Die Lufthansa steigt aus dem Dax ab – und der Staat steigt bei der Fluglinie ein. Dabei hat der Bund offenbar aus dem Desaster seiner Commerzbank-Beteiligung gelernt und will die neuen Lufthansa-Aktien deutlich unter dem Kurs zum Zeitpunkt der Einstiegseinigung kaufen. Insgesamt 117,2 Millionen Aktien zeichnet der Bund im Zuge einer Kapitalerhöhung, für die die Zustimmung einer außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni nötig ist.
Der Zeichnungspreis liegt mit 2,56 Euro etwa bei einem Viertel des Marktpreises von Anfang Juni. Für das Paket legt der Bund 300 Mio. Euro hin. Selbst wenn die Pessimisten unter den Lufthansa-Analysten recht behalten, dürfte es bald deutlich mehr wert sein. Mit 6,50 Euro wäre die Lufthansa-Aktie nach dem Staatseinstieg fair bewertet, sagt Dirk Schlamp von der DZ Bank, der zum Verkauf des Titels rät. Behält er recht, wäre das Bundespaket 762 Mio. Euro wert.
Ähnlich skeptisch wie Schlamp ist UBS-Analyst Jarrod Castle, der sein Kursziel von 18 auf 5,85 Euro gesenkt hat und rät, sich von den Aktien zu trennen. Bei der Commerzbank hat der Staat seit dem Einstieg 2008/09 bisher viel Geld verbrannt. Damals wurden je nach Berechnungsmethode zwischen 18 und 26 Euro je Aktie gezahlt. Anfang Juni 2020 lag der Kurs bei rund 3,80 Euro.
Noch ist nicht klar, ob das vereinbarte Rettungspaket umgesetzt werden kann. Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele stellt sich quer. Er könnte versuchen, den Einstieg des Bundes bei der Hauptversammlung zu blockieren. Der Milliardär betont, dass er den Deal nicht verhindern will – ändern aber schon. Deshalb suchen das Unternehmen und die Regierung das Gespräch mit Thiele. Ausgang offen.
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