ThyssenKrupp, Siemens und Infineon sind die Frühstarter in die Dividendensaison, weil ihr Geschäftsjahr bereits im September endet. Vorstand und Aufsichtsrat des Stahlkonzerns ThyssenKrupp haben den Aktionären eine stabile Dividende von 0,15 Euro je Aktie vorschlagen. Mehr gibt die jüngste Geschäftsentwicklung nicht her, doch damit schafft der Stahlkonzern nur eine magere Dividendenrendite von rund 0,6 Prozent. Das ist der vorletzte Rang im DAX-Dividendenranking.
Besser steht Siemens dar, die Investoren stärker an der starken Geschäftsentwicklung teilhaben lassen wollen. Der Elektronikkonzern erhöht daher seine Dividende von 3,50 auf 3,60 Euro. Das ergibt eine Rendite von 3,1 Prozent, die etwas über dem aktuellen Schnitt der DAX-Unternehmen von 3,0 Prozent liegt. Infineon als dritter Dividenden-Frühstarter wird am 16. Februar seinen Dividendenvorschlag von 0,22 Euro unterbreiten – zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Dennoch erreicht Infineon nur eine unterdurchschnittliche Dividendenrendite von 1,4 Prozent.
Das Gros der Analysten sieht die drei Unternehmen und den Rest der DAX-Konzerne auf einem guten Weg, einen neuen Ausschüttungsrekord zu schaffen. Die meist erfreulichen Ergebnisse des Vorjahres könnten für Anleger am Ende insgesamt 30,7 Mrd. Euro an Dividende bedeuten. Die Analysten der Commerzbank erwarten, dass 21 der 30 DAX-Unternehmen die Dividende erhöhen, während E.ON wohl die einzige Firma sein könnte, die die Ausschüttung kürzt.
Die Dividendenfalle
In diesem Jahr ist der Spitzenreiter im DAX-Dividendenranking ein gutes Beispiel für die Tücken der Dividendenbetrachtung. Denn ProSiebenSat1. Ist das DAX-Mitglied mit der höchsten Dividendenrendite, aktuell bei 5,0 Prozent. Die hohe Rendite ist aber vor allem auf den Kurseinbruch der vergangenen Wochen zurückzuführen und weniger auf eine positive Geschäftsentwicklung. Zwar dürfte die Ausschüttung laut Analystenerwartungen von 1,80 Euro auf 1,96 Euro steigen, aber der Kurseinbruch von 15 Prozent seit einem Jahr wiegt schwerer und lässt die Dividende in Relation zum Aktienkurs besonders attraktiv erscheinen. Das muss aber nicht so bleiben, entscheidend ist die Geschäftsentwicklung. Sollte sie sich nicht bessern, könnte es künftig zu einer Dividendenkürzung und somit zu einer niedrigen Dividendenrendite kommen.
In der Spitzengruppe der dividendenstärksten DAX-Titel sind auch die beiden Versicherer Münchener Rück und Allianz zu finden. Der weltgrößte Rückversicherer hat davon profitiert, dass die Großschäden im vergangenen Jahr ausgeblieben sind. Die gestiegenen Zinsen helfen beiden Versicherern, da sie eine bessere Rendite auf das verwaltete Kapital erwirtschaften dürften. Analysten gehen davon aus, dass die Dividende der Münchener Rück von 8,25 auf 8,45 Euro je Aktie für 2016 angehoben wird. Bei der Allianz wird mit einer Erhöhung von 7,30 auf 7,41 Euro gerechnet.
Neben den Versicherern überzeugen auch die Autobauer Daimler (4,7 Prozent) und BMW (3,9 Prozent) mit einer ansprechenden Dividendenrendite. Daimler will die Ausschüttung bei 3,25 Euro konstant lassen. Daimler hat mit 2,08 Mio. verkauften Fahrzeugen BMW als weltgrößten Premiumhersteller abgelöst. Bei BMW ist außerdem unklar, wie der Konzern von angekündigten Strafzöllen in den USA betroffen sein könnte.
Investmentalternativen
Anleger, die von hohen Dividenden profitieren wollen, haben neben dem direkten Aktienkauf noch eine Alternative, nämlich einen Umweg über Papiere, die von einer hohen Dividendenrendite profitieren. Sie verbessert nämlich die Konditionen von Seitwärtspapieren wie etwa Aktienanleihen oder Bonus-Zertifikaten. „Hier besteht die Chance, bei leicht steigenden oder fallenden Aktienkursen eine höhere Rendite als beim Aktienkauf zu erzielen“, erklärt Adrian Hurler, Derivate-Experte von Goldman Sachs. Mit der erwarteten Dividende wird die Struktur der Zertifikate finanziert, die in einer Seitwärtsphase ihre Stärken ausspielen.
Neben den beliebten Investments in DAX30-Aktien lohnt sich der Blick auf Ölwerte wie die französische Total oder die britische BP. Diese bieten bei hohen Cashflows stabile Erträge.
Auf die dividendenstarken Ölwerte Statoil, Royal Dutch Shell, Total und BP lässt sich sogar eine Multi-Aktienanleihe zusammenstellen, die einen Zinskupon von fünf Prozent im Jahr erlaubt (WKN VN6AK6) und gleichzeitig einen Puffer von jeweils 60 Prozent gegen fallende Kurse bietet sowie zusätzlich von steigenden Aktienkursen profitiert.
Wer es allerdings lieber noch defensiver mag, kann statt Dividenden auch wieder Zinserträge in Betracht ziehen. So bietet die 3,5jährige Festzinsanleihe Plus der IKB (WKN: A2BN96) eine Mindestverzinsung von 1,2 Prozent jährlich und sollten die Zinsen in Form vom 12-Monats-Euribor am Laufzeitende über 1,2 Prozent notieren, gibt es noch eine Bonuszahlung von ebenfalls 1,2 Prozent oben drauf. Das Anlagespektrum ist durch Dividendenerhöhungen sowie den gestiegenen Zinsen wieder breiter und attraktiver geworden. Anleger haben die Qual der Wahl.
Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben
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