Fidelity will den deutschen Markt für Lebenszyklusfonds in Schwung bringen. Der Fondsanbieter hat im Frühjahr zwei neue Lebenszyklusfonds aufgelegt, weitere sollen folgen. Die Idee hinter der Produktgattung: Die Fonds haben eine feste Laufzeit von bis zu mehreren Jahrzehnten. Zu Beginn investieren sie in relativ riskante, aber renditeträchtige Anlageklassen wie etwa Aktien. Je näher das Zieldatum rückt, desto mehr Geld schichten sie in schwankungsarme Vermögenswerte um, zum Beispiel in Staatsanleihen bester Bonität. So sinkt das Risiko, mit den Fonds Verluste zu erleiden, sukzessive, und macht die Produkte zu einem interessanten Instrument für die Altersvorsorge.
In den kommenden zehn Jahren dürfte sich die Summe, die in Lebenszyklusprodukten verwaltet wird, in Deutschland verzehnfachen, prognostiziert Klaus Mössle, Leiter des institutionellen Geschäfts bei Fidelity. Die Fondsgesellschaft ist mit einem Marktanteil von 44 Prozent der führende Anbieter von Lebenszyklusfonds in Deutschland. Vor allem in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) dürfte die Nachfrage nach Lebenszyklusfonds steigen, ist Mössle überzeugt. Drei der vier Arbeitgeber, die im laufenden Jahr mit dem Deutschen bAV-Preis ausgezeichnet wurden, setzten bei ihren Vorsorgeplänen solche Produkte ein, berichtet er.
„Das Konzept ist smart“
Bisher ist von einem Boom allerdings nichts zu merken. Lebenszyklusfonds sind seit rund zehn Jahren in Deutschland erhältlich – und konnten sich bis heute nicht durchsetzen. Ende Mai verwalteten die Produkte auf dem deutschen Markt insgesamt gerade einmal 1,9 Mrd. Euro, zeigen Zahlen des Fondsbranchenverbands BVI. In Aktienfonds steckten zur selben Zeit rund 276 Mrd. Euro. In den vergangenen Jahren lösten sogar mehrere Fondsgesellschaften Lebenszyklusfonds auf, noch bevor diese das Ende ihrer Laufzeit erreicht hatten. Der Grund: Die Produkte hatten zu wenig Anlegergeld eingesammelt und rentierten sich deshalb für die Anbieter nicht.
Fondsanalysten betrachten diese Entwicklung entgeistert. Sie halten Lebenszyklusmodelle nämlich grundsätzlich für eine gute Idee. „Das Konzept ist smart, wenn man es über eine Laufzeit von 20 bis 30 Jahren umsetzt“, sagt Barbara Claus, Analystin der Fondsratingagentur Morningstar. Die Fonds nähmen Anlegern das komplizierte Umschichten ab, und durch die sehr lange Laufzeit halte sich das Verlustrisiko in Grenzen.
Interessierte Anleger sollten darauf achten, dass die Gebühren eines Lebenszyklusfonds so niedrig wie möglich sind, rät Claus. Bei Investments, bei denen der Zinseszinseffekt zum Tragen kommt, machen sich hohe Kosten nämlich besonders unangenehm bemerkbar. Darüber hinaus sollte der Anbieter die jährliche Verwaltungsgebühr senken, je mehr Geld ein Fonds in Anleihen umschichtet. Rentenfonds kosten nämlich deutlich weniger als Aktienfonds. Zudem sollte ein Lebenszyklusfonds auf eine Kapitalgarantie verzichten. Die mag zwar für risikoscheue Investoren verlockend scheinen, letztlich kostet sie aber Rendite. Sie widerspricht zudem der Idee hinter Lebenszyklusmodellen: Damit am Ende eine auskömmliche Wertentwicklung steht, müssen die Produkte zu Beginn ihrer Laufzeit Risiken eingehen dürfen.
Mitunter besser als Riestern
Die meisten Lebenszyklusfonds garantieren folgerichtig nicht den Kapitalerhalt. Das ist zwar gut für Anleger – aber schlecht für den Vertrieb der Produkte: Deutsche Verbraucher greifen für die Altersvorsorge nämlich am liebsten zu staatlich geförderten Riester-Produkten, so die Erfahrung von Anlageexperten. Und fondsgebundene Riester-Konzepte müssen den Kapitalerhalt garantieren. Lebenszyklusfonds sind damit außen vor. In Großbritannien und den USA werden dagegen Investments für die Altersvorsorge bis zu einer gewissen Grenze steuerlich begünstigt, egal, ob sie über eine Garantie verfügen oder nicht. Im angelsächsischen Raum sind Lebenszyklusprodukte denn auch deutlich verbreiteter als in Deutschland.
Ein Lebenszyklusfonds kann für die Altersvorsorge mitunter günstiger sein als Riestern. Bei einigen Riester-Vertragstypen fressen die Kosten die Zulagen auf, wie Verbraucherschützer immer wieder kritisieren. Anleger sollten abwägen, welches Vorsorgekonzept sich für ihre individuelle Situation am besten eignet, rät Morningstar-Analystin Claus.