Anzeige

Kolumne Investoren kaufen auch in China

Acht Jahre haben die Mitgliedstaaten über das RCEP-Abkommen verhandelt.
Acht Jahre haben die Mitgliedstaaten über das RCEP-Abkommen verhandelt.
© Arnulf Hettrich / IMAGO
Während die USA und Europa kräftig unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden, baut China seine Dominanz weiter aus. Einigen deutsche Unternehmen spielt dies in die Karten – bei gleichzeitig steigenden Risiken

Es ist angerichtet: Kurz vor den großen Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der kommunistischen Partei demonstrierte die Führung in Peking, das China die nächste globale Supermacht wird. Acht Jahre wurde verhandelt, nun steht die größte Freihandelszone der Welt (RCEP). Neben China und den zehn Asean-Staaten Vietnam, Singapur, Indonesien, Malaysia, Thailand, Philippinen, Myanmar, Brunei, Laos und Kambodscha sind auch Japan, Australien, Südkorea und Neuseeland dabei. Die Wirtschaftspartnerschaft umfasst 2,2 Milliarden Menschen und rund ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung. Trumps „America First“-Politik wirkt dagegen wie aus einer anderen Zeit.

Starkes China

Zudem hat das Land die Pandemie bisher wesentlich besser verkraftet und dürfte in diesem Jahr zu den wenigen großen Volkswirtschaften zählen, die ein Wachstum aufweisen. Chinas BIP könnte um knapp zwei Prozent zulegen, für die USA wird ein Minus von vier Prozent erwartet, die Wirtschaftsleistung im Euro-Raum dürfte sogar um acht Prozent fallen.

Für viele deutsche Unternehmen ist aber gerade Chinas Stärke ein wichtiger Rettungsanker in der Krise. Im vergangenen Jahr lagen die Exporte bei 90 Mrd. Euro. Zur Einordnung: Kurz vor der Jahrtausende waren es lediglich fünf Mrd. Euro. China ist inzwischen für die 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen der zweiwichtigste Auslandsmarkt hinter den USA. Besonders die Autobauer spielen die China-Karte. Daimlers Absatz hat sich in fünf Jahren verdreifacht, die Stuttgarter erzielen dort gut 30 Prozent der Erlöse. Bei Volkswagen ist die Abhängigkeit am größten: Die Wolfsburger verkaufen rund 40 Prozent ihrer Fahrzeuge in China und kommen auf einen Marktanteil von knapp 20 Prozent.

Der größte Automarkt der Welt ist natürlich auch für die Zulieferer von großer Bedeutung, etwa Infineon. „Infineons hoher Umsatzanteil mit China von 30 Prozent erweist sich nun als strategisch wertvoll, auch mit Blick auf die Wachstumsperspektiven der gesamten Region“, meint Gil Shapira, Chefstratege beim Broker eToro.

Chinaabhängigkeit birgt auch Risiken

Nordamerika ist für den Nike-Konkurrenten Adidas mit einem Umsatzanteil von gut 20 Prozent zwar wichtig, die Region Asien-Pazifik kommt aber auf mehr als 30 Prozent am Gesamtumsatz und dürfte die Marschroute weiter vorgeben. Der Sportartikelkonzern liefert zugleich ein gutes Beispiel, zu welchen Nachteilen die hohe Abhängigkeit führt. Läuft es schlecht und greift die Regierung in Peking durch, drohen herbe Rückschläge. So brach der Umsatz im Frühjahr um 85 Prozent ein, als zahlreiche Städte abgeriegelt wurden und Läden geschlossen waren.

International gesehen zählt Apple zu den größten Profiteuren der florierenden Konjunktur in China. Schätzungen zufolge erzielt der Konzern rund sieben Prozent seines Umsatzes in der Volksrepublik, die iPhone-Nachfrage dürfte bei 20 Prozent liegen. Mit die größte Abhängigkeit hat jedoch Wynn Resorts: Der Casino-Betreiber erwirtschaftet 70 Prozent seiner Erlöse in Macau, das vor allem von Besuchern aus Festland-China lebt. Unter den privaten Anlegern in Deutschland war 2020 Alibaba die beliebteste Aktie. Die Datenbank der Börse München spuckt auf Gettex aber einen 20-prozentigen Rückgang seit Oktober aus. Der Hintergrund ist ein politischer, wie so oft in China. Die Ant Group wird angeblich von einer staatlichen Task Force überwacht und musste ihren geplanten Börsengang verschieben. Dies traf Alibaba als Anteilseigner überraschend. Für Anleger, die Alibaba im Portfolio haben möchten, ist dies jedoch eine schöne Einstiegschance.

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Dieser richtet sich je nach Variante an langfristig orientierte Investoren und Einsteiger im Markenwertportfolio oder an aktivere Anleger im klassischen Abo bis zu Tradern im recht offensiv gehaltenen Turbo-Dienst. Melden Sie sich unter www.feingold-academy.com/boersendienst an oder informieren Sie sich gerne unter info@feingold-research.com. Trainingstage als Lernmodule zum Ansehen und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com

Mehr zum Thema

Neueste Artikel