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5 Minuten Geldanlage Großer Fonds = guter Fonds?

Groß muss nicht gleich gut sein. Morningstar-Experte Masarwah über den Irrglauben, dass Masse immer Anlageerfolg bedeutet.
Hedgefonds sind nicht beliebt, ihre Anlagestrategien aber machen Schule
Fonds sollten ihren Mittelzufluss steuern, meint Ali Masarwah

Ali Masarwah ist Chefredakteur der Finanzinformations- und Analysegesellschaft Morningstar Deutschland

Capital: Herr Masarwah, Fondsanbieter werben gerne damit, dass gerade große Fonds gute Performancewerte vorweisen könnten. Stimmt das überhaupt?

Masarwah: Ja und nein. Es stimmt tatsächlich, dass große Fonds in der Vergangenheit eine sehr gute Performance geliefert haben. Das hat zur Folge, dass Investoren angelockt werden und viel Geld in diese Fonds investieren. Werden diese Fonds auch künftig überdurchschnittlich gut abschneiden? Hier bin ich skeptisch. Auch dann, wenn die Vergangenheits-Performance eines Fonds durch das Können des Fondsmanagers und nicht durch Zufall erwirtschaftet wurde, wird es dieser Fonds bei exponentiell steigenden Zuflüssen schwerer haben, Erfolge der Vergangenheit zu wiederholen. Seine Renditen dürften sich immer mehr den Renditen des Marktes annähern, in den er investiert.

Insofern ist die Werbung der Fondsanbieter mit erfolgreichen Fonds irreführend. Statt dem Anleger zu suggerieren, dass ein großer Fonds auch künftig gegenüber der Konkurrenz erfolgreich sein wird, sollten sie sich auf die Aussage beschränken, dass ihr Fonds deshalb so groß ist, weil er in der Vergangenheit erfolgreich war. Aber so ein Spruch würde vermutlich keinen Anleger hinter dem Ofen hervorlocken.

Wie lässt sich Ihre These belegen?

Es gibt etliche wissenschaftliche Untersuchung, die zeigen, dass mit steigendem Volumen die Outperformance von Fonds abnimmt. Die Ergebnisse variieren natürlich mit den untersuchten Zeiträumen und Märkten, aber die These lässt sich durch viele Beispiele erhärten. Für den deutschen Markt habe ich in einem kleinen Test anhand der größten Mischfonds am Markt gemacht. Während die Langfristergebnisse etlicher großer Fonds, die hohe Zuflüsse verbucht haben, in der Tat positiv waren, hat sich das Rendite-Risiko-Profil im Zeitverlauf eher verschlechtert.

Welche Beispiele können Sie nennen, wo die Strategie „Großer Fonds - guter Fonds“ gescheitert ist?

Ein ziemlich spektakuläres Beispiel, das vermutlich auch einigen Investoren in Deutschland geläufig ist, ist der US-Fonds Fidelity Magellan, der lange vom sehr erfolgreichen Fondsmanager Peter Lynch verwaltet wurde und zeitweilig der größte Fonds weltweit war. Um die Jahrtausendwende wies der Fonds ein Vermögen von 110 Mrd. US-Dollar auf. Danach ging es abwärts. Heute dümpelt der Fonds mit einem Zwei-Sterne-Rating dahin, und das Vermögen ist auf 16,5 Mrd. Dollar zusammengeschmolzen. Es gibt auch hierzulande jede Menge Beispiele, die man beliebig nachvollziehen kann.

Wie steht es um die Fonds, die vor zehn Jahren noch zu den größten zählten?

Von den 20 größten Mischfonds, die im November 2004 am Markt waren, sind etliche verschwunden. Fonds wie der DWS PlusInvest (Wachstum), UBS Focused Equities Europe Flex, DWS PlusInvest (Balance) und Pioneer PF Global Progressive wurden im Verlauf der vergangenen zehn Jahre liquidiert oder auf andere Fonds verschmolzen – höchst wahrscheinlich lag das nicht am überbordenden Erfolg.

Warum fahren Anleger trotzdem auf große Fonds ab?

Sie hegen die Illusion, dass der Anlageerfolg dort zu finden ist, wo die Masse hinstrebt. Leider ist das ein nicht totzukriegender Irrglaube. Regionen, Asset-Klassen oder auch Fonds, welche die höchsten Renditen erzielt haben, sollten eher mit einer gesunden Portion Skepsis betrachtet werden.

Sollte man große Fonds besser meiden?

Nicht unbedingt, wer so vorgeht, schüttet das Kind mit dem Bade aus. Bei ETFs, die große Indizes wie den Dax 30, S&P 500 oder MSCI World abbilden, sollte das Vermögen sogar möglichst groß sein, weil das die Kosten niedrig hält. Auch bei aktiv verwalteten Fonds kommt es sehr stark auf den Einzelfall an. Fonds sollten eine gewisse Mindestgröße aufweisen – zu kleine Fonds sind häufig teuer, und sie sind wegen mangelnder Rentabilität für die Fondsgesellschaft Kandidaten für eine Schließung. Anleger sollten genau darauf schauen, wie stark ein Fonds gewachsen ist und wann er seine beste Rendite erzielt hat. Vor zu stark wachsenden Fonds würde ich warnen. Ich persönlich finde es sehr schade, dass in Deutschland kaum eine Fondsgesellschaft darauf achtet, dass das Vermögen erfolgreicher Fonds nicht aus dem Ruder läuft. Es gibt viele Möglichkeiten, die Mittelflüsse in Fonds zu steuern. Aber die Verlockung, die Cash-Kuh von morgen zu züchten, ist offenbar zu groß; der Anleger hat dann oft das Nachsehen.

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