Wer einen börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Fund, ETF) kauft, der auf dem US-Aktienindex S&P 500 basiert, investiert nicht nur in Hamburger, Erdöl und Computer. Investoren kaufen mit dem US-amerikanischen Leitindex auch Aktien von Firmen, die Waffen oder Verhütungsmittel herstellen. Strenggläubigen Katholiken gehen solche Geschäfte gegen den Strich.
Rund ein Viertel der US-Bevölkerung ist katholisch, das entspricht rund 80 Millionen Menschen. Für diese hat der US-Indexanbieter S&P Dow Jones Indices nun einen Aktienindex lanciert, der sich ganz an bibeltreue Investoren richtet: Der „S&P 500 Catholic Values“ enthält nur jene Unternehmen des S&P 500, die die Vorgaben der US-Bischofskonferenz zum sozial verantwortungsvollen Investieren erfüllen.
Wunsch nach moralisch einwandfreien Investments
Im Katholiken-Index fehlen rund 50 der im S&P 500 gelisteten Unternehmen. Ausgeschlossen sind Firmen, die Forschung mit embryonalen Stammzellen betreiben, Geld mit Abtreibungen, Verhütungsmitteln, Pornografie oder Waffen verdienen oder bekanntermaßen gegen Menschenrechte verstoßen. Unternehmen wie der Flugzeughersteller Boeing, der auch im Rüstungsgeschäft tätig ist, und der Pharmakonzern Merck, der Anti-Baby-Pillen herstellt, müssen also draußen bleiben. Der Index ist für das New Yorker Investmenthaus Global X lizenziert, das einen entsprechenden ETF auflegen will.
Investments, die auf christlichen Werten basieren, sind ein wachsender Markt. Die Produkte profitieren vom Wunsch vieler Anleger nach moralisch einwandfreien Investments. Deutsche Anleger können aus einer Handvoll Produkten wählen: Die Steyler Bank, das Geldinstitut der gleichnamigen Missionare, bietet einen christlichen Aktienfonds an, ebenso TerrAssisi, die Missionszentrale der Franziskaner. Auch katholische Banken wie die Pax-Bank und die genossenschaftliche Bank für Kirche und Caritas verkaufen eigene Fonds für gläubige Katholiken.
mit Nachhaltigkeitsfonds fahren Anleger besser
Sie alle investieren ähnlich wie wie herkömmliche Nachhaltigkeitsfonds: Besonders sündige Branchen sind komplett ausgeschlossen, unter den Übrigen werden die nachhaltigsten Kandidaten herausgefiltert. Wie auch bei nicht-kirchlichen Nachhaltigkeitsfonds sind in der Regel Unternehmen aus der Rüstungsbranche, der Tabak-, Alkohol- und Glücksspielindustrie tabu, außerdem Betreiber von Atomkraftwerken. Zudem kommen Unternehmen auf den Index, deren Geschäft gegen katholische Werte verstößt, zum Beispiel Hersteller von Verhütungsmitteln.
Strenge Ausschlusskriterien mögen unter Glaubensgesichtspunkten gerechtfertigt sein, können allerdings die Rendite schmälern. Wer zum Beispiel Pharma-Aktien nicht im Portfolio hat, weil viele Pharma-Unternehmen Verhütungsmittel herstellen, musste in den vergangenen Jahren auf Rendite verzichten. Zahlen der Fondsratingagentur Morningstar belegen, dass christliche Fonds zuletzt schlechter abgeschnitten haben als Heiden-Produkte. Sie erzielten in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich 5,4 Prozent Plus pro Jahr; herkömmliche global investierende Aktienfonds schafften im selben Zeitraum im Schnitt 5,7 Prozent.
Gläubige Investoren dürften frohlockend auf Rendite verzichten, wenn sie als Gegenleistung ein reines Gewissen behalten. Wer sich nicht an katholischen Wertmaßstäben orientiert, ist allerdings mit Nachhaltigkeitsfonds, die weniger strengen Kriterien folgen, besser bedient.