützerin. „Darum empfehlen wir diese Variante.“ Ob der Tagessatz schließlich tatsächlich genügt, um die Pflegekosten zu decken, ist allerdings eine andere Frage, gerade weil die Pflegekosten steigen können – und entsprechend auch die Versicherungsbeiträge. Diese müssen Versicherte bei vielen Policen auch weiterbezahlen, wenn sie zum Pflegefall werden. Außerdem sollten Verbraucher beim Abschluss darauf achten, ab welchem Pflegegrad die Versicherung zahlt. Einige Policen leisten erst ab Pflegegrad vier oder fünf.
Die Pflegekostenversicherung bezuschusst den Kostenanteil für die Pflegeheimunterbringung, den die gesetzliche Pflegeversicherung nicht zahlt. Hier müssen die Versicherten allerdings alle Pflegekosten im Detail nachweisen und sind somit weniger flexibel als bei der Pflegetagesgeldpolice. Die Beiträge können auch hier mit den Pflegekosten steigen.
Anders ist das bei der Pflegerentenversicherung. Hier bleiben die Beiträge kontinuierlich gleich. Allerdings gibt es auch keine Erhöhungen bei der Versicherungsleistung – die heute vereinbarte Summe gilt dann auch in 30 Jahren. Je höher diese garantierte Pflegerente ist, desto teurer ist die Police. Ähnlich wie bei der Pflegetagesgeldpolice kann der Versicherte frei über die ausbezahlte Rente verfügen. Wer zum Pflegefall wird, muss allerdings keine Beiträge mehr bezahlen. Dafür fällt die Pflegerentenversicherung oft zwei bis drei Mal so teuer aus wie eine Pflegetagesgeldpolice.
Die Pflege-Bahr funktioniert ähnlich wie die Pflegetagegeldversicherung, ist aber staatlich mit 5 Euro pro Tag bezuschusst. „Diese Police ist für alle zu empfehlen, die keine andere Pflegezusatzversicherung bekommen, weil sie besonders teuer ist“, sagt Weidenbach. Der Preis hat seinen Grund: Anders als bei anderen Varianten spielen Gesundheitsfragen beim Abschluss keine Rolle – wer noch kein Pflegefall ist, bekommt die Versicherung. Das verteuert allerdings auch die Prämie; wenn mehr Menschen mit Vorerkrankungen in der Versicherungsgemeinschaft sind, erhöht sich das Risiko, dass es tatsächlich zu Pflegefällen kommt.

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