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Geldanlage Familienwerte für Anleger

Aktien von Familienfirmen versprechen hohen Wertzuwachs. Anleger müssen Geduld haben, denn Unternehmer denken langfristig.
Simone Bagel-Trah ist Aufsichtsratsvorsitzende von Henkel. Sie stammt aus der Henkel-Familie. Das Bild zeigt sie neben einer Büste des Firmengründers
Simone Bagel-Trah ist Aufsichtsratsvorsitzende von Henkel. Sie stammt aus der Henkel-Familie. Das Bild zeigt sie neben einer Büste des Firmengründers
© Henkel

Deutschland hat traditionell einen starken Mittelstand. In vielen Familienunternehmen halten noch immer Patriarchen vom alten Schlag das Ruder in der Hand. Auch in vielen Konzernen haben Familien oder einzelne Anteilseigner großen Einfluss. Das gilt nicht nur für Deutschland: Mehr als die Hälfte der börsennotierten Unternehmen Europas hat einen Investor, der mehr als 20 Prozent der Stimmrechte besitzt. Lässt man Firmen außen vor, die eine für Anleger zu geringe Marktkapitalisierung aufweisen, hat man ein Universum aus mehreren Hundert Unternehmen, die einen signifikanten Familieneinfluss aufweisen.

Für Investoren sind familiengeführte Unternehmen interessant. Glaubt man Fondsmanagern und Analysten, haben solche Firmen großen, fremdgeführten Konzernen etwas voraus: Bei ihnen gibt es in der Regel keinen Interessenskonflikt zwischen Management, Eigentümern und Minderheitsaktionären. Anleger, die Aktien im Depot haben und schon einmal auf einer Aktionärsversammlung waren, kennen das Problem: Manchmal wissen sie genau, was das Beste für ein Unternehmen wäre – aber dessen angestellte Manager sehen das ganz anders. In familiengeführten Unternehmen mit engagierten Großaktionären fällt dieser sogenannte Agency-Konflikt weg.

Besser als der Aktienindex MSCI World

Entrepreneure sind meist mit einem Gutteil ihres Vermögens im eigenen Unternehmen engagiert, haben also ein persönliches Interesse daran, den Wert ihres Unternehmens zu steigern. Familienunternehmen punkten deshalb oft mit besonders soliden Bilanzen, sie gelten als langfristig orientiert und effizient geführt. Spezielle Familienunternehmen-Indizes gießen diese Einschätzung in harte Zahlen. Der Aktienindex CS-Family der Credit Suisse etwa, der die Entwicklung von 40 Familienunternehmen in den USA und Europa abbildet, hat den breiten Aktienindex MSCI World in den vergangenen zehn Jahren jedes Jahr um mehr als sechs Prozent übertroffen.

Wie bei allen Aktieninvestments kommt es allerdings auch bei der Anlage in Familienunternehmen darauf an, die richtigen Kandidaten für das Portfolio zu finden. Familiengeführte Firmen sind keine Selbstläufer, auch bei ihnen kann das Management Fehlentscheidungen treffen. Das konnte man etwa bei der Drogeriekette Schlecker beobachten, die 2012 Insolvenz anmeldete. Die meisten Familienunternehmen sind darüber hinaus in der Konsumgüterbranche oder der Industrie zuhause, das heißt in zyklischen Branchen. Sie verzeichnen also ein besonders starkes Wachstum, wenn die Wirtschaft boomt, können aber Probleme bekommen, wenn die Konjunktur lahmt. Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass ein Investment in zyklischen Branchen mit höheren Wertschwankungen einhergeht als ein Investment in nicht-zyklische Branchen.

In diesem Jahr im Minus

Mehrere Fonds, die sich auf Aktien von Familienunternehmen spezialisiert haben, nehmen Anlegern die Titelauswahl ab. Einer der ältesten Familienwerte-Fonds auf dem deutschen Markt stammt von der Düsseldorfer Vermögensverwaltung Grossbötzel, Schmitz und Partner. Der Fonds GS&P Family Business schaffte in den vergangenen drei Jahren ein Plus von rund 6,5 Prozent jährlich, verzeichnet seit Januar allerdings ein Minus von mehr als sieben Prozent. Der Fonds FT Unternehmerwerte von Frankfurt-Trust, dem Vermögensverwalter der BHF-Bank, hat auf Dreijahressicht um knapp 13 Prozent zugelegt, im laufenden Jahr verlor er aber rund 5,5 Prozent.

Familienunternehmen-Fonds sind in Deutschland bislang ein Nischeninvestment. Die bestehenden Produkte verwalten vergleichsweise wenig Geld. Möglich, dass Anleger von zwischenzeitlichen Verlusten enttäuscht waren. Wer in familiengeführte Firmen investiert, muss nämlich vor allem eins haben: Geduld. Gute Unternehmer denken in Generationen, nicht in Quartalen. Und dem Aktienmarkt ist es auf kurze Sicht egal, was beispielsweise die Familie Quandt umtreibt – Hauptsache, BMW verkauft viele Autos. Die wahre Stärke gut geführter Familien-AGs liegt darin, auf lange Sicht Werte zu schaffen. Anleger sollten deshalb mindestens fünf Jahre investiert bleiben, und zwischenzeitliche Wertschwankungen aushalten können.

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